Mahlzeiten sollten nicht einfach nur sättigen. In bestimmten Lebensmitteln verstecken sich vielmehr Nährstoffe, die wahre Wunderdinger sind. Zu den begehrenswertesten für Frauen mit Kinderwunsch oder in der Frühschwangerschaft zählt Folsäure ...
Folsäure - Wirkung
Der menschliche Körper braucht Folsäure, damit sich neue Zellen bilden und wachsen können. Bei einer Schwangerschaft leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung von Neuralrohrdefekten - das sind Fehlbildungen von Gehirn und Rückenmark des ungeborenen Kindes. Als Zeitpunkt für die Entstehung von Neuralrohrdefekten sind die ersten vier Wochen der Schwangerschaft festzumachen. Kommt es da zu einer Panne, wächst ein Kind mit teilweise oder vollständig fehlendem Gehirn oder einer Fehlbildung des Rückenmarkverschlusses (Spina bifida) heran. Der fehlende Verschluss des Neuralrohres und der Wirbelbögen kann in seiner Ausprägung stark variieren - und lässt sich durch ausreichende Versorgung mit Folsäure vermeiden.
Aber auch das Wachstum der Gebärmutter, die Bildung des Mutterkuchens und die gesteigerte Blutbildung bei der Schwangeren bedingen einen Mehrbedarf an Folsäure.
Was ist Folsäure?
Folat ist ein wasserlösliches Vitamin des Vitamin-BKomplexes und gehört zu den essentiellen Nährstoffen. Unter der Bezeichnung "Folsäure" ist die synthetisch hergestellte Form des Vitamins bekannt. Zwischen der synthetischen und der natürlichen Form besteht ein wesentlicher Unterschied: Das in Lebensmitteln vorkommende Vitamin B9 liegt als Pteroylpolyglutaminsäure vor, während die synthetisch hergestellte Form lediglich ein Glutamylrest ist und daher als Pteroylmonoglutaminsäure bezeichnet wird.
"Poly" versus "mono": Wie sich dieser Unterschied auswirkt? Er beeinflusst die Aufnahme und Verarbeitung im Körper.
Polyglutamate kann der menschliche Organismus nur langsam aufnehmen, weil die anhaftenden Aminosäurereste erst abgespalten werden müssen.
Monoglutamate hingegen können ohne Umbau und unabhängig von der im Körper vorherrschenden Sättigung des Vitamins aufgenommen werden.
Anders ausgedrückt: Die Bioverfügbarkeit von Nahrungsfolat beträgt nur etwa 50 Prozent, jene der synthetischen Form hingegen liegt bei 95 Prozent.
Kein Wunder also, dass sich der Folatbedarf durch eine ausgewogene Ernährung häufig nicht decken lässt. Aus diesem Grund ist es auch sinnvoll, wenn Frauen mit Kinderwunsch Folsäure zusätzlich zu einer ausgewogenen Ernährung einnehmen.
Schwangeren und Stillenden wird aufgrund des erhöhten Bedarfs eine Zufuhr von 550 μg Folat pro Tag empfohlen. Zusätzlich zur Ernährung gilt es daher mindestens vier Wochen vor Beginn der Schwangerschaft sowie im ersten Schwangerschaftsdrittel 400 μg synthetische Folsäure in Form eines Präparates aufzunehmen (Referenzwerte 2016 der Ernährungsgesellschaften DGE, ÖGE, SGE und SVE).
UND WO IST VITAMIN B9 DRINNEN?
Die Natur stellt Folat in pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln für uns bereit. Wir müssen nur noch zugreifen: Wahre "Folat-Bomben" sind etwa Rindsleber (592 μg/100 g), Weizenkeime (520 μg/100 g), Kichererbsen (340 μg/100 g) und Sojabohnen (250 μg/100 g). Aber auch Grünkohl (187 μg/100 g), Sojasprossen (160 μg /100 g) und Spinat (145 μg/100 g) enthalten viel wichtiges Folat. Das kommt außerdem mit Milch und Eiern (67 μg/100 g) auf den Tisch.
Foto: PantherMedia/Dmitriy Syechin Bitte zugreifen: Weizenkeime sind richtige Folsäure-Bomben!
Mit gut gewählten Nahrungsmitteln macht Essen mehr als nur satt: Es wirkt sich positiv auf unsere Gesundheit aus. Wenn ein Baby auf dem Weg ist, fallen Leitsprüche wie "Voll gut statt nur gut voll" meist auf besonders fruchtbaren Boden. Gut so, denn auch wenn das Glück über die Schwangerschaft gerade riesengroß ist, steht eines doch fest: Man kann nicht nur von Luft und Liebe leben!