„Seit ich Kinder habe, ist das Fahrrad nicht mehr aus meinem Alltag wegzudenken“, meint Rita Beck aus Bregenz. Die sportliche Vorarlbergerin setzt in vielen Lebenslagen auf das Rad: vom gemütlichen Ausflug entlang des Bodensees zum nächsten Spielplatz bis zum Weg in den Kindergarten, für den sie bewusst auf das Auto verzichtet.
Das Fahrrad ist vielseitig und dank passgenauen Equipments bereits für die Kleinsten geeignet.
Welche Varianten gibt es für die Mitnahme der Kids?
Was zu den eigenen Gewohnheiten (und zum eigenen Geschick!) passt, muss vor dem Kauf gut erprobt sein.
Die ÖAMTC-Juristin Eva Unger umreißt das Potpourri an Angeboten für unterschiedlichste Anforderungen:
- Der Kindersitz ist die günstigste Variante. Er erlaubt aber nur den Transport eines Kindes und macht das Rad instabil.
- Am sichersten sind Kinder in einem Anhänger mit überrollbügel.
- Im Lastenfahrrad hat man die Kleinen meist im Blick, auch können mehrere Kinder mitgenommen werden
- Die Unterstützung durch einen Elektromotor bietet durchaus Vorteile, gerade wenn das Gefährt selbst ohnehin schon schwer ist und dann noch das beförderte Gewicht dazukommt.
Allen Varianten gemeinsam: Für jedes Kind muss ein eigener Sitzplatz mit Gurtsystem vorhanden und die Konstruktion so angelegt sein, dass Hände und Füße nicht in die Räder bzw. Speichen kommen können.
Besonders bei längeren Touren sollten die Systeme gut gefedert sein. Wichtig: Für Kinder unter zwölf Jahren gilt auch beim Transport am Fahrrad die Helmtragepflicht. Der Fahrer oder die Fahrerin muss mindestens 16 Jahre alt sein.
PRAXISTIPPS FÜR UNTERWEGS
Die Vielseitigkeit des Anhängers hat auch Alma Wagner überzeugt: Wenn man ihn dann noch (ohne Werkzeug!) zum Buggy und Jogger umbauen kann, lohnen sich die mitunter recht hohen Anschaffungskosten. Die Mehrfachmama aus Tirol ist gern im Gelände unterwegs, sommers wie winters.
Alma Wagner, Mutter aus Tirol: „Mit Kindern, Einkäufen und Badesachen kommt da schon einiges an Gewicht zusammen. Wenn es zu schwer wird, steige ich daher gerne auf das E-Bike um.“
Erlaubt ist das, wie ÖAMTC-Juristin Eva Unger erläutert: „Fahrräder mit Tretunterstützung, sogenannte Pedelecs, und E-Bikes sind Fahrräder im Sinne der StVO. Sowohl bei Pedelecs als auch bei E-Bikes darf die maximale Antriebsleistung des E-Motors 600 Watt nicht übersteigen und die Bauartgeschwindigkeit nicht höher als 25 km/h sein. Dementsprechend sind sie gleich auszurüsten und gleich zu verwenden.“
Als erfahrene Radfahrerin weiß Alma Wagner aber auch: „Sobald ich gleichmäßig trete und sich ein angenehmes Fahrtempo einstellt, schlummern meine Kinder ein. Dass dann das Köpfchen nicht mehr stabil ist, stört mich natürlich.“
Steffan Kerbl, ÖAMTC-Techniker, rät in diesem Fall zur Verwendung der Babyschale, die – korrekt in den Anhänger montiert – die sinnvollste Variante ist, eine geschmeidige Fahrweise vorausgesetzt. Und was ist mit einer Hängematte als Alternative? Hier ist den stabilen Babyschalen der Vorzug zu geben.
Wer steil bergauf radelt, muss übrigens auch wieder hinunter. Daher sollte, wer im hügeligen Terrain unterwegs ist, unbedingt auf einen gebremsten Hänger setzen. „Die Beherrschung eines Gespanns ohne bremsbaren Hänger ist bergab eine große Herausforderung“, weiß Steffan Kerbl.
Durchaus vorteilhaft ist auch das meist teurere (E-unterstützte) Lastenfahrrad, das es in ein- oder zweispurigen Ausfertigungen gibt (erhöhte Länge bzw. Breite beachten!). Es muss für den Kindertransport freigegeben sein, bietet dann aber Platz für mehrere Kinder plus Stauraum: alles im Blickfeld des Fahrers bzw. der Fahrerin. Wenig flexibel ist das Lastenfahrrad allerdings, wenn man es in öffentlichen Verkehrsmitteln oder im Pkw transportieren möchte.
Ab April 2020 gewährt übrigens die Stadt Wien Zuschüsse für die private Anschaffung eines Lastenfahrrads.
Unabhängig von der gewählten Variante: Kompetente Beratung beim Kauf ist wichtig. Dazu rät auch Stefan Sock, Eigentümer von SpielRadl Jenbach: „Wer das Radfahren mit Kindern genießen möchte, der sollte in Qualität investieren. Bei Anhängern geht es dabei im Wesentlichen um gute Sichtbarkeit durch Lichtanlage und Wimpel, um maximale Stabilität und Schutz vor Bodenkontakt.“ Dann bleibt das Auto sicher in der Garage und wir treten mit Elan in die Pedale!
- Für Kinder, die sich spielerisch auf den Straßenverkehr vorbereiten wollen, gibt es übrigens die App „Fahrrad-Champion“. Mehr unter: www.oeamtc.at
RADISH – Online-Plattform für Fahrradservice
Im Frühjahr 2022 ist mit RADISH die erste Online-Plattform für Fahrradservice in Österreich ins Leben gerufen worden.
Hinter RADISH stecken die drei begeisterten Radfahrer und Unternehmer Florian Binder, Daniel Horak und Michael Mack.
- RADISH bietet eine einfache, schnelle und transparente Lösung für das Online-Fahrradservice.
- Das Unternehmen übernimmt dabei das gesamte Management für Händler und Kunden.
- Radbegeisterte gehen auf die RADISH-Webseite, suchen sich einen Servicehändler in der Nähe aus und buchen per Mausklick ihren nächsten Servicetermin.
- FERTIG!
Buchtipps rund ums Rad
Das Fahrrad. Vom Hochrad bis zum E-Bike
Haseop Jeong, Seungyeon Cho
Gerstenberg 2016
ISBN 978-3-8369-5871-4, € 15,40
Wer einen lohnenden Blick in die Geschichte vom Radsport bis zur Gleichberechtigung im Sattel werfen will, dem sei „Das Fahrrad. Vom Hochrad bis zum E-Bike“ dringend ans Herz gelegt.
Das große Fahrrad-Fest
Von Alison Farrell
Gerstenberg 2018
ISBN 978-3-8369-5627-7, € 17,50
„Das große Fahrradfest“ lädt zum Schauen und Suchen ein – ein Wimmelbuch mit Hochzweirad und Büchermobil, mit Wohnwagenrad und Gelati-Rad: Ja, das alles gibt es und noch viel mehr.
Paul und Opa fahren Rad
Von Karsten Teich
Gerstenberg 2019
ISBN 978-3-8369-5614-7, € 14,40
Paul und Opa müssen ihren Drahtesel erst zusammenbauen. Aus einem Rosthaufen wird ein Superagenten-Klapprad, mit dem sich selbst Bergstrecken bewältigen lassen. Wertvolle Straßenverkehrstipps sind im Paket enthalten.
Autor:in:
Zur Person Mag.a Mirjam Dauber ist Lehrerin, freie Journalistin und Rezensentin. https://blaetterwald.at/ Aktuelle Artikel