Die Patentanten-onkelfrage

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Foto: shutterstock/Martin Kucera

Dicke Geldbörse oder großes Herz? Die Entscheidung, wen man dem neuen Erdenbürger als Taufpaten zur Seite stellt, will gut überlegt sein - schließlich ist es eine fürs Leben! Was es zu bedenken gilt und wie man den perfekten Antrag stellt ...

Guter Gott! Manche Entscheidungen fallen wirklich schwer. Die über den Taufpaten des eigenen Kindes zum Beispiel ... zumal es ja auch keine Job Description für diese Aufgabe gibt. Wer eignet sich dafür also am besten: Der Singlefreund mit dem dicken Bankkonto - für garantiert große Geschenke zum Kindergeburtstag? Oder doch lieber das verrückte Huhn mit dem breiten Grinsen - für jede Menge Spaß im Leben?

Der Kumpel aus Studientagen, mit dem der Sohn später mal das gesamte Männerprogramm vom Zelten übers Papierfliegerbasteln bis zum Wii- Spielen durchziehen kann? Oder wäre der vielleicht genau der Richtige für die Tochter, damit diese nicht vollständig im Lillifee-Hello-Kitty-Rausch untergeht?

Lebenslänglich

Die Auswahl, wen mit dem Patenamt betrauen, fällt nicht leicht. Zu Recht. Denn diese Entscheidung gilt lebenslänglich. Da lohnt es sich, die Wahl gut zu überlegen. "Die besten Paten sind nicht jene, die die dicksten Geschenke machen, und auch nicht die, denen man mit dem Amt nur einen Gefallen tun möchte", sagt Dr. Silvia Habringer-Hagleitner vom Institut für Religionspädagogik und Pädagogik an der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz. Vielmehr helfe es schon mal, wenn sie Herzlichkeit, Offenheit und Lebensfreude mitbringen.

Standardregeln für die Auswahl gibt es jedoch nicht. Wenn es darum geht, die richtigen Kandidaten herauszufiltern, helfen womöglich Fragen wie: Wer hat ein Herz für Kinder? Wer kann gut zuhören? Wer würde sich auch gegen Widerstände für unser Kind einsetzen? "Bevor Eltern jemanden fragen, sollten sie sich genau überlegen, welche Erwartungen und Einstellungen sie selbst dem Patenamt gegenüber haben und wie diese zu den Vorstellungen der potenziellen Taufpaten passen", rät Oberkirchenrätin Dr. Hannelore Reiner, langjährige Pfarrerin und heute Personalchefin der Evangelisch-lutherischen Kirche in Österreich.

Bindeglied zur Kirche

Mindestens ein Pate muss gefunden werden. Eine Obergrenze gibt es hingegen nicht. Aber wer ist nun Lady Perfect, wer Mister Right? Weiblich, ledig, jung? Männlich, wohlhabend, gesetzt? Die Kirchen legen andere Maßstäbe an: Getauft, gefirmt oder konfirmiert müsse der Betreffende sein, heißt es dort. Da Paten das Bindeglied zwischen Kind und Gemeinde darstellen, müssen sie nach wie vor Mitglied der Kirche sein. Verzwickt wird es, wenn der Auserwählte ausgetreten ist. Dann könnte man zunächst einmal mit Engelszungen auf ihn einreden - vielleicht ist er ja zum Wiedereintritt bereit. Falls nicht, bieten die Kirchen den Job des Taufzeugen an: kein offizieller Pate, aber vermutlich eine Kompromisslösung, mit der alle Beteiligten leben können.

Andere Dinge sind weniger kompliziert. Wenn etwa die auserwählte Person bei der Taufe verhindert ist - wegen eines Krankenhausaufenthalts oder einer wichtigen Dienstreise beispielsweise -, kann sie dennoch Taufpate sein. Veraltet ist mittlerweile auch die Vorstellung, dass die Kinder zu den Paten kommen, sollten deren Eltern sterben. Wer das trotzdem so möchte, muss es mit ihnen besprechen und beim Notar beurkunden lassen.

In guten wie in schlechten Zeiten

Selbst wenn man die Paten nicht für den Worst Case bestimmt: Ein Vertrauensbeweis ist die Ernennung auf jeden Fall. "Das Patenamt adelt eine bestehende Freundschaft", so Hannelore Reiner. "Aus einer Freundin oder einem Freund kann ein neues Familienmitglied werden.Überlegen Sie also gut, wen Sie zusätzlich in der Mischpoche haben wollen und zwar in guten wie in schlechten Tagen".

Taufpaten sollen schließlich besonders dann da sein, wenn es dem Kind einmal schlecht geht und den Eltern die Kraft fehlt, sich ausreichend zu kümmern. Pubertät, Beziehungskrisen, Krankheiten der Eltern: Kinder, die dann eine zusätzliche Vertrauensperson um sich haben, können sich glücklich schätzen.

Ganz schön hohe Erwartungen? Stimmt. "Doch Eltern sollten realistisch bleiben", rät Silvia Habringer-Hagleitner. Mit einer gelungenen Wahl können sie zwar eine gute Basis schaffen, mehr aber auch nicht, so die Dozentin. "Ist die Entscheidung gefallen, sollte man sich überraschen lassen, was das Leben bringt".

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