Kindersitze - was man beachten sollte!
von Eva Sorantin

- Die traurige Wahrheit: Immer noch sind drei von fünf Kindern im Auto nicht richtig gesichert. Und das mit oft verheerenden Folgen. Denn bei einem 50 km/h-Frontalaufprall werden Pkw-Insassen innerhalb einer Zehntelsekunde mit rund 30-fachem Körpergewicht nach vorne geschleudert – was einem ungebremsten Sturz aus zehn Metern Höhe entspricht! Für Babys und Kleinkinder ist das besonders fatal: Durch ihren verhältnismäßig großen und schweren Kopf kann es zu schwersten Kopf- und Wirbelsäulenverletzungen kommen.
Während die Eltern in der ersten Sitzreihe neben Gurt, Gurtstraffer und Gurtkraftbegrenzer auch noch mehrere Airbags und eine aktive Kopfstütze zum Schutz haben, hängt das Überleben ihrer Kinder im Ernstfall von einer einzigen Einrichtung ab: dem korrekt eingebauten Kindersitz.

Babyschalen und Kindersitze immer neu kaufen.
Niemand kann überprüfen, ob ein gebrauchter Sitz
wirklich noch sicher ist.
Kindersitz je nach Alter
"Ein Kind braucht in seinem Leben drei Kindersitze", heißt es vonseiten des Kindersitzfachhändlers "Die Zwergperten".
Nach der gültigen "i-Size"-Regelung orientieren sich die Kindersitz-Gruppen an Gewicht und Größe:
- Gruppe 0/0+: Für Babys bis ca. 12 Monate (bis ca. 80 cm)
- Gruppe 1: Für Kleinkinder von 9 Monaten bis ca. 4 Jahren (ca. 70-105 cm)
- Gruppe 2/3: Für Kinder von rund 3,5 bis 12 Jahren (ca. 100–150 cm).
Dazu kommt:
- Bis zum Alter von 15 Monaten müssen Kinder im i-Size-Kindersitz der Gruppen 0/0+ und 1 grundsätzlich gegen die Fahrtrichtung sitzen.
- Für den Gruppe-1-Sitz empfiehlt sich ein Reboarder, der erwiesenermaßen am sichersten ist: Rückwärts gerichtete Kindersitze reduzieren die Gefahr schwerer Verletzungen bei einem Frontalunfall um ca. 90 Prozent, vorwärts gerichtete um rund 60 Prozent.
- Danach kommt ein Sitz der Gruppe 2/3 an die Reihe, der bereits mit dem Autogurt funktioniert.
Einteilung in Normgruppen schön und gut. Bekanntlich richten sich Kinder aber nicht nach Normen. In der Frage, ab welcher Körpergröße bzw. bei welchem Gewicht ein Sitz gewechselt werden soll, sollte man daher unbedingt die Angaben des Herstellers beachten!
Kinderautositze nach der i-Size-Norm bieten jedenfalls verbesserten Schutz bei einem Seiten- und Frontalaufprall sowie wesentlich mehr Schutz für den Kopf- und Nackenbereich. Außerdem sind sie mit allen i-Size-Autos und fast allen Isofix-Autos kompatibel, was die Fehlerwahrscheinlichkeit beim Einbau des Sitzes deutlich reduziert.
Drei Kindersitze braucht ein Kind in seinem Leben:
- eine Babyschale
- einen Reboarder bis zu einem Alter von mindestens 15 Monaten, am besten aber bis zum 4. Geburtstag
- und einen Kindersitz der Gruppe 2/3, der mit dem Autogurt fixiert wird.

Würden Sie Ihr Kind aus zehn Metern Höhe aus dem Fenster werfen? Wohl kaum!
Genau diese Kräfte wirken aber bei einem Frontalunfall bei nur 50 km/h auf Ihr Kind.
Darum bitte immer den Kindersitz verwenden!
Die gute Nachricht: 83 Prozent der im Auto gesicherten Kinder überstehen einen Unfall unverletzt!
LEBENSWICHTIG:
13 Tipps zum Thema Kindersitz
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BABYS: REBOARD
Babyschalen müssen immer gegen die Fahrtrichtung montiert werden. Diese Position bietet den besten Schutz bei Unfällen.
Schauen die Beinchen über den unteren Schalenrand, ist das kein Problem.
Der Kopf darf allerdings keinesfalls den oberen Sitzrand überragen.
Im Sinne der Sicherheit sollten Babys und Kleinkinder so lange wie möglich reboard - also gegen die Fahrtrichtung - sitzen. Kindersitzfachhändlerin Sonja Schimböck von "Zwergperten" empfiehlt das sogar für die ersten vier Lebensjahre, was in Skandinavien übrigens bereits seit vielen Jahren üblich ist. -
HERSTELLERANGABEN BEACHTEN
Genau lesen, bis zu welcher Körpergröße der Sitz benutzt werden darf. -
GRÖSSENVERSTELLUNG NUTZEN
Der Scheitel des Kindes muss bei der Babyschale unterhalb des oberen Schalenrandes bleiben. Auch der Gurtverlauf ist zu beachten. Hinweise dazu entnehmen Sie den Herstellerangaben. -
BABYSCHALE RICHTIG FESTMACHEN
Auf Isofix-Basis einklicken und darauf achten, dass die Anzeige tatsächlich auf Grün steht. Wird die Schale mit dem Autogurt befestigt, ganz genau den richtigen Gurtverlauf checken. -
GURT BEIM KINDERSITZ RICHTIG EINFÄDELN!
Es gibt einige Möglichkeiten, den Gurt falsch einzufädeln - mit fatalen Folgen!
Speziell bei Kindersitzen der Gruppe 2/3, die mit dem Autogurt fixiert werden, ist penibel auf den Gurtverlauf zu achten.
Der Beckengurt darf nicht über den Bauch führen, weil sonst schwere Bauchverletzungen drohen, er soll aber auch nicht zu weit unten auf den Oberschenkeln sitzen.
Ähnlich verhält es sich mit dem Schultergurt: Idealerweise verläuft er über dem Schlüsselbein, nicht aber zu hoch beim Hals, weil das Kind im Ernstfall stranguliert würde. Ist der Schultergurt wiederum zu knapp am Schultergelenk, kann er herunterrutschen und hilft gegebenenfalls gar nicht. Am besten vom Profi im Fachgeschäft zeigen lassen und selbst gleich ausprobieren.
Auch diesbezüglich gilt: genau die Herstelleranleitung lesen. Das betrifft übrigens alle Gruppen von Kindersitzen! -
BASISSTATION
Eine Basisstation gilt als einfachste Variante, einen Kindersitz zu montieren. Die Dockingstation wird mit dem Isofix-System des Autos verbunden, wodurch sich dann die Babyschale mühelos ein- und ausklicken lässt.
Kindersitze mit Isofix-Befestigung sind weniger fehleranfällig beim Einbau, da sie durch eine EU-normierte Steckverbindung starr mit dem Fahrzeug verbunden sind. -
HOSENTRÄGERGURT FEST ANZIEHEN
Auch wenn es nicht so bequem erscheint: Die Schultergurte müssen immer straff am Körper anliegen.
Achtung bei winterlichen Autofahrten: Zwischen Gurt und Kind darf keine dicke Jacke sein - sie verzögert bei einem Unfall die Schutzwirkung des Gurts beträchtlich. Tipp: Rein ins Auto - raus aus dem Anorak! Lieber eine wärmende Decke über Kind und Kindersitz legen. -
BEIFAHRERSITZ
Kinder unter 150 Zentimetern dürfen nur in einem geeigneten Rückhaltesystem in der ersten Sitzreihe sitzen.
Achtung: Ist der Kindersitz gegen die Fahrtrichtung montiert, muss der Beifahrer-Airbag ausgeschaltet werden, sonst besteht Lebensgefahr!
Ist das bei Ihrem Wagen nicht möglich: ab auf die Rückbank mit Junior. Angaben des Autoherstellers genau beachten! -
KINDER SIND KEINE KLEINEN ERWACHSENEN
Achten Sie darauf, dass sich Ihr Kind während der Fahrt nicht selbst abschnallt. Machen Sie ihm unmissverständlich klar: Ist es nicht angeschnallt, kann das Auto nicht los- bzw. weiterfahren. -
ABSTAND BEWAHREN
Von der Nasenspitze des angegurteten Kindes bis zum Vordersitz braucht es 55 Zentimeter Sicherheitsabstand! -
HÄNDE WEG VON GEBRAUCHTEN SITZEN
Niemand kann die Sicherheit eines gebrauchten Sitzes überprüfen oder garantieren. Unsichtbare Haarrisse können dessen Schutzwirkung des Sitzes im Ernstfall auf Null reduzieren. Sparen Sie daher nicht beim Kindersitz. Von älteren Geschwistern sind Sitze vorhanden? Nun: Meistens sind Kindersitze für die Nutzungsdauer von zwei Geschwisterkindern konzipiert. Im Zweifelsfall aber lieber die Herstellerangaben lesen!
Nach einem Unfall muss ohnehin jeder Kindersitz ausgetauscht werden! Schon nach einem Aufprall mit nur 10 km/h ist er nicht mehr sicher! Wenn das Geld knapp ist: Fachhändler bieten in der Regel Ratenzahlungen an. -
AUTO, KIND UND KINDERSITZ MÜSSEN ZUSAMMENPASSEN!
Nicht jeder Sitz passt in jedes Auto, nicht jeder Sitz ist für jeden Autotyp zugelassen, und nicht jedes Kind findet mit seiner persönlichen Statur in jedem Sitz Platz.
Einen Kindersitz gilt es daher immer mit Auto und Kind auszuprobieren.
Ein Fachhändler kann Sie individuell beraten und Ihnen auch den Einbau des Sitzes vorführen. -
DAS KIND IM AUTO IMMER SICHERN!
Wie kurz die Strecke, wie unbefahren die Straße auch ist: Ein ungesichertes Kind im Auto befindet sich in Lebensgefahr!

SICHER REISEN IN JEDEM ALTER
Seit kurzem gibt es von Swandoo auch einen Sitz für die
größeren Kids (100 - 150 cm). Nach der preisgekrönten Babyschale
und dem mehrfach ausgezeichneten Reboarder vervollständigt
die Wiener Marke mit Charlie ihre Produktlinie an
hochwertigen und intuitiven Kindersitzen für alle Altersklassen.
Lexikon Kindersitz
- CPOD: Automatische Airbag-Deaktivierung (Child Presence and Orientation Device).
Achtung: Funktioniert nur mit einem vom Fahrzeughersteller als Originalzubehör angebotenen Kindersitz! - i-Size: Die aktuellste Norm für Kinderautositze. i-Size – auch als "Super-Isofix" bezeichnet – steht für die Verbindung zwischen Kindersitz und Fahrzeug.
Findet sich das i-Size-Symbol sowohl im Fahrzeug als auch am Kindersitz, kann der Sitz garantiert eingebaut werden. - Isofix: EU-normierte Steckverbindung zwischen entsprechend ausgestatteten Fahrzeugen und Kindersitzen.
Isofix-Sitze werden über zwei Metallhaken mit dem Fahrzeug verbunden. - Isofix-Base: Plattform, die man via Isofix- System im Auto montiert.
Der Kindersitz wird per Klickverschluss auf der Plattform befestigt. - Reboarder: Begriff für größere rückwärtsgerichtete Kindersitze.
- Top-Tether: Zusätzlich erforderliche Befestigung bei manchen Sitzen.
Mit einem am oberen Ende des Sitzes befestigten Haltegurt wird dieser über die Rückenlehne an einem Verankerungspunkt im Auto fixiert
Fotos: Hersteller
INFOS
Wichtige Infos für autofahrende Eltern zum Thema Kindersicherheit:
Autorin
Eva Sorantin ist Chefredakteurin von NEW MOM, Mutter von vier Kindern und beruflich schon seit über 20 Jahren in der Verlagsbranche im Bereich Familienmedien tätig. Wenn sie nicht gerade für NEW MOM Artikel schreibt, findet man sie viel in der freien Natur beim Wandern, Radfahren oder Schwimmen.