Fast 40 Jahre menstruiert eine Frau im Durchschnitt. Mit ca. 12,5 Jahren bekommen Mädchen heute ihre erste Regelblutung und im Alter von 51 Jahren ist bei den meisten wieder Schluss damit. Während dieser Lebensspanne fühlen sich die Frauen durch ihre Periode mehr oder weniger körperlich und psychisch eingeschränkt und geben viel Geld für Monatshygiene aus, die ihre Gesundheit durch die enthaltene Chemikalien oft noch zusätzlich belastet.
Der europäische Menstruationsreport von dm
Laut einer Studie von dm Drogeriemarkt und Spectra mit 6.000 Frauen zwischen 16 und 50 Jahren aus Bosnien-Herzogowina, Bulgarien, Italien, Kroatien, Österreich, Rumänien, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn zum Thema Periode sind nur zwei Prozent der befragten Frauen beschwerdefrei während ihrer Periode. Die meisten Frauen kämpfen regelmäßig mit Unterleibsschmerzen, Stimmungsschwankungen und Müdigkeit. Um diese Beschwerden zu lindern, greifen viele zu Medikamenten und suchen nach Ruhe und Entspannung. Sport während der Periode wird von vielen Frauen vermieden, ebenso wie soziale Kontakte, vor allem bei jüngeren Frauen. Das ist überhaupt ein überraschender Outcome dieser Studie: Jungen Frauen empfinden das Thema Menstruation als deutlich stärker tabuisiert als Frauen über fünfzig.
Österreich Spitzenreiter bei Tabuisierung und Menstruationsbeschwerden
Österreich belegt in der Menstruationsstudie gleich zwei traurige Spitzenplätze. So gaben 62 Prozent der Österreicherinnen an, dass die weibliche Menstruation in Österreich ein Thema darstellt, über das nicht gesprochen wird – so viel wie in keinem anderen Land. Dazu passt, dass sich nur 14 Prozent der Österreicherinnen vor ihrer ersten Periode gut darüber informiert gefühlt hatten, nur in Italien sind es mit zehn Prozent noch weniger.
Auch die Angst vor einem sichtbaren Blutverlust in der Öffentlichkeit ist hierzulande besonders ausgeprägt. Die absolute Spitzenposition halten österreichische Frauen mit 86 Prozent aber bei den körperlichen und psychischen Einschränkungen während der Periode. In keinem anderen untersuchten Land leiden Frauen so stark. Beklagt werden hier vor allem Bauchkrämpfe. Besonders gut informiert vor der ersten Regel fühlen sich die Bulgarinnen, das Thema wird wenig tabuisiert und die bulgarischen Arbeitnehmerinnen können sich über Verständnis seitens ihrer ArbeitgeberInnen freuen. In Bulgarien scheint also insgesamt ein menstruationsfreundliches und offenes Klima zu herrschen.
In Österreich funktioniert die Aufklärung über die Menstruation in der Familie offenbar nicht ausreichend gut , hier wäre ein verstärktes Engagement der Bildungseinrichtungen hilfreich. In welchem Ausmaß ein Zusammenhang besteht zwischen der Tabuisierung des Menstruationsthemas und dem hohen Prozentsatz an Frauen, die hierzulande unter Periodenschmerzen leiden, wäre ein interessanter Gegenstand zukünftiger Forschung.
Gefährliche Chemikalien in Monatshygiene-Produkten
Anlässlich des „Internationalen Tages der Menstruationshygiene“ am 28. Mai warnt der bekannte Kinderwunschexperte Priv.-Doz. DDr. Michael Feichtinger vor gefährlichen Chemikalien in vielen Periodenprodukten.
„Während das Bewusstsein und der erleichterte Zugang zu Hygieneartikeln zu begrüßen sind, ist deren Auswirkung auf die weibliche Gesundheit noch weitgehend unerforscht. Eine kürzlich veröffentlichte Studie im ‚British Journal of Obstetrics and Gynecology‘ zeigte, dass viele weibliche Hygieneartikel mit Chemikalien wie Dioxin, Bisphenol-A und flüchtigen organischen Verbindungen belastet sind,“ erklärt Feichtinger.
„Aufgrund der erleichterten Aufnahme dieser Chemikalien über die Vaginalwand können bereits geringe Mengen im weiblichen Körper ihre Wirkung verstärken. Wie stark sich diese Substanzen auswirken, muss in zukünftigen Studien untersucht werden, da dieses Risiko bisher sowohl von wissenschaftlicher als auch von regulatorischer Seite weitgehend vernachlässigt wurde“, so Feichtinger weiter. Abhilfe können hier nachhaltige Menstruationsprodukte wie die Menstruationstasse schaffen, oder aber Hygieneartikel in Bio-Qualität, die aber wiederum sehr teuer sind, was sie für viele Frauen unerschwinglich macht.
„Periodenarmut“ in Österreich weit verbreitet
Die Studie von dm drogerie markt ergab, dass 17 Prozent der befragten Frauen in Österreich finanzielle Schwierigkeiten beim Kauf von Periodenprodukten haben, insbesondere Mädchen und Frauen in Ausbildung. Die sogenannte „Periodenarmut“, bei der Frauen keinen ausreichenden Zugang zu Menstruationsprodukten und Informationen haben, ist aber auch in anderen Ländern präsent.
Privatwirtschaft hilft finanziell schwachen Frauen
Dass Gratis-Periodenproduke in Arztpraxen sowie am Arbeits- und Ausbildungsplatz dabei helfen, die Periode greifbarer und damit „salonfähig“ zu machen, ist unumstritten. Allerdings sagen 56 Prozent der befragten Frauen, noch nie kostenlose Menstruationsartikel im öffentlichen Raum wahrgenommen zu haben. Genau hier setzt dm drogerie markt mit einer neuen Spendenaktion im Sommer an. „Der Ruf nach kostenlosen Periodenartikeln an Arbeitsplätzen, Schulen und in öffentlichen Einrichtungen wird immer lauter“, so Mitglied der dm Geschäftsleitung Petra Gruber. „Bereits seit Herbst letzten Jahres statten wir neben den dm Mitarbeiterinnen in allen Filialen auch ausgewählte Schulen in ganz Österreich mit kostenlosen Periodenprodukten aus. Mit der Erweiterung dieser Spendenaktion wollen wir daran anknüpfen.“
Kundinnen, die zwischen 01. Juni und 31. Juli Periodenprodukte der Eigenmarke Jessa in den dm Filialen kaufen, tun damit Gutes: Denn pro verkauftem Produkt spendet dm 10 Cent und wandelt dieses Geld in Binden, Tampons und Co. für soziale Einrichtungen – z.B. Caritas Lerncafés – um. Darüber hinaus werden die österreichweiten Schulkooperationen durch zusätzliche Partnerschaften erweitert, um noch mehr Schülerinnen einen niederschwelligen Zugang zu Menstruationsprodukten zu ermöglichen.