Fruchtjoghurt gilt als Inbegriff des gesunden Genusses. Vitalstoffe aus Obst und Milch gepaart mit Joghurtkulturen ergeben ein überaus wertvolles Nahrungsmittel, besonders wenn die Zutaten aus ökologischer Landwirtschaft stammen. Doch Vorsicht beim Griff ins Kühlregal: Nicht jedes Fruchtjoghurt ist so gesund, wie es scheint.
Naschen mit gutem Gewissen?
Kinder lieben Süßes und Buntes. Mit Fruchtjoghurt lassen sich Kinderwünsche auf gesunde Weise erfüllen.
- Früchte bieten Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Ballaststoffe und Antioxidantien.
- Joghurt liefert zusätzlich hochwertiges Eiweiß, leicht verdauliches Fett, die Leber und Darm unterstützende Milchsäure sowie Milchsäurebakterien, die unter anderem für einen gesunden Darm sorgen können.
Wie kann man Fruchtjoghurt selber machen?
Mischen und Experimentieren in der Küche macht schon den Kleinsten Spaß. Dafür ist Fruchtjoghurt ideal. Frisch zerkleinertes Obst liefert das beste Aroma und die meisten Vitalstoffe. Da reifes Obst zuckerreich ist und Joghurt von Natur aus etwa 4 g Milchzucker pro 100 g enthält, erübrigt sich ein Zusatz von Süßungsmitteln.
- Zimt und Vanille geben extrafeinen Geschmack.
- Wer es unbedingt besonders süß möchte, fügt sparsam Trockenfrüchte hinzu.
- Damit sich das Aroma gut entfalten kann, lässt man das Joghurt kurz ziehen.
- Als Topping eignen sich Nüsse, Samen und Getreideflocken. Tiefgekühlt wird daraus gesunde Eiscreme.
Wie viel Frucht steckt im Joghurt?
Die verlockende Fülle an Früchten auf der Verpackung ist nicht unbedingt auch darin enthalten.
- Die Bezeichnung „Fruchtjoghurt“ ist bereits ab einem Fruchtanteil von 6 Prozent des Volumens zulässig. Für einen 150-g-Becher reicht folglich laut Gesetz bereits eine halbe Erdbeere.
- „Joghurt mit Fruchtzubereitung“ muss mindestens 3,5 % Frucht enthalten. übrigens: Der Fruchtanteil kann auch aus einer Mischung unterschiedlicher Früchte und Fruchtsaftkonzentrate bestehen. Mitunter werden Fruchtstücke durch gelierte Fruchtrückstände simuliert.
Die Zuckerfalle?
Viele Fruchtjoghurts verlieren den Gesundheitsbonus durch ihren hohen Zuckergehalt.
- Neben Haushaltszucker zählen auch Traubenzucker, Fruchtzucker, Fruchtsaftkonzentrate, Honig und Agavendicksaft zu den Zuckerlieferanten.
Somit sind auch Produkte „ohne Zuckerzusatz“ nicht unbedingt zuckerfrei. In einem 200-g-Becher Fruchtjoghurt können bis zu 35 g Zucker stecken. Das entspricht einer halben Tafel Schokolade. Auch Toppings können eine reichhaltige Quelle für Zucker sein und überdies ungünstige Fette enthalten.
Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, den Zuckerkonsum auf unter 10 Prozent des Energiebedarfs zu reduzieren, besser noch auf unter 5 Prozent.
- Für Kinder bis 4 Jahren läge die Grenze bei maximal 30 g (besser 15 g),
- für Volksschulkinder bei höchstens 40 g (besser 20 g)
- bei Erwachsenen bei 50 g (besser 25 g).
Was liefert den Geschmack?
Fett bringt den Geschmack der Früchte zur Geltung, sättigt und macht das Joghurt cremig-mild. Fettarme Produkte gleichen das Manko meist durch erhöhte Zuckermengen oder Süßstoffe und Aroma aus. Häufig werden auch Verdickungsmittel eingesetzt, die teilweise allergen wirken und die Eiweißverdauung behindern.
Da Zucker und viele der Zusatzstoffe schädlicher sind als das Milchfett, sollte man auf Light-Produkte verzichten. Sie helfen ohnedies nicht beim Abnehmen – ganz im Gegenteil, wie zahlreiche Studien nachweisen.
Traditionelle und probiotische Joghurts
Prinzipiell enthalten alle fermentierten Milchprodukte probiotisch wirkende Bakterien. Als „probiotisch“ gekennzeichnete Sorten enthalten zusätzliche Kulturen. Die Passage durch Magen und Dünndarm überstehen nur einige Stämme und auch von diesen nur zwischen zehn und 40 Prozent. Daher ist eine sehr hohe Zahl an Bakterien nötig, die nicht in allen Produkten vorhanden ist. Da sich die zugesetzten Stämme nicht im Darm ansiedeln können, ist eine regelmäßige Zufuhr erforderlich.
Probiotische Bakterienkulturen können den Darm aktivieren, Laktose abbauen, Blutdruck und übergewicht senken, gegen Diabetes und Krebs wirken sowie das Immunsystem stärken. Gesichert ist allerdings lediglich eine leichte Aktivierung des Immunsystems. Weitere Effekte können nicht ausschließlich auf den Konsum von Joghurt zurückgeführt werden, da JoghurtliebhaberInnen generell zu einem gesünderen Lebensstil neigen. Dennoch betrachten die meisten Wissenschaftler fermentierte Milchprodukte als wertvolle Nahrungsmittel.
Welche pflanzlichen Joghurtalternativen gibt es?
Wer Milch meiden möchte oder muss, findet im Kühlregal Joghurtalternativen auf der Basis von Soja oder Kokosmilch. Diese kommen nicht ohne Verdickungsmittel aus und enthalten häufig Aromen. Sojaprodukte können gentechnisch veränderte Soja-DNA aufweisen, auch wenn der Hersteller kein Gentech-Soja verwendet.
Was ist Probiotika, was ist Prebiotika?
- Probiotika sind Substanzen, die lebende Milchsäurebakterien enthalten. Sie können sich positiv auf das Darm-Mikrobiom auswirken.
- Prebiotika sind natürliche Ballaststoffe, die das Wachstum oder die Aktivität von nützlichen Darmbakterien steigern.
Für Joghurts werden meist Inulin oder Oligofruktose verwendet. Beide Stoffe sind leicht süß und erleichtern die Aufnahme von Kalzium, Magnesium und Eisen. Inulin vermittelt zudem einen cremigen Eindruck ähnlich wie Fett.
Aroma
Aromastoffe gaukeln ein wertvolleres Produkt vor und regen den Appetit an. Manche Aromastoffe blockieren die Sättigungssignale an das Gehirn. Die Bezeichnung „natürliches Aroma“ bedeutet nicht, dass das Aroma von einem bestimmten Lebensmittel stammt. Es muss lediglich zu 95 Prozent aus natürlichen – pflanzlichen oder tierischen – Rohstoffen gewonnen werden.
Autor:in:
Zur Person Margot Fischer ist Ernährungswissenschaftlerin. Sie forschte an der Klinik für Innere Medizin III im AKH Wien und veröffentlicht zahlreiche Fachpublikationen, Bücher und Artikel. http://margot-fischer.net/ Aktuelle Artikel