Ja, sie sind lästig, ja, sie sind eklig. Zehn Jahre ist es jetzt her, dass es unsere Familie dreimal, mit größeren zeitlichen Abständen dazwischen, erwischt hat. Daher kann ich auch versprechen, man wird Läuse heutzutage garantiert wieder los. Und: Es gelingt – relativ – einfach, wenn man sich an die wesentlichen Regeln hält.
Mythen von einst
Immer wieder servierten uns Eltern ihre heldenhaften Großleistungen im Kampf gegen die heimtückischen Parasiten. Wir könnten uns auf etwas gefasst machen, sollte es uns erwischen: Die Tiefkühltruhe war tagelang mit nicht heiß waschbaren Stoffen vollgestopft – vom Kuscheltier bis zum Häkeldeckchen. Was dort keinen Platz fand – Mäntel, Decken etc. – lagerte für mindestens zwei Wochen in fest verschlossenen Plastiksäcken. Alles saugen, alles waschen, am besten täglich, denn die Tiere überleben angeblich ewig in irgendwelchen Bodenritzen. Und dann das viele Gift …
Was ist wirklich zu tun?
Nicht länger müssen die blutsaugenden Parasiten mit ihren sechs klauenförmigen Beinen, mit denen sie sich von Haar zu Haar, von Kopf zu Kopf hangeln, mit toxischen Insektiziden bekämpft werden. Der moderne Haushalt bekämpft seine Läuse mit Physik, nämlich mit Silikonöl.
- Dieses dringt in die winzigen Atemöffnungen der Insekten ein, wodurch diese innerhalb weniger Minuten ersticken.
- Der Wirkstoff geht nicht in den menschlichen Stoffwechsel über
- Die Läuse entwickeln keine Resistenzen dagegen, wie es bei chemischen Wirkstoffen häufig der Fall ist.
Natürlich können Sie nun, nachdem alle Familienmitglieder behandelt sind, die im Verdacht stehen, ebenfalls betroffen zu sein (ich war immer dabei), wie wild mit Staubsauger und Hygienereiniger auf den gesamten Haushalt losgehen. Möglicherweise können Sie aus psychologischen Gründen nicht anders. Doch vernünftig betrachtet gilt der Regelsatz: Sparen Sie Ihre Kräfte und konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche – auf den Kopf und alles, was unmittelbar damit in Berührung stand.
- So müssen Haarbürsten und -bänder selbstverständlich gereinigt werden
- auch benutzte Polsterüberzüge
- und die bei der Lausbehandlung verwendeten Handtücher sollen bei mindestens 60 Grad in die Waschmaschine wandern.
- Ich habe immer auch getragene Kleidungsstücke in Kopfnähe dazugeschmissen, also z.B. die T-Shirts, die die lausgeplagten Kinder zuvor getragen hatten.
Die Sache mit den Nissen
Vor allem, wenn Unsicherheit besteht, ob überhaupt ein Läusebefall vorliegt, ist der Nissenkamm hilfreich.
- Behandeln Sie das gebürstete Haar mit extra viel Conditioner
- gehen Sie dann strähnenweise mit dem äußerst feinzinkigen Gerät hindurch. In der glitschigen Umgebung können sich die Läuse nicht mehr im Haar festklammern und lassen sich auskämmen.
- Streifen Sie den ausgekämmten Conditioner auf hellem Papier ab, so werden die Biester leicht sichtbar und Sie haben zugleich schon erfolgreich einen ersten Behandlungsschritt gesetzt.
Obwohl die meisten modernen Präparate versprechen, zuverlässig auch Nissen (Läuseeier) abzutöten, wird immer auch empfohlen, diese mit dem feinzinkigen Kamm auszukämmen. Schließlich sind die chitinhaltigen Eihüllen, die mit zementartiger Substanz bis zu 1 cm oberhalb der Kopfhaut bombenfest kleben, äußerst widerstandfähig. Man kann also nie völlig sicher sein, dass auch nach genauem Einhalten der Herstelleranweisung nicht doch ein paar Nymphen (Jungläuse) aus dieser Behausung nach etwa sieben bis zehn Tagen schlüpfen werden. Deshalb empfiehlt sich eine Nachbehandlung, zumindest eine penible Nachkontrolle nach diesem Zeitraum dringendst.
Als Alternative zum ziependen Nissenkamm können die Haare sehr gewissenhaft mit dem Auge durchgegangen werden. Jedes Haar, auf dem eine Nisse klebt, wird mit der Nagelschere herausgeschnitten. Experten beteuern zwar immer wieder die Ungefährlichkeit weiter aus dem Haar herausgewachsener Nissen, da es sich dabei nur um die leeren Hüllen bereits geschlüpfter oder abgetöteter Tiere handeln könne. Dennoch empfiehlt es sich, möglichst jede übrig gebliebene Nisse zu entfernen. Schließlich ist nicht jeder Mensch mit dem Faktum der Ungefährlichkeit herausgewachsener Nissen vertraut und bestimmt möchte man dem Kind die Peinlichkeit ersparen, von unwissenden Friseurinnen, Hortbetreuern oder auf Geburtstagspartys wegen einer unschuldigen, längst verlassenen Nisse nachhause geschickt zu werden.
Welche Vorsorgemaßnahmen sind zu treffen?
Regelmäßige Kontrolle ist das beste Mittel, um neue Parasiten rasch zu erkennen und sogleich Maßnahmen setzen zu können. Es hat lange gedauert, bis ich davon lassen konnte, die Köpfe meiner Kinder bei jeder Gelegenheit, wenn diese mal bei günstigem Licht stillsaßen, zu durchforsten.
Scheuen Sie auch nicht davor zurück, andere Eltern auf einen möglichen Läusebefall derer Kinder anzusprechen, wenn sie bekannte Anzeichen wie etwa ständiges Kopfkratzen bemerken. Bringen Sie Ihren Verdacht unaufgeregt vor und erzählen Sie auch gleich, dass Ihre Familie ebenfalls mit dem Thema Bekanntschaft gemacht hat.
Tipps
- Gehen Sie mit Läusebefall offen um. Informieren Sie fairerweise Eltern jener Kinder, mit denen Ihr Kind unmittelbar vor dem Befall gespielt hat. Mit Geheimniskrämerei
nötigen Sie Ihr Kind zudem ebenfalls zur Lüge. - Halten Sie Mittel zu Bekämpfung prophylaktisch zuhause bereit. Eine Laus legt im Schnitt vier Eier täglich. Je eher sie also loslegen können, desto besser.
- Jetzt können elektronisches Spielzeug, Netflix und Co. endlich zeigen, was sie draufhaben. Beim Behandeln, Strähnen abteilen und Kontrollieren braucht es ruhig gehaltene Kinderköpfe. Machen Sie es sich nicht unnötig schwer und werfen Sie Ihre pädagogischen Prinzipien ruhig mal über Bord.
Für kleine ForscherInnen
- Geben Sie eine lebend gefangene Laus in ein kleines Gefäß mit glattem Rand (Schnapsglas, Eierbecher,…).
- Beobachten Sie das Tier gemeinsam unter einem Vergrößerungsglas (Gruseleffekt garantiert). Vor allem aber lernen Sie auf diese Weise, dass eine Laus ohne Nahrung nicht länger als max. zwei Tage überlebt.