Sie bilden sich bevorzugt dort, wo man sie überhaupt nicht sehen möchte, und stören das gleichmäßige Erscheinungsbild der Haut. Im Sommer und vor allem während der Schwangerschaft legen sie überhaupt den Turbogang ein: Pigmentflecke. Wie kann man ihnen vorbeugen, und wie wird man sie wieder los? Das wollte NEW MOM von Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dr.in Julia Valencak wissen, Oberärztin an der Universitätsklinik für Dermatologie der MedUni Wien.
NEW MOM: WAS SIND PIGMENTFLECKE UND WIE ENTSTEHEN SIE?
JULIA VALENCAK: Pigmentflecke sind übermäßige Ansammlungen des Hautfarbstoffs Melanin, der von speziellen Zellen, den Melanozyten, gebildet wird. Die Neigung zur Bildung von Pigmentflecken ist genetisch bestimmt. Entscheidend sind der Hauttyp und der alltägliche Umgang mit UV-Strahlung: Bestimmte Hauttypen neigen eher zur Bildung hartnäckiger Flecken. Daneben gibt es auslösende Faktoren, die für alle Menschen gelten. Während der Schwangerschaft regt der hohe Östrogenspiegel alle Zellen zu verstärktem Wachstum an, daher leiden Schwangere häufig unter großflächigen und tiefen Pigmentstörungen, dem sogenannten Schwangerschaftsmelasma. Da Sonneneinstrahlung die Melanozyten aktiviert, bilden sich im Sommer mehr Pigmentflecke. Auch Sommersprossen werden, wie der Name schon sagt, durch die Sonne getriggert. Weiße Flecken wiederum, die bei über 40-Jährigen an den Unterarmen und Beinen auftreten können, sind oft eine „Ermüdungserscheinung“, wenn die Melanozyten kein Pigment mehr bilden können.
NEW MOM: KÖNNEN SICH PIGMENTFLECKE ZURÜCKBILDEN?
JULIA VALENCAK: In einigen Fällen ja, etwa beim Schwangerschaftsmelasma. Auch Sommersprossen gehen in der lichtarmen Jahreszeit zurück.
NEW MOM: WIE KANN MAN PIGMENTFLECKEN VORBEUGEN?
JULIA VALENCAK: Sonnenschutz, Sonnenschutz, Sonnenschutz, auch im Alltag, denn vor allem UVA-Strahlung lässt die Haut altern und regt gleichzeitig die Melaninproduktion an. Was viele nicht wissen: Melanozyten geben das Pigment in sogenannten Melanosomen ab – und das auch an Areale, die von Kleidung bedeckt sind. So genügt es beispielsweise, nur Hände und Unterarme der Sonne auszusetzen, um trotzdem auch an den von der Kleidung bedeckten Körperstellen mehr Pigment zu haben.
NEW MOM: MIT WELCHEN BEHANDLUNGSMETHODEN LASSEN SICH PIGMENTFLECKE ENTFERNEN ODER MILDERN?
JULIA VALENCAK: Das kommt ganz darauf an, in welcher Hautschicht sich der Fleck befindet. Oberflächliche Pigmentflecke lassen sich gut mit Laser abtragen. Je heller die Haut, desto weniger Laserenergie braucht es. Befindet sich das Pigment in der untersten Hautschicht – das erkennt man zumeist mit der Lupe und an einem teils schiefergrauen Farbton -, ist eine Laserbehandlung nicht sinnvoll. Hier arbeitet man besser mit Peelings und Säuren, um die nachwachsenden Hautschichten und die Hyperpigmentierung nach und nach abzutragen.
NEW MOM: WELCHE SÄUREN WERDEN ZUM ABTRAGEN VON PIGMENTFLECKEN EINGESETZT UND WIE SIEHT ES MIT DER VERTRÄGLICHKEIT AUS?
JULIA VALENCAK: Zum Einsatz kommen vor allem Fruchtsäuren und Retinol. In Österreich ist auch Hydrochinon zugelassen, eine an sich neurotoxische Substanz, die in einer vom Hautarzt festgelegten Verdünnung von vier bis zehn Prozent verschrieben wird. Die Wirkung beruht auf der Hemmung des Enzyms Tyrosinase, das für die Melaninbildung erforderlich ist. Allerdings muss Hydrochinon in der Apotheke stets frisch angemischt werden, und die Substanz selbst kann zu Irritationen und Hautrötungen führen.
NEW MOM: WIE LANGE DAUERT EINE ÄRZTLICHE BEHANDLUNG UND WAS IST DABEI ZU BEACHTEN?
JULIA VALENCAK: Eine Laserbehandlung erfolgt in ein bis zwei Sitzungen, Säurebehandlungen dauern vier bis sechs Wochen. Beide Behandlungsarten werden nur in der lichtarmen Jahreszeit von Oktober bis Ende März durchgeführt. Während und nach der Behandlung gilt strengster Sonnenschutz! Wie lange, legt der Hautarzt von Fall zu Fall fest. Hautpflege ist auch während der Behandlung möglich.
NEW MOM: DARF EIN MELASMA WÄHREND DER SCHWANGERSCHAFT BEHANDELT WERDEN?
JULIA VALENCAK: In der Schwangerschaft sollten nur Fruchtsäuren lokal eingesetzt werden, etwa in Form von Peelings. Allerdings ist die Therapie des Melasmas während einer Schwangerschaft wenig sinnvoll, da der Triggerfaktor – die Hormone – weiter besteht und das Ergebnis somit nicht zufriedenstellend ist.
NEW MOM: WAS IST MIT FREI VERKÄUFLICHEN PRÄPARATEN MÖGLICH?
JULIA VALENCAK: Sie sind als unterstützende Maßnahmen sicher sinnvoll. Zwar können sie eine medizinische Therapie nicht ersetzen, aber zumeist die Symptomatik lindern. Und auch hier gilt: Sonnenschutz und keine Behandlung im Frühjahr und Sommer!
FACHLICHE BERATUNG
Oberärztin Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dr.in Julia Valencak
Medizinische Universität Wien
Universitätsklinik für Dermatologie
Währinger Gürtel 18-20
1090 Wien
Autor:in:
Zur Person: Mag. Elisabeth Sorantin hat Sprach- und Literaturwissenschaften studiert und sich vor allem auf die Vermittlung von komplexen Sachverhalten in einer allgemein verständlichen Sprache spezialisiert. Aktuelle Artikel