Graben, gießen, ernten, naschen, sich schmutzig machen. Vor allem: sich schmutzig machen. Zieht Nachwuchs in Haus und Garten ein, dann ändert sich sehr vieles. Das schöne Grün wird nicht nur kindersicher gemacht (Achtung, Giftpflanzen!), sondern auch kinderfreundlich. Damit alle Generationen Spaß am Garten haben, gilt es ein paar Dinge zu beachten. Drei Fachleute erzählen uns vom Abenteuer Kind und Garten.
Die Landschaftsplanerin Susanne Pammer kennt sich gut aus, wenn es darum geht, den Nachwuchs für die Natur zu begeistern. Und gerade im Frühjahr ist viel zu tun, um den Garten sanft aus dem Winterschlaf zu wecken. „Ein Familiengarten wächst und passt sich an“, meint Susanne Pammer. „Er bietet Bereiche zum Toben, Bäume zum Klettern, Erholungsplätze für Erwachsene. Und er ist wandelbar: Aus der Sandkiste wird irgendwann einmal ein Gräserbeet!“ So plant die Steirerin Gärten, in denen sich alle Generationen wohlfühlen.
Keineswegs verzichten darf man auf Naschecken. Obwohl kleine Kinder mit der Pflege eines ganzen Beetes überfordert sind, lernen sie so doch, dass Obst und Gemüse nicht im Supermarkt wachsen. Alles, was schmeckt und sich in der Küche weiterverarbeiten lässt, soll Platz finden. Schon ganz Kleine können den selbst gesäten Schnittlauch für ein Butterbrot mit einer Schere in Röllchen schneiden, und gartenunkundiger Besuch wundert sich, wenn grellorange Kapuzinerkresseblüten liebevoll von Kinderhand am Salat drapiert werden. Früchte wie Monatserdbeeren und Heidelbeeren gedeihen auch auf dem Balkon – denn selbst ohne Garten lässt es sich hervorragend „garteln“.
Kinder sollen helfen und sich einbringen?
Dass man kleinen Kindern mit der Pflege eines eigenen Beetes zu viel zumutet, weiß auch Garten- und (Garten-)Reiseexpertin Gerda Walton. „Kinder wollen helfen und sich einbringen. Das kostet manchmal Nerven, aber diese Hilfe darf man nicht ablehnen, auch wenn hinterher die gute Gartenfee nacharbeiten muss, beispielsweise beim Jäten“, so Walton.
Die Tirolerin weiß, wovon sie spricht: Mit tatkräftiger Unterstützung ihrer kleinen Enkelin ist sie immer wieder im Garten aktiv. Das Mädchen ist bestens ausgerüstet, denn Gartenwerkzeuge gibt es schon im Kleinformat. Wie lange das Wässern von Pflanzen mit einer Minigießkanne dauert, sei allen Gartenanfängern indes besser vorenthalten …
Nicht nur Essbares, auch Blumen bilden fixen Bestandteil im Kindergarten. Schließlich faszinieren Pflanzen mit klingenden Namen, wie etwa das Schokoladenblümchen. Wie dieses wohl riechen mag? Eine Wiese muss kein Golfrasen sein, und solange sie noch nicht von ballspielenden Kindern heimgesucht wird, können auch Gänseblümchen (essbar!) gehegt und gepflegt werden: Das spart Zeit beim Rasenmähen.
Gerda Walton lenkt den Blick ihrer Enkelin nicht nur auf Pflanzen. Auch die Tierwelt im Garten will erkundet werden: Auf allen vieren einem Krabbelkäfer hinterher, das ist ein Erlebnis! Im Frühling kann auch Ausschau nach Vogelnestern gehalten werden.
Abenteuer Komposthaufen
Für Erwin Seidemann, Inhaber der ersten österreichischen Bio-Blumengärtnerei, ist der Garten ein Abenteuer. Kinder sollten sich ohne Scheu alles im Detail anschauen:
- Offene Komposthaufen, aufgestapeltes Holz und Laubhügel bieten Einblicke, wie Natur funktioniert, dienen Tieren als Unterschlupf und Nahrungsquelle, sind lebendig und gar nicht „grauslig“.
- Einmal im Garten zu übernachten empfiehlt Seidemann als Highlight, auf das sich viele Kinder gerne einlassen.
- Wichtig auch: „Die Gartensaison kennt vier Jahreszeiten und endet nicht mit dem Einpflanzen im Frühjahr“, wie Seidemann betont. Das Aussäen von Radieschen und Keimsprossen im Minigewächshaus klappt sogar im Winter, und Kinder lernen so den Kreislauf der Natur kennen.
Die Auswahl ist riesig: vom Snackgemüse bis zum Zwergobst auf Augenhöhe. Auch heikle Geschmäcker werden in Seidemanns Areal fündig. Im Garten erfahren Kinder, wie viel Mühe es macht, Lebensmittel anzubauen, zu pflegen und zu ernten, bekräftigt Susanne Pammer. Denn die Natur funktioniert nach dem Prinzip „geben und nehmen“, und meist muss viel gegeben werden, um etwas nehmen zu können. Vielleicht wächst durchs Gärtnern der Respekt vor Nahrungsmitteln, bestimmt aber ist der lustvolle Umgang mit der Natur – sei es nun im riesigen Garten oder auf dem winzigen Balkon – eine Bereicherung für Groß und Klein.
Autor:in:
Zur Person Mag.a Mirjam Dauber ist Lehrerin, freie Journalistin und Rezensentin. https://blaetterwald.at/ Aktuelle Artikel