Nachhaltigkeit und Konsum – ein Widerspruch?
„Was wir heute tun, entscheidet darüber, wie die Welt morgen aussieht“, mahnte Marie von Ebner-Eschenbach bereits um 1900. Damals wurde Spielzeug überwiegend aus Metall oder Holz hergestellt und oft über Generationen weitervererbt. Das Zitat der österreichischen Schriftstellerin gewinnt in den letzten Jahren immer mehr an Brisanz.
In Deutschland besitzt ein Kind im Durchschnitt etwa 280 Spielsachen. Gibt es ein Zuviel an Spielzeug? „Ja“, sind SpielexpertInnen und PädagogInnen überzeugt, denn Kreativität braucht Raum. ForscherInnen in den USA fanden heraus, dass Kinder in Räumen mit weniger Spielzeug sowohl fokussierter als auch kreativer spielen.
Doch im Alltag tritt nicht nur diese Erkenntnis, sondern auch der Nachhaltigkeitsgedanke oft in den Hintergrund: Pro Kind werden regelmäßig Spielwaren angeschafft, die oft nach wenigen Wochen in einer Ecke verstauben. Es gibt aber sinnvolle Alternativen zur regelmäßigen Anschaffungsflut.
Spielfreude zum Mieten
Tribu
Eine Alternative bietet Tribu an – ein Unternehmen, gegründet von Müttern, die sich in ebendiesem Gewissenskonflikt befanden. Bei Tribu können Spielzeugboxen gemietet werden.
Zu Beginn wird das Alter des Kindes ausgewählt. Je nach Wunsch wird eine neue Box mit sieben bis neun hygienisch gereinigten und desinfizierten Spielsachen zusammengestellt, die dem Alter des Kindes entsprechen. Online gibt es interessante Spielanregungen zum versendeten Spielzeug und einen pädagogischen Leitfaden.
Ist das Kind von den Spielsachen gelangweilt oder den Spielideen entwachsen, kann die nächste Box angefordert werden. Die „ausgespielte“ Box wird versandkostenfrei an Tribu zurückgeschickt.
Die Mietversicherung, die im Abopreis enthalten ist, deckt eventuelle Unfälle oder Beschädigungen ab. Sollte sich das Kind einmal in ein Spielzeug verlieben und es nicht mehr zurückschicken wollen, ist das auch kein Problem: Die Box wird einfach ohne das Lieblingsspielzeug abgegeben und der Preis des zurückbehaltenen Spielzeugs vom Konto abgebucht.
Die Spielzeugboxen starten ab der Geburt und sind für Kinder bis zum Grundschulalter interessant.
Paul & Lori
Ein ähnliches Verleihprinzip ermöglicht das Unternehmen Paul & Lori. Hier erhält man alle drei Monate eine passende Spielbox mit neuen und gebrauchten Spielsachen. Mitgeliefert werden auch hier Spielanregungen, zudem kleine Geschenke, die behalten werden dürfen.
Kinderwagen, Roller & Co
StrollMe
Das System funktioniert aber nicht nur bei Spielzeug. Das deutsche Unternehmen StrollMe entstand im Jahr 2020 ebenfalls aus den Nachhaltigkeitsüberlegungen zweier junger Familienväter. Wieso sollte man einen Kinderwagen teuer im Laden kaufen, wenn man ihn auch einfach monatlich mieten kann?
Bei StrollMe können Kinderwägen, Babytragen, Scooter, Fahrräder, Wippen und vieles mehr ausgeliehen werden. Besonders spannend sind Rutschen, Trampoline, Stapelsteine und Klettergerüste, die ebenfalls für drei bis 24 Monate gemietet werden können. Gerade diese Spielgeräte sind für Kinder oft nur kurzzeitig interessant und brauchen in der Wohnung viel Platz.
Nomadi
Bei Nomadi gibt es neben Spielzeug, Kinderfahrrädern und Sofas auch einen Lernturm, ein Babyphone und einen Wickeltisch zu mieten. Die Rücksendung ist gratis.
Für einige neue Produkte gibt es auch eine Rückkaufgarantie. Diese Produkte können gekauft und sechs Monate lang getestet werden. Entspricht das Produkt dann nicht den Erwartungen, kann es zurückgeschickt werden und es wird nur der Betrag für die sechsmonatige Miete einbehalten. Einzelne gebrauchte Produkte, die nicht mehr weitervermietet werden, gibt es online zu erwerben.
Nachhaltigkeit im Kinderzimmer
Teilen statt neu kaufen – kann das ein Konzept sein, das dazu beiträgt, unseren Planeten zu schützen? Zumindest ergibt es Sinn, dem Nachwuchs mit gutem Beispiel voranzugehen, denn Nachhaltigkeit ist ein Wert, der nur dann weitervermittelt werden kann, wenn wir selbst danach leben.
Ganz nebenbei lernen die Kinder den Wert ihrer Spielsachen zu schätzen. Schließlich muss auf jedes geliehene Spielzeug gut aufgepasst werden und alles, was die Kleinen in die Hände bekommen, hat bereits eine Geschichte zu erzählen. Ein Kinderzimmer, das nicht bis an die Decke mit Spielzeug zugestellt ist, bietet außerdem viel Raum für die kreative Entfaltung der Kinder.
Tribu
- bietet Spielboxen an, die je nach Entwicklungsstand des Kindes getauscht werden können
- Mietkauf möglich
StrollMe
- Vermietung von Kinderwägen, Fahrrädern, Kindermöbeln & Co
- kein Mietkauf möglich
Paul & Lori
- Spielboxen mit Spielsachen zur Miete plus Spielwaren, die behalten werden dürfen
- Möglichkeit, einzelne Produkte zu kaufen
Nomadi
- neben Kinderwägen und Spielsachen werden auch Wickeltische, Lerntürme und Babyphones vermietet
- Möglichkeit, einzelne Produkte zu kaufen
Autor:in:
Zur Person Marion Brugger ist ausgebildete Kindergartenpädagogin, Horterzieherin und Volksschullehrerin. Außerdem ist sie Verfasserin eines Buches zum Thema Begabungsförderung. Sie hat eine Tochter und unterrichtet an einer Volksschule in Wien.…