Viele Eltern setzen Herbst und Winter mit triefenden Nasen und kratzenden Hälsen bei ihren Sprösslingen gleich. Nicht selten wird diese Zeit zur emotionalen und organisatorischen Herausforderung. Kleiner Trost: Krankheitsphasen haben durchaus etwas Gutes, wie wir von einem Experten erfahren durften.
Viele Eltern sehen sich mit einem Problem konfrontiert: Was, wenn mein Kind krank wird?
VORBEUGEN: NUR BEDINGT MÖGLICH
Unzählige Präparate in Apotheken und Drogeriemärkten versprechen, das Immunsystem so zu stärken, dass Krankheiten praktisch keine Chance haben. Die Realität sieht anders aus, wie Kinderarzt Primarius Dr. Peter Voitl weiß: „Das Immunsystem eines gesunden Kindes funktioniert einwandfrei. Stärkung ist daher mitnichten notwendig. Dass Kinder hin und wieder krank werden, kann niemand verhindern. Bis zu sechs Verkühlungen pro Winter sind völlig normal„. Vorbeugung mittels gesunder Ernährung, vollwertiger Kost sowie ausreichend Frischluft seien wesentlich effektiver als Vitamintabletten, so der Experte. Krankheitserreger lassen sich aber auch durch Händewaschen nach dem Kindergarten- oder Schulbesuch eindämmen, wie Peter Voitl weiß: „Da es sich bei den meisten Infektionen um Schmierinfektionen handelt, hilft Händewaschen dabei, sie zu verhindern. Wer übertriebene Hygiene hält und den Kontakt mit Bakterien vermeidet, begünstigt allerdings Allergien„. Der Mediziner rät außerdem zur Grippeimpfung. „Bei Influenza handelt es sich um eine schwere Erkrankung, deren Symptome sogar Erwachsene an ihre Grenzen bringen. Deshalb ist es durchaus sinnvoll, auch Kinder impfen zu lassen“.
INFEKTE: UNVERMEIDBAR
Hat sich ein Familienmitglied verkühlt, so steht immer zu befürchten, dass es beispielsweise zu einer Bronchitis, zu Mandel- oder Lungenentzündung kommt. „Davor kann man sich nicht schützen„, erläutert Dr. Voitl. „Diese Infekte können sich ausbreiten – ein Verlauf, der sich bei Kindern kaum verhindern lässt. Im Falle des Falles gilt es Derartiges effektiv zu behandeln. Auch eine Angina, als typischer Infekt des Kindesalters bezeichnet, kann heute sehr gut behandelt werden“. Wer unter einer verstopften Nase leidet, sollte laut Kinderarzt Voitl zu einem Nasenspray greifen. „Dieses Medikament ist auch für Säuglinge geeignet und gut verträglich, wenn sie unter Atemnot leiden. Es ist einem Kind nicht zumutbar, kaum Luft zu bekommen! Daher verschreibe ich meinen Patienten in solchen Fällen geeignete Nasensprays.“.
HAUSMITTEL: NUR IN MASSEN
Ob heiße Milch mit Honig, Fußbäder, Kartoffelumschläge oder Hühnersuppe: Wer kennt sie nicht aus der eigenen Kindheit, diese Hausmittelchen? Jede Großmutter oder Mutter hatte mindestens einen Tipp parat, um schneller gesund zu werden. „Diese Methoden sind mit Sicherheit sinnvoll, allerdings sollte man gewisse Grenzen einhalten„, gibt Dr. Voitl zu bedenken. „Bei hohem Fieber oder Schmerzen muss ein Arzt konsultiert werden!“ Bei mäßigem Fieber, ergänzt der Kinderarzt, fehle vielen Eltern heute aber leider oft die Geduld, zuzuwarten. Früher habe man ein paar Tage verstreichen lassen, bis man zum Arzt gegangen sei, und sich mit kalten Umschlägen beholfen. „Heute sehen wir die Kinder häufig einige Stunden nach Fieberbeginn. Eine eindeutige Diagnose macht das fast unmöglich„. Wer Sprösslinge im Kindergarten- oder Schulalter hat, wird sich damit anfreunden müssen, hin und wieder mit einer Erkältung oder einem grippalen Effekt konfrontiert zu werden. Vollkommen gesund durchs Jahr kommen: Diese Idealvorstellung lässt sich mit Kindern nur schwer umsetzen. Tröstlich ist allerdings der Gedanke, dass jede Erkältung das Immunsystem stärkt…
HAUSMITTEL: WAS HILFT WIRKLICH BEI ERKÄLTUNG UND CO.?
Effektive Hausmittel im Krankheitsfall sind jedem nicht nur aus der eigenen Kindheit bekannt.
NEW MOM hat einige zusammengetragen:
- Bei Schnupfen, Husten oder Halsentzündungen helfen Inhalationen mit kamillenhaltigem Wasser oder Salzwasser.
- Halsschmerzen? Gurgeln mit Salzwasser bringt Linderung.
- Zwiebelsaft eignet sich als Mittel gegen Husten.
- Heiße Zitrone hilft bei Halsschmerzen und stärkt dank des enthaltenen Vitamin C das Immunsystem.
- Knoblauch in Verbindung mit Honig: Klingt gewöhnungsbedürftig, gilt aber als wirksames Hausmittel bei Erkältungen.
- Essigwickel sind hilfreich bei Fieber, Kartoffelumschläge bei Halsschmerzen.
B U C H T I P P :
KINDERKRANKHEITEN NATÜRLICH BEHANDELN
Von Georg Soldner und Dr. med. Michael Stellmann
Verlag Gräfe und Unzer
ISBN 978-3-83383-795-1
Euro 12,99