Sind Kinder überträger des Coronavirus? Haben sie im Erkrankungsfall schwere Verläufe? Brauchen sie auch eine Impfung, damit diese Pandemie zu einem Ende kommen kann? Und gibt es überhaupt sichere Impfungen für Kinder? Fragen über Fragen! NEW MOM hat die Antworten.
Seit Anfang 2020 das Coronavirus unser Leben auf den Kopf gestellt hat, lernen wir stetig dazu – auch darüber, welche Rolle Kinder in der Pandemie einnehmen. Bisweilen scheinen sich die Erkenntnisse mit jedem Tag zu ändern. Insofern sei gleich vorweg unterstrichen: Die untenstehenden Informationen beziehen sich auf den Wissensstand von April 2021!
Auch Kinder haben Covid-19
Laut US-Behörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) erkranken Kinder im Vergleich zu Erwachsenen weniger häufig an COVID-19 und weisen weniger Symptome auf.
Das bedeutet aber nicht, dass sie nicht betroffen sind. Leider gibt es vereinzelt auch schwerwiegende Krankheitsverläufe bei Kindern zu verzeichnen. Säuglinge und Kinder mit Grunderkrankungen wie zum Beispiel angeborenen Herzfehlern haben womöglich ein erhöhtes Risiko, schwerer an COVID-19 zu erkranken. Des Weiteren wird vermutet, dass das „Multisystem Inflammatory Syndrome in Children“ in Zusammenhang mit einer vorangegangenen SARS-CoV-19-Infektion steht. Wie der Name schon sagt, sind verschiedene Organe wie zum Beispiel das Herz, die Lungen oder Nieren „entzündet“.
Im übrigen übertragen Kinder das Virus ebenso wie Erwachsene – auch dann, wenn sie keine Symptome haben. Aus diesen Gründen ist es selbstverständlich wichtig, Kinder ebenfalls vor einer Infektion zu schützen, idealerweise mit einer Impfung.
Stichwort: Zurück zur Normalität
Zu berücksichtigen ist auch die Herdenimmunität. Dabei handelt es sich um den Punkt, an dem so viele Menschen in einer Population immun gegen eine Krankheit sind – zum Beispiel nach einer durchgemachten Erkrankung oder mittels einer Impfung -, dass dadurch eine Krankheit in Schach gehalten werden kann.
Allerdings gibt es Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, und andere, die keinen genügenden Schutz aufbauen, selbst wenn sie geimpft werden. Zudem können sich viele gar nicht impfen lassen, etwa weil die Impfung (noch) nicht für sie zugelassen ist. Das ist bei COVID- 19-Impfungen für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren der Fall. In Österreich machen sie 15 Prozent der Bevölkerung aus. Außerdem wird es hierzulande angesichts des aktuellen Impftempos und der zunehmenden Mutationen schwierig sein, eine Herdenimmunität zu erzielen. Um wieder zur „Normalität“ zurückkehren zu können, gilt es zumindest jenen Punkt zu erreichen, an dem sich das Coronavirus nicht mehr so stark weiterverbreitet – und dafür brauchen wir auch die Immunität der Kinder.
Die Impfstoffe gegen das Virus
Das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) aktualisiert regelmäßig die Liste der in Österreich zugelassenen COVID-19-Impfstoffe.
Derzeit sind das jene von
- Pfizer-BioNTech,
- Moderna,
- Oxford-AstraZeneca
- und Johnson [&] Johnson.
Die Auslieferung der Johnson & Johnson-Impfung an die EU wurde kurzfristig ausgesetzt, um Nebenwirkungen durch die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) zu prüfen. Sie gab inzwischen grünes Licht. Für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren sind derzeit noch keine Impfungen zugelassen, für jene ab 16 Jahren momentan nur der Impfstoff von Pfizer-BioNTech. Einige Impfstoff-Entwickler führen allerdings bereits Studien für diese Altersklassen durch.
Covid-19 Impfungen für Kinder
Pfizer-BioNTech
gab Ende März 2021 erfreuliche Ergebnisse einer Studie an Kindern und Jugendlichen bekannt. Die Impfung, die davor an über 16-jährigen Personen getestet wurde, zeigte bei Kindern von zwölf bis 16 Jahren eine noch höhere Wirksamkeit, nämlich 100 Prozent. Daher plant Pfizer-BioNTech jetzt, diese Daten an die EMA und ihr US-Pendant, die US Food and Drug Administration (FDA), weiterzuleiten, um eine Erweiterung der Notfallnutzung ihrer Impfung für Zwölf- bis 16-Jährige zu erreichen. Der Impfstart soll vor Anfang des nächsten Schuljahres erfolgen.
Ebenfalls im März hat eine erste Studie an gesunden Kindern im Alter von sechs Monaten bis zwölf Jahren in den USA und Europa begonnen. Bis zu deren Ende sollen an ungefähr 4.500 Kindern Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit der Impfung getestet werden. Laut Website von Pfizer werden erst ab Hinweis eines genügenden Sicherheitsstandards dieser Studie weitere Studien für Kinder unter sechs Monaten in Erwägung gezogen.
Moderna
Ähnliches gilt für die Moderna-Impfung. Bislang nahmen an einer Studie, die den bereits zugelassenen Impfstoff an Kindern und Jugendlichen testet, 3.000 Personen im Alter von zwölf bis 18 Jahren teil. Ergebnisse sind für diesen Sommer zu erwarten. Außerdem startete im März eine Studie für Kinder von sechs Monaten bis zwölf Jahren, die 6.750 gesunde Kinder inkludieren soll. Dabei werden verschiedene Dosen des Vakzins getestet.
Oxford-AstraZeneca
Auch Oxford-AstraZeneca hat im Februar 2021 eine Studie mit 300 Kindern und Jugendlichen von sechs bis 18 Jahren begonnen. Johnson [&] Johnson inkludiert seit April Zwölf- bis 18-Jährige in seine Erwachsenenstudie.
Sputnik-V
Da auch die Sputnik-V-Impfung gerade von der EMA geprüft wird, sei auf eine Meldung der russischen Nachrichtenagentur verwiesen, wonach man den Impfstoff in gleicher Zusammensetzung, aber mit abgeschwächter Dosierung an Kindern und Jugendlichen testen will.
Alle bereits zugelassenen Impfungen werden aktuell an Jugendlichen und Kindern in teilweise niedrigeren Dosierungen getestet. Das soll auch die Jungen und Jüngsten in der Gesellschaft vor einer Infektion schützen und die „Rückkehr zur Normalität“ möglich machen. Wir warten daher gespannt auf die Ergebnisse der bereits laufenden und geplanten Studien!
Autor:in:
Dr. med. univ. Valentina Marino-Melán, MSc
Dr. Valentina Marino-Melán ist Ärztin für Kinder- und Jugendheilkunde. Sie verfügt über einen Public Health Hintergrund und hat eine besondere Leidenschaft für globale Mutter-Kind-Gesundheit.