Die ersten Lebensjahre der Kinder haben eine besondere Magie. Wer sich ein wenig für Fotografie interessiert, wird versuchen, die unwiederbringlichen Momente dieser Zeit auf möglichst lebendige Weise in seinen Bildern einzufangen. Spätestens jetzt setzt man sich vermutlich mit der Anschaffung der dafür richtigen Kamera auseinander.
Welche Kriterien dabei zu berücksichtigen sind!
Der Sensor
- Der Bildsensor ist jenes „Ding“ im Herzen der Kamera, das das auftreffende Licht in verwertbare, also digitale Informationen umwandelt. So gesehen wird seine Bedeutung klar: Denn Bilddetails, die der Sensor nicht in entsprechender Qualität aufzeichnet, finden sich am Ende auch nicht im Fotoalbum oder auf dem Fotodruck an der Wand wieder. Klar spielen auch noch sehr unterschiedliche Verarbeitungsstrategien der Prozessoren eine Rolle, die die Bilder berechnen und das Ergebnis natürlich ebenso wesentlich beeinflussen.
- Schon sind wir damit bei der wunderbaren Vereinfachung in Sachen Bildsensor: Größer ist besser! Grundsätzlich hat ein größerer Sensor zwei Vorteile:
Erstens kann er mehr Details aufzeichnen, weil auf einer größeren Fläche mehr Pixel, also mehr Bildinformationen Platz finden, und zweitens kann das einzelne Pixel größer sein, was wiederum Vorteile hinsichtlich einer höheren Lichtempfindlichkeit bringt. In der Praxis lässt sich dadurch bei schlechten Lichtverhältnissen eine bessere Qualität erzielen.
Pixelmania
- Die Auflösung, also die Anzahl der Pixel, ist heute als Kaufkriterium meist vernachlässigbar, da man sie selten ausnützen wird. Selbst für riesige Poster wird die Auflösung immer ausreichen. Wer es jedoch liebt, jedes Detail bis ins Endlose zu vergrößern, sollte darüber nachdenken, sich ein Pixel-Monster zuzulegen.
- Wesentlich wichtiger ist da schon das Verhalten im Low-Light-Bereich. Gerade wenn man Babys fotografiert, gilt es den Einsatz von Blitzlicht zu vermeiden. Statt jedes Härchen im strahlenden Licht abzubilden, sollte man eher versuchen, die Stimmung des Augenblickes einzufangen. Technisch perfekte Fotos sind zwar insbesondere im ersten Moment faszinierend. In ein paar Jahren schaut man aber nicht auf die Fototechnik, sondern auf das Erlebte an sich zurück.
Die großen Drei
Aus dem Gesagten resultiert die Empfehlung zu einem größeren Sensor:
- Four-Thirds,
- APS-C
- oder Vollformat sind jene Formate, die in Sachen Bildqualität wirklich einen merkbaren Unterschied zu den Kompaktkameras erkennen lassen.
Vollformat wird für die meisten nicht wirklich große Vorteile bringen. Für Enthusiasten ist es aber zweifellos eine fantastische Spielwiese, die sich freilich in einem klar höheren Preisniveau und auch in den Dimensionen von Kamera und Objektiv manifestiert.
Four-Thirds und APS-C bieten in den meisten Fällen das beste Verhältnis von Bildqualität, Größe und Preis. Angesichts der Qualität, die sich mit diesen Formaten erzielen lässt, drängt sich nur mehr die Frage auf: Was macht der Mann hinter der Kamera daraus?
Wechselobjektiv
- Wenn man einen großen Sensor möchte, findet man sich mit ganz wenigen Ausnahmen auch in der Klasse der Kameras mit Wechselobjektiven wieder. Das ist auch gut so, denn bei der Anschaffung des ersten hochwertigen Fotoapparats ist kaum noch abschätzbar, in welche Richtung sich die aufkeimende Leidenschaft entwickeln wird. Was man aber bedenken sollte: Hat man sich einmal für ein System oder einen Hersteller entschieden, bindet einen das für Jahre, vielleicht sogar für immer daran.
- Daher heißt es vor allem auch die Auswahl an Objektiven ansehen. Mit Abstand das größte Sortiment bieten Nikon und Canon – damit wäre man aber auch ausschließlich bei der Kategorie der Spiegelreflexkameras, denn alleine in diese verpacken die beiden Hersteller ihre Top-Technologie. Der Spaß beginnt oftmals damit, für sehr unterschiedliche Anlässe jeweils das passende Objektiv zur Verfügung zu haben: ein lichtstarkes Teleobjektiv, wenn sich abzeichnet, dass man die Kids bevorzugt beim Sport fotografieren will; oder, so man seine Leidenschaft für eindrucksvolle Porträts entdeckt hat, ein Objektiv mit niedriger Blendenzahl. Die sorgt nämlich für die von Fotografen so geschätzte geringe Tiefenschärfe, die alles außer dem betonten Bildteil in künstlerischer Unschärfe verschwimmen lässt.
Spiegelfragen
- Die Frage nach dem Spiegel spaltet die Fotowelt wie keine andere. Dies, obwohl die Auswirkungen sich eher im Kopf des Betrachters als in der Qualität der Bilder niederschlagen. Spiegelreflexkameras verfügen über einen optischen Sucher, heißt: Das Bild wird über einen Spiegel zum Auge des Fotografen geleitet. Das Resultat ist ein sehr klares, natürliches Bild, das auch bei schnellen Bewegungen keine Verzögerungen erkennen lässt.
- Gegenstrategie der letzten Jahre ist es, auf den Spiegel zu verzichten und den optischen Sucher durch einen elektronischen zu ersetzen, der sein Bild direkt vom Bildsensor bezieht. Die Vorteile spiegelloser Systemkameras weisen in zwei Richtungen: Einerseits erlaubt das elektronische Bild wesentlich bessere Rückschlüsse auf das tatsächliche Ergebnis. Die Bildgestaltung wird dadurch einfacher und vorhersehbarer. Andererseits lassen sich Kameras kompakter und handlicher bauen. Argumente, die bis vor Kurzem noch Relevanz besaßen – wie etwa die Präzision und Geschwindigkeit des Autofokus -, kann man aber bereits vernachlässigen. Die in spiegellose Kameras eingesetzten Kontrast- oder Hybridautofokussysteme sind jenen in Spiegelreflexkameras absolut ebenbürtig und außerdem wartungsfrei. Nun steht nur eine individuelle Entscheidung an: jene zwischen natürlichem oder elektronischem Sucherbild.
Schneller Zugriff
- Wer sich intensiver mit Fotografie beschäftigt, gelangt bald an den Punkt, dass die in jeder Preisklasse vorhandenen Automatiken den eigenen Vorstellungen nicht mehr genügen. Nun möchte man selbst die Einstellungen für Blende, Verschlusszeit, Lichtempfindlichkeit oder Autofokus bestimmen. Je mehr Bedienelemente an der Oberfläche der Kamera angeordnet sind, desto einfacher und schneller lässt es sich auf gesuchte Funktionen zugreifen. Umgekehrt wird man, was endlos in den Tiefen einer Menüstruktur zu suchen ist, am Ende nicht sehr oft verwenden … womit sich die umfassenden Möglichkeiten einer hochwertigen Kamera sehr schnell ad absurdum führen.
- Punkto Bedienung gibt es, um das gleich klarzustellen, meist kein Gut oder Schlecht, sondern nur ein „Ist mir persönlich sympathisch oder nicht“. Um hier zu brauchbaren Erkenntnissen zu gelangen, sollte man sich vorab durch den Besuch einschlägiger Internetseiten einmal ein grundsätzliches Bild von den persönlichen Kamerafavoriten machen und im zweiten Schritt beim Händler des Vertrauens selbst Hand anlegen. So wird man sehr schnell merken, zu welchem Hersteller man einfach aufgrund der Bedienung einen persönlichen Zugang findet.
Never-ending Story
Natürlich ließen sich mit einer Liste von Kriterien noch einige Seiten füllen. Das heben wir uns aber für den Herrenabend auf, an dem hochintellektuelle Themen wie dieses seit vielen Vätergenerationen bestens aufgehoben sind.
Autor:in:
ZUR PERSON Geschäftsführer von taco media, Herausgeber von NEW MOM, all4family & COOL DAD. Chefredakteur von COOL DAD.