Neben Lippen und Zähne führt die Mundschleimhaut in der Wahrnehmung oft zu Unrecht ein Schattendasein – außer, wenn sie „beleidigt“ ist, z.B. durch Aphthen oder Bläschen.
Die Schleimhaut
Rosafarben und feucht kleidet sie die gesamte Mundhöhle aus.
- An Zahnfleisch und Gaumen ist sie dicker und verhornter,
- an Lippen, Wangen, Mundvorhof und Mundboden dünn und elastisch.
In die Mundschleimhaut eingebettet sind Tast- und Temperaturrezeptoren, in der Zungenschleimhaut außerdem Geschmacksrezeptoren. Die Zellen der Mundschleimhaut erneuern sich alle sieben bis zwölf Tage. Aber zur Hochform läuft sie bei Verletzungen auf: Kein anderen Körpergewebe heilt so schnell!
Eine Forschergruppe am National Institute of Arthritis and Musculoskeletal and Skin Diseases in Bethesda, USA, war fasziniert und ging der Sache auf den Grund. Sie fand heraus, dass in der Mundschleimhaut bestimmte Gene offenbar anders abgelesen werden als in anderen Hautgeweben, was die Regenerationsfähigkeit hochregelt.
Die Mundflora
Auf der Mundschleimhaut residiert die Mundflora, ein Biotop aus 600 – 1000 Gattungen von Mikroorganismen.
Der Mund verfügt nach dem Dickdarm über die höchste Keimdichte des Körpers! Ist die Mannschaft im Lot, übt sie eine wichtige Schutzfunktion aus: Eine gesunde Mundflora wehrt gefährliche Keime ab, sorgt dafür, dass Zähne und Schleimhaut gesund bleiben und hilft, die Nahrung vorzuverdauen.
- Verschiebt sich das Gleichgewicht, kommt es zu Karies oder Zahnfleischentzündung (Gingivitis) bis hin zur Paradontitis (Entzündung des Zahnhalteapparats). Antibiotikaeinnahme kann zu einer Pilzinfektion (Candida Albicans) führen.
Mundschleimhaut – Die richtige Pflege
Mit korrekter Zahnpflege zweimal täglich ist auch die Mundschleimhaut gut bedient. Ziel ist es, den Biofilm, die Plaque, zu entfernen. Auch zwischen den Zähnen, Deswegen ist Zahnseide unverzichtbar. Die jährliche professionelle Zahnreinigung rundet das Service ab.
- Gewisse Dinge unterlassen sollte man auch. Rauchen vor allem. Ebenso wenig schätzt die Mundschleimhaut übertriebenen Alkoholgenuss und viel Süßes, vor allem zwischen den Mahlzeiten.
Aphthen
Alles richtig gemacht und trotzdem sind da immer wieder schmerzende Geschwüre, mit rotem, entzündeten Randsaum und gelblich – weißlichem Belag?
Welcome to the Club! Aphten sind ein häufiges Ärgernis, ca. zwanzig Prozent der Bevölkerung sind von diesen lästigen Bläschen oder kleinen Geschwüren im Mund betroffen.
Sie können überall im Mundraum auftreten, am Zahnfleisch, Gaumen, der Zunge, den Lippen oder auch den Mandeln. Treten sie mehrmals im Jahr auf, spricht man von rezidivierender Aphtose. Auslöser ist eine überreaktion des Immunsystems, sie zum Absterben von Gewebe und freiliegenden Nervenenden führt – daher der Schmerz.
Man unterscheidet drei Typen:
- Kleine (Minor-) Aphten
80 – 90% aller Aphthen gehören zu diesem Typus. Sie haben einen Durchmesser von ca. 1 cm und heilen in der Regel in ein bis zwei Wochen ohne Narbenbildung ab. - Große (Maior-) Aphten
Sie haben einen Durchmesser bis zu 3 cm (!), gehen meist tiefer ins Gewebe und hinterlassen nach längerem Heilungsverkauf oftmals eine Narbe. - Herpetiforme Aphten
Bei dieser Variante treten kleine (1-2 mm), herpesähnliche Bläschen in Gruppen von bis zu 100 ineinander übergehender Geschwüren als Plaque auf. Sie sind gewöhnlich nach einer Woche abgeheilt.
Auslöser
Wann entstehen Aphten? Wenn man das wüsste! Die Ursachen der überreaktion des Immunsystens sind unklar, verschiedene Faktoren wie Vererbung, Ernährung und Stress diskutiert. Auch bei Grunderkrankungen wie Colitis Ulcerosa treten sie auf.
Irritationen spielen ebenfalls eine Rolle. Viele Zahnpasten enthalten Natriumlaurylsulfat (SLS), das kann die Schleimhaut stören, genauso wie die mechanische Reizung durch Zahnspangen.
Behandlung von Aphthen
An sich sind Aphten schmerzhaft, aber harmlos. Beim ersten Ausbruch, wenn die Heilung zu lange dauert oder wenn man eine Herpesinfektion befürchtet, sollte man einen Hautarzt, HNO oder Zahnarzt zur Abklärung konsultieren. Ansonsten am besten ein schmerzstillendes Gel auftragen, dessen Wirkung schnell eintritt und lange anhält. Dann fühlt man sich wieder besser, was wiederum das Immunsystem beruhigt.
Autor:in:
Zur Person: Mag. Elisabeth Sorantin hat Sprach- und Literaturwissenschaften studiert und sich vor allem auf die Vermittlung von komplexen Sachverhalten in einer allgemein verständlichen Sprache spezialisiert. Aktuelle Artikel