Die Bedeutung guter Manieren und korrekter Umgangsformen wird von den Generationen zweifellos unterschiedlich bewertet – was aber kein Phänomen unserer Zeit ist. Vielmehr haben die Jungen die Wertigkeiten der Eltern schon immer infrage gestellt. Ähnlich verhält es sich mit dem passenden Outfit. Wie auch immer man darüber denken mag: Zumindest sollten Kinder das Rüstzeug mitbekommen, um gesellschaftlich bestehen zu können. All das will erlernt sein! COOL DAD mit einem „Crashkurs“ in Sachen Bekleidung: Wie Väter Vorbild sein und ihren Kids die Grundlagen vermitteln können.
Alles, was Kinder sehen, hören, erleben, formt ihr Ich. Lebt man ihnen auf positive Weise vor, Etikette und Regeln einzuhalten, und wertet diese nicht ab, geht man als prägendes Vorbild voran. So, wie man seinem Nachwuchs höfliches Grüßen, Pünktlichkeit und Tischmanieren nahe bringt, kann man ab einem gewissen Alter auch das Gefühl für dem Anlass entsprechende Kleidung vermitteln. Beides gehört zur Grundbildung,um das Leben einfacher und erfolgreicher zu gestalten. Statt aber Vorgaben à la „Das ziehst zu jetzt an!“ zu liefern, sollten Sie Ihrem Kind erklären, warum es dieses oder jenes gerade heute tragen sollte.
Denn so viele unterschiedliche Aktivitäten und Anlässe das gesellschaftliche Miteinander bereithält, so viele Kleidungsvorschriften gibt es auch. Vieles, was im Alltag selbstverständlich getragen wird, eignet sich nicht für andere Anlässe. Die Junioren sollten also so früh wie möglich lernen, zwischen eleganter, Sport-, Freizeit- und Alltagskleidung zu differenzieren. Wie aber im Dschungel der Do’s and Don’ts zurechtfinden? COOL DAD hat sich auf die erzieherischen(Irr-)Wege durch Alltagssituationen und die hierfür erforderlichen Dresscodes begeben.
FESTLICHE ANLÄSSE
Mit zunehmendem Alter und wachsendem Interesse gilt es Kindern bewusst zu machen, dass sich die Bedeutung besonderer Anlässe wie eines Theaterabends, eines Restaurantbesuchs, von Festivitäten wie Weihnachten oder Geburtstagen auch im optischen Auftritt manifestieren sollte.
Kinder können nun die Chance bekommen, solche Anlässe abseits des Alltags hinsichtlich ihrer Kleidung mitzugestalten. Ein festliches Kleid für die Tochter, eine elegante Stoffhose, ein weißes Hemd, ein eleganter Pullover oder ein Blazer für den Sohn darf im Kleiderschrank schon Platz finden. Ab dem Alter von etwa zehn Jahren ist zu diversen Gelegenheiten auch ein Anzug passend. Wenn aber die achtjährige Tochter mit der Luxushandtasche der Mutter und der Schminke eines Filmstars zum Abendessen aufbrechen darf, wird das Geschmacksempfinden in falsche Bahnen gelenkt, dafür erntet sie höchstens mitleidiges Lächeln.
Kinder sollten auch bei der Wahl der Kleidung Kinder bleiben dürfen!
REISEN
„Warum reisen immer die falschen Leute und die richtigen bleiben daheim?“, fragte sich der britische Humorist Noël Coward dereinst und mag damit wohl auch die Bekleidung mancher Touristen im Flugzeug oder in der Bahn gemeint haben.
Reisen sollte für Kinder und Jugendliche bequem und abwechslungsreich sein. Das heißt aber nicht, dass die Youngsters sich auf dem Weg ans Reiseziel in Trainingsanzug, Fußballdress oder – in Vorfreude auf den Strand – Badekleidung hüllen sollten. Gerade wenn man, wie es im Flugzeug der Fall ist, mit vielen fremden Menschen über längere Zeit auf engem Raum zusammen ist, spielt das taktvolle Miteinander in seinen feinen Nuancierungen eine entscheidende Rolle. Im Rahmen des Reisens lässt sich das Kindern perfekt vermitteln.
IM HOTEL
Das Hotel oder der Ferienclub ist ein vorübergehendes Domizil, in dem sich Erwachsene wie Kids wohlfühlen wollen. Badeshorts, Bikini und Flip-Flops gehören an den Strand und sollten auch dortbleiben. Wenn Sie als Erwachsener für Mahlzeiten das Strandoutfit ablegen und sich umziehen, vermitteln Sie diese Regel ohne viele Worte auch Ihrem Kind. Mit Sommerkleid, T-Shirt oder Polo, kurzer oder langer Freizeithose sowie Sommerschuhen oder Sandalen sind die jungen Urlauber passend gekleidet.
CONCLUSIO
„Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance“, lautet ein gängiges Sprichwort. Trends kommen und gehen – Stil aber bleibt. Wer einige Grundregeln beachtet, bewegt sich kleidungsmäßig jedenfalls stets auf sicherem Terrain.
Für die Grundausstattung der Garderobe sollten sich junge Damen und Herren unbedingt Klassiker zulegen. Das perfekte Startpaket besteht aus weißer Bluse und festlichem Kleid für sie, weißem Hemd, Blazer mit grauer Stoffhose oder Anzug für ihn und Lederschuhen für beide. Auf dieser Basis lässt sich je nach Anlass oder Wunsch auch noch experimentieren.
Sobald die Junioren mit einer Berufsausbildung beginnen oder eine höhere Schule besuchen, sollten sie mit Wendungen wie „smart casual“, „business casual“, „business style“, „black tie“, „no brown after six“ und „no brown in town“ jedenfalls vertraut sein.
Stilfindung ist ein Prozess, der lange dauern kann. Ziel ist es, einen Look zu finden, der zur eigenen Persönlichkeit passt. Wer noch immer unsicher ist, welche Garderobe für einen Anlass die richtige ist, findet im Internet jede Menge Rat und Hilfe. Noch immer hat auch ein Nachschlagewerk über Etikette berechtigten Platz in der Bibliothek.
Quellen:
- Thomas Schäfer-Elmayer: „Der grosse Elmayer – Alles was Sie über gutes Benehmen wissen sollten“
- Michael Alexander Grandits: „Stil [&] Etikette – beim Speisen und Reisen“
DIE WICHTIGSTEN TIPPS
- Vermitteln Sie Ihrem Nachwuchs die wichtigsten Kleidungsregeln und erklären Sie ihm Hintergründe und Bedeutung für die Zukunft.
- Wählen Sie für die Grundausstattung Klassiker – das Starterpaket sollte nie trendy sein.
- Differenzieren Sie zwischen Alltag und festlichen Anlässen.
- Besser einmal overdressed als für einen Anlass unpassend gekleidet sein.
- Immer authentisch bleiben – jeder, auch Ihr Kind, muss seinen eigenen Stil finden.
INTERVIEW MIT EINEM MODEEXPERTEN UND VATER VON DREI KINDERN
Warum sollte der Nachwuchs zum jeweiligen Anlass passend gekleidet sein?
Die Antwort liegt in der Tradition und in der Kultur unserer Gesellschaft, die wesentlich für unser Miteinander sind und denen zu oft zu wenig Bedeutung geschenkt wird.
Wie vermittle ich als Vater das meinem Kind?
Wie bei allem ist die Mischung entscheidend. Vorbild zu sein ist bis zu einem gewissen Grad notwendig, muss aber unauffällig erfolgen. Das „Warum“ muss dem Jugendlichen klar sein – dies ist ein Teil unserer Kultur, und wir können stolz darauf sein.
Was lernt das Kind daraus?
Kinder übernehmen Handlungsmuster oft sehr einfach und ohne viel zu fragen. Die richtige Bekleidung ist damit definiert, wobei der Unterschied zwischen „Freizeit“ und „festlich“ sicher bedeutend ist. Toleranz und spielerisches Austesten gesellschaftspolitischer Grenzen muss der Jugend zustehen. Man hat als Eltern gewonnen, wenn die Kinder selbst erkennen, dass sie nicht passend angezogen sind.
Welche Bedeutung hat passende und ordentliche Kleidung der Kinder für deren zukünftiges Leben?
Sie ist eine von mehreren Grundvoraussetzungen für die Akzeptanz in entwickelten Gesellschaften und definiert die Rolle, die man gesellschaftspolitisch einnimmt. Auch für das künftige Berufsleben ist Kleidung in der Regel von Bedeutung.
Welche Tipps gibt ein Vater aus der Praxis?
Fühle dich authentisch und: „Overdressed“ ist sicher kein Fehler.
Befolgen Kinder die Ratschläge der Eltern und erfreuen sich dann an schöner und passender Kleidung?
Der Stellenwert der Bekleidung ist für die heutige Jugend unglaublich hoch. Modische Trends möchten verfolgt werden, man ist sehr gut informiert und definiert sich somit in seiner Gruppe. Der größte Fehler besteht darin, Vergleiche zwischen den Generationen zu ziehen – was andererseits nicht bedeutet, dass ein Blazer im Kleiderschrank fehlen darf. Die Abwechslung und das „Abtasten“ – Wo soll ich wie angezogen sein? – sind wesentlich.
Was kann man als Eltern falsch machen?
Man kann leider alles falsch machen durch zu wenig Interesse an seinen Kindern. Kinder brauchen Aufmerksamkeit, Spannung und Wohlbehagen. Sie können viel mehr verstehen, als man denkt, und sind die Bemühungen mehr wert als jeder andere Mensch auf der Welt.
Autor:in:
Zur Person Mag. Claudia Ohnesorg-Csik studierte Handelswissenschaften an der WU Wien. Ist Mutter von zwei Töchtern. Sie ist für die Online Redaktion zuständig und verantwortet die Social Media Präsenz. Aktuelle…