Die Dosis macht das Gift?
Die Fakten
- 35 Prozent der Jugendlichen geben an, digitalen Zeitstress wahrzunehmen
- 60 Prozent der Teenager gehen davon aus, dass sie auf eine WhatsApp-Nachricht innerhalb weniger Minuten eine Antwort erhalten
- und zwei Drittel greifen unmittelbar nach dem Aufwachen zu ihrem Handy …
Alarmierende Zahlen, die eine Befragung von 400 Jugendlichen durch Saferinternet im Frühjahr 2019 ergab.
Tagung zum Thema „Digitalisierung und Familie“
Unweigerlich beeinflusst die Digitalisierung auch das Familienleben massiv. Grund genug für den Katholischen Familienverband, eine Tagung zum Thema „Digitalisierung und Familie“ zu organisieren, um sich diesem Thema anzunähern.
„Vernetzt und verbunden“ hieß es daher im April 2019 in Salzburg. Über 120 Eltern, Großeltern, Pädagoginnen und Pädagogen sowie andere Interessierte nutzten die Chance, sich mit dem Thema Digitalisierung und Familie auseinanderzusetzen.
- Erste Erkenntnis: Es liegt an uns Eltern, Kindern und Jugendlichen das richtige Rüstzeug für den Umgang mit digitalen Medien mitzugeben.
Und: Unsere Vorbildwirkung macht es aus! Sind wir im Hier und Jetzt präsent oder haben wir häufig das Handy in der Hand? Wie oft müssen unsere Kinder um unsere Aufmerksamkeit kämpfen, weil wir gerade in eine digitale Parallelwelt abgetaucht sind? Vermitteln wir, dass ein Handyklingeln absolute Priorität hat, oder genehmigen wir uns bewusst digitale Auszeiten? Diese Erkenntnis wurde unter anderem auch schon im Projekt „Gutes Leben“ des KFÖ umgesetzt: Über 4.000 teilnehmende Familien waren im Oktober aufgefordert, eine Woche lang einen sehr bewussten Umgang mit Handy und Co. zu pflegen und ihre Angewohnheiten kritisch zu hinterfragen. - Eine weitere Erkenntnis: „Die Dosis macht das Gift!“
Mit diesem Satz brachte Neurobiologe Bernd Hufnagl seinen Vortrag auf den Punkt: Im verantwortungsvollen Umgang mit der Digitalisierung liegt noch keine Gefahr. Kritisch wird es für den Experten, wenn „FOMO“ – die „Fear of Missing Out“ – ins Spiel kommt. Der englische Begriff beschreibt die Angst, etwas zu versäumen.
Untersuchungen von Neurologen weisen nach, dass immer weniger Menschen in der Lage sind abzuschalten. Das menschliche Gehirn gewöhnt sich an die permanenten Reize, die durch WhatsApp-Nachrichten, Push-Benachrichtigungen etc. verursacht werden, und wartet immer gieriger auf neue Reize. Das führt zur Angst, etwas zu versäumen.
Hufnagl rät zu regelmäßigen Auszeiten und zu mehr Tagträumen: Dadurch wird im Gehirn jenes Netzwerk aktiviert, das die oft so notwendige Außenperspektive auf das eigene Leben zulässt. - Dass Digitalisierung nicht nur kritisch gesehen werden muss, ist die dritte Erkenntnis aus der Fachtagung des KFÖ: Statt Jugendlichen den Umgang komplett zu verbieten, ist es wichtig, zu fördern. Wer weiß, wie einfach Fake News produziert werden können, wird nicht mehr so schnell darauf hereinfallen. Wer über Gefahren fehlender Privatsphäre informiert ist, aber Zugang zu sozialen Netzwerken hat, wird verantwortungsvoller damit umgehen, wie bei einem heimlichen Account.
Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser, lautet hier die Devise. Denn eines muss uns Eltern auch klar sein: Die junge Generation wächst mit digitalen Devices auf und ist erstaunlich fit im Umgang mit Virenfiltern und Co.!
Gute Tipps für den richtigen Umgang mit der Digitalisierung gibt es bei saferinternet.at, einem Verein, der auf das Thema Internet spezialisiert ist.
Dr. Alfred Trendl: „Es ist notwendig, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, und es macht sogar Spaß. Die Digitalisierung findet statt – ob wir dabei sind oder nicht!“
Autor:in:
Zur Person: Dr. Alfred Trendl ist Steuerberater und leitete über viele Jahre den Katholischen Familienverband (www.familie.at). Gratisauskünfte in Familien-Steuerfragen unter: steuerinfo@familie.at. Alle Angaben ohne Gewähr! Aktuelle Artikel