GESÜNDER DURCH DIE KALTE JAHRESZEIT
Die Viren und wir – jedes Jahr das Gleiche: Die Tage werden kürzer, die Temperaturen sinken und parallel dazu steigt die Häufigkeit von Erkältungskrankheiten.
Warum das so ist und wie man gesünder durch die kalte Jahreszeit kommt haben wir mit Univ.-Prof. Kunze vom Zentrum für Public Health der MedUni Wien diskutiert.
Warum sind wir in der kalten Jahreszeit anfälliger für Erkältungskrankheiten?
Univ.-Prof. Kunze: Herbst und Winter sind ideal für Viren. Sie schätzen die niedrigen Temperaturen und vermehren sich dabei besonders gut. Menschliche Schleimhäute hingegen trocknen bei Kälte und Heizungsluft aus. Bei Kälte verengen sich außerdem die Gefäße, sodass weniger Abwehrzellen in die Schleimhäute gelangen. 1:0 für die Viren.
Große Menschenansammlungen in geheizten Räumen sind zudem eine herrliche Gelegenheit für Erkältungsviren, möglichst rasch möglichst viele Menschen zu befallen. Welche Faktoren noch eine Rolle spielen, wissen wir derzeit noch nicht bis zum Letzten.
Warum gibt es immer noch keine Impfung gegen Erkältungsviren?
Univ.-Prof. Kunze: Wir kennen um die 200 Virenstämme, die Erkältungen verursachen und die andauernd weiter mutieren. Das macht es faktisch unmöglich, einen Impfstoff zu entwickeln, der gegen alle Erreger wirkt.
Warum gibt es jedes Jahr einen neuen Grippeimpfstoff?
Univ.-Prof. Kunze: Grippe – Influenza – ist eine Reisekrankheit, die um die Welt zirkuliert, ausgehend von Australien. Wir beobachten jedes Jahr im Sommer, wenn es auf der Südhalbkugel Winter ist, welche Influenzastämme dort besonders aktiv sind. Aufgrund dieser Beobachtungen wird dann im Februar der aktuelle Impfstoff entwickelt. Je nachdem, wie die Viren weiter mutieren, ist die Wirksamkeit stärker oder schwächer gegeben. Man muss bedenken, dass zwischen der Impfstoffentwicklung und dem Auftreten der Grippewelle hier bei uns von Oktober bis Weihnachten Monate liegen, da kann eine Menge passieren.
Wer soll sich gegen Grippe impfen lassen?
Univ.-Prof. Kunze: Alle! Generell sind Kinder, Jugendliche und alte Menschen besonders gefährdet. Je höher die Durchimpfungsrate, desto besser sind auch diejenigen geschützt, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können. Wenn ein Baby geplant oder schon da ist, sollte sich sein ganzer Umkreis impfen lassen, Eltern, Großeltern, Geschwister usw., damit das Kind keiner unnötigen Gefahr ausgesetzt wird.
Was ist die beste Strategie, wenn es einen doch erwischt hat?
Univ.-Prof. Kunze: Wenn es die echte Grippe ist, dann hilft in den ersten 48 Stunden ein spezielles verschreibungspflichtiges Virostatikum, das die Viren an der Verbreitung im Körper hindert. Gibt es auch für Kinder. Bettruhe ist bei Grippe wegen des Fiebers und der Heftigkeit der Symptome ohnedies erforderlich. Aber auch bei einer Erkältung sollte man sich schonen, denn die unspezifische Immunantwort, die erste Verteidigungslinie wie Fieber und Entzündung, ist sehr anstrengend für den Körper. Was man übrigens nach neuen Erkenntnissen unterlassen soll, sind Schwitzkuren, wie man sie früher empfohlen hat – schon gar nicht bei Kleinkindern. Das belastet den Kreislauf viel zu sehr, beeinträchtigt die Abwehr sogar und kann bei Kleinkindern zu Fieberkrämpfen führen.
Was sonstige Hausmittel wie z.B. Ingwertee, Lindenblüten -, Holunderblüten- oder Thymiantee betrifft oder Kartoffel- oder Topfenwickel bei Halsschmerzen: Tun Sie, was Ihnen gut tut. Der Glaube des Patienten, dass eine Maßnahme hilft – der Placebo- Effekt – ist ein wirksames Instrument. Vielleicht hilft ja auch das Wissen, dass Erkältungsinfekte ein gutes Training für das Immunsystem sind.
Wie kann man am besten Vorbeugen?
Univ.-Prof. Kunze: Meine beiden wichtigsten Empfehlungen sind Händewaschen, Händewaschen, Händewaschen und Bewegung, Bewegung, Bewegung.
- Ersteres, weil die Hände der Hauptübertragungsweg der Viren sind, ganz besonders, wenn sie beim Niesen vor die Nase gehalten und danach Gegenstände berührt oder Hände geschüttelt werden. Viel besser: in die Armbeuge niesen!
- Bewegung – nicht Leistungssport – am besten an der frischen Luft ist das allerbeste Mittel, um Stress abzubauen und alle Körpersysteme bestmöglich in Schuss zu halten und so Infekte besser abwehren zu können. Kinder sind ja noch „Bewegungstiere“ – bitte ihnen diesen Drang ja nicht abgewöhnen!
- Schließlich noch gesunde Ernährung: mehr von der Pflanze und weniger vom Tier.
Wer diese Ratschläge befolgt, hat deutlich bessere Chancen, gut durch die kalte Jahreszeit zu kommen.
Univ.-Prof. Kunze: Meine beiden wichtigsten Empfehlungen sind Händewaschen, Händewaschen, Händewaschen und Bewegung, Bewegung, Bewegung.
Autor:in:
Zur Person: Mag. Elisabeth Sorantin hat Sprach- und Literaturwissenschaften studiert und sich vor allem auf die Vermittlung von komplexen Sachverhalten in einer allgemein verständlichen Sprache spezialisiert. Aktuelle Artikel