CORNWALL MIT DEN KINDERN
Die Natur mit den saftigen Wiesen, imposanten Steilküsten und malerischen Gärten, sind wirklich zum Dahinschmelzen. Doch wir sind mit unseren beiden Kindern unterwegs, die dem Tiere streicheln und Muscheln suchen gegenüber ausgedehnten romantischen Spaziergängen eindeutig den Vorzug geben. Und tatsächlich, Cornwall ist nicht nur eine Augenweide, sondern, wie es scheint, auch eine einzige Schafweide. Hinter jeder Scheune, auf jeder Wiese und auf jedem Traktor vermuten wir Shaun, den Helden der britischen Comicserie – und auch unser persönlicher. Auch wir wohnen in einer Scheune, die von den Besitzern liebevoll in ein Ferienhaus im traditionellen Stil umgebaut wurde. Es ist ein wahres Hideaway, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Die obligatorischen Schafe sind vom Küchenfenster aus in Sichtweite, Hühner gackern vor der Haustür, ein Hasenstall ist ums Eck und die Brombeerhecken – einfach nur den Arm austrecken.
Ein idealer Ausgangspunkt für unsere Entdeckungstouren durch das wild-romantische Nord-Cornwall.
HIGHLIGHTS IN CORNWALL
Die englische Grafschaft, südlich von Devon, ist eine perfekte Urlaubsdestination für Familien, Pärchen, Naturliebhaber, Stressverweigerer, Ruhesuchende, Wanderer und auch für Bodyboarder und Wellenreiter, die an den Küsten des Atlantiks paradiesische Bedingungen vorfinden.
Aber alles schön der Reihe nach. Wir beginnen unseren Südengland- Trip am Flughafen in London, an dem wir uns einen Mietwagen englischen Stils – Land Rover – organisieren, der uns laut Navi in etwa vier Stunden ans Ziel bringen soll. Offenbar suchen viele Londoner an diesem Tag die Ruhe am Meer und wir sitzen den gesamten Nachmittag im Stau. Das einzige, das die Fahrt für uns irgendwie aufregend macht, sind die Hörspiele von Shaun, dem Schaf, und der ungewohnte Linksverkehr. Aber irgendwann kommen wir doch an unserem ersten Ziel an, dem Städtchen Bude. Und ahnen schon beim ersten Durchschlendern, dass sich der Weg gelohnt hat.
Bude hat genau die richtige Größe für neugierige Kinderaugen mit müden Beinen. Mit ihren bunten Häuserfassaden und den schönen Blumengirlanden wirkt die Stadt schnuckelig und einladend. Kleine Touristenläden und urige Pubs wechseln sich ab mit Surfershops und gemütlichen Cafes. Genial ist vor allem der Hausstrand, der untertags zum Sonnenbaden, Surfen, Muschelsuchen, Beach-Ball-Spielen, Drachensteigen … einlädt. Die bunten Strandhütten machen aus der Szenerie ein Postkartenmotiv. Berühmt ist auch das stimmungsvolle Meeresbecken von Bude: ein kinderfreundlicher riesiger Pool mit Meerwasser, auch wenn die See ihr raues Gesicht zeigt. Wir schnuppern die frische Meeresbrise, fühlen die milde Luft auf der Haut und stärken unsere hungrigen Bäuche in einem kleinen Genusstempel, auch genannt „Temple“, wo mit viel Liebe und Kreativität, regional und saisonal gekocht wird. Selbst unsere Kinder, die darauf nicht allergrößten Wert legen, lieben das Essen hier, besonders die Süßkartoffelchips mit Fishfingers (unsere Fischstäbchen), fangfrisch vom Meer, auf das man gerade blickt.
STRAND-TIPPS
Der nächste Tag zeigt uns Cornwall in seiner vollen Pracht und Schönheit. Wir durchfahren die sehr engen, heckengesäumten Straßen, die das Landschaftsbild prägen und laut unserer Tochter auch namensgebend sind: „Ich weiß jetzt, warum es England heißt, weil hier die Straßen so eng sind.“ Geben die Hecken wieder die Sicht frei, erspähen wir eine atemberaubende Küstenlandschaft mit steilen Klippen, saftigen Wiesen und einem tobenden Meer, das uns magisch anzieht. Wir besuchen gleich den ersten Strand, der am Weg liegt, und sind schon hellauf begeistert.
Der Widemouth Beach ist zwar von der Straße aus schon ein Traum, aber wer hier nicht aussteigt, dem entgeht etwas. Die kleinen Wanderwege, die sich durch die hohen Gräser schneiden, vorbei an duftenden Wildblumen, führen alle hinunter zum langen Strand, Widemouth Beach, der aussieht, als hätte die Landschaft vor lauter Ausrufen des Entzückens „Ahhh …“ ihren Mund aufgerissen und nicht mehr wieder zugebracht.
Wir sind bestens ausgerüstet: mit einem Kescher zum Krabbenfangen und einem Sandspielzeug, um hier unsere Festung zu errichten.
Überall liegen die wohlgeformten, rundgeschliffenen Pebble-Stones herum, die so gut in der Hand liegen und übers Wasser gleiten. Viele versuchen sich in Geschicklichkeitsspielen und bauen hohe Türme damit, die dem Meereswind standhalten sollen. Wir genießen den Wind, der unser Gesicht umspielt und das Wasser, das unsere Zehen umspült. Mit einem Mal werden wir ganz ruhig und genießen das Hier und Jetzt – das sich aber auch rasch verändern kann.
BODYBOARDER UND WELLENREITER
Die Gezeitenunterschiede sind sehr groß und sobald die Flut die Strände zu überschwemmen beginnt, wird die Fahne gehisst und die Life-Guards sichern die Strände. Das ist der Moment, wo die kleinen Bodyboarder aus dem Wasser kriechen und den mutigen, hartgesottenen Wellenreitern Platz machen müssen, die ihren großen Ritt kommen sehen. Das ist auch der Zeitpunkt, an dem unser Sohn bitter erkennen muss, dass seine mühsam erbaute Sandburg vergänglich ist und sich dem Wasser zu ergeben hat. Zumindest können wir in letzter Sekunde noch sein Schauferl retten, das in einer Zinne stecken geblieben ist und bereits von der ersten Welle überrollt wird. Wir verziehen uns auf die Dünen, lassen uns zwischen den Gräsern nieder und genießen das Schauspiel aus sicherer Entfernung. Die Picknickdecke wird ausgeworfen, der Windbreaker übergestreift und der Blick aufs Meer gerichtet, Richtung untergehende Sonne. Dazu knabbern wir Chips aus dem Sackerl – sie schmecken nach Meersalz, und für dir Großen gibt es einen Schluck Cider.
UNSERE TIPPS
- SCHWIMMEN UND SURFEN
Cornwall ist ein Paradies für alle Strandläufer und Wassersportler, vor allem Wellenreiter finden hier fantastische Spots. Durch den starken Tidenhub allerdings nicht ganz ungefährlich. Zum Anfangen am besten mal mit dem Bodyboard in die Wellen springen – unbedingt Neoprenanzug einpacken. Wer auf den Geschmack kommt, kann gleich die Surfschule in Bude besuchen: Big Blue Surf School. - SUMMERLEAZE NATURPOOL
Direkt am Meer und doch nicht ganz drinnen. Die Meeresbecken in Bude sind für alle Schwimmanfänger eine ideale Alternative, um im Meereswasser zu plantschen, ohne sich vor den wilden Wellen in Acht nehmen zu müssen. Ideal auch für erste Paddelübungen am Board. - THE ST. KEW INN
Familienfreundliches gemütliches Pub mit schönem Gastgarten und fantastischem Essen: Fish [&] Chips, Kabeljau oder Hummer – die Auswahl ist groß, nicht nur beim Bier oder Cider. - CORNISH CREAM TEA
It’s Teatime in Cornwall! Dazu süße Scones mit Clotted Cream (dem typischen Streichrahm aus Cornwall) und Erdbeermarmelade bestrichen. - TREBARWITH STRAND
Ein Strand, der rockt! Der große, runde Steinbrocken ist Landmark des wilden Strandes. Davor, auf den flacheren Steinplatten, lässt sich´s herrlich sitzen und in die Sonne blinzeln. - SANDYMOUTH BEACH
Idyllischer kleiner Strand zum Träumen, Meditieren oder Pepple-Stones-Auftürmen.
DARTMOOR
Nach dem Wasser kommt das Land. Wir wollen das berühmte Dartmoor kennenlernen, das mehr eine Heidelandschaft ist als ein Moor. Es ist ein riesiger Nationalpark, den man tagelang durchwandern kann. Das Örtchen Meldon ist dafür ein günstiger Ausgangspunkt. Obwohl unsere Kinder nicht die wanderlustigsten sind, kommen sie aus dem Gehen nicht mehr heraus, etappenweise werden die Hügel sogar im Laufschritt erklommen. Das liegt an den sanften, hügeligen Weiden, deren Gras so weich ist, dass man sie barfuß überqueren kann und wir uns dabei eine Fußmassage vergönnen – einzig auf die Kuhfladen ist zu achten. Und natürlich auf die vielen Schafbemmerln!
LANHYDROCK HOUSE
- Ein herrliches Haus! Das Heerenhaus im viktorianischen Stil mit typisch englischem Garten. Die Kinder werden glauben, sie sind in einem Schloss gelandet und werden sich mit Entdeckergeist auf die vielen Räume stürzen.
FISH UND MEERESFRÜCHTE
- Am besten gleich direkt beim Fischladen in Widemouth beim Strand einkaufen – der „Fang des Tages“ wird täglich auf der Kreidetafel angeschrieben – und dann auf den Griller legen.
SOUTH-WEST-COAST PATH
- Der längste Fernwanderweg Englands. Einer der schönsten Abschnitte führt durch Cornwall, nahe an den Klippen vorbei und eine Meeresbrise im Gesicht.