Mein erster großer Schock als Familienernährer kommt weder im Krankenhaus noch im Kindergarten. Weder am Spielplatz noch beim ersten Mal Durchfall. Er kommt bei der ersten Stromnachzahlung. Plötzlich steht da ein fast doppelt so hoher Betrag, dank einer dreistelligen Nachberechnung. Ein gutes Jahr nach der Geburt unseres ersten Sohnes muss ich also erkennen, dass eine Familie Energie kostet – und das nicht nur bildlich gesprochen.
Wie viel verbraucht die Familie?
Ein Wunder ist es nicht: Kühl- und Gefrierschrank sind immer knallvoll, es wird täglich gekocht und erhitzt. Und sollten einen ganzen Tag lang weder Waschmaschine noch Trockner laufen, malen wir gleich ein Sternchen in den Kalender. Familien sind Energiefresser. Punkt. Die Misere wird noch dadurch verschärft, dass sich die Energiepreise im letzten Jahr massiv erhöht haben. Laut der Österreichischen Energieagentur stieg der Energiepreisindex für private Haushalte im Jahr 2007 um 4,2 % an, beim Strom waren es sogar 9,2 %. Der Durchschnitts-Haushalt gab im letzten Jahr damit 224 Euro monatlich für Energie aus. Etwa ein Viertel davon für Strom, ein Drittel für Wärme, der Rest für Treibstoff. Tendenz steigend.
Wie viel bringt ein Preisvergleich?
Der Schluss daraus: Wir können es uns nicht leisten, auf bessere Zeiten zu hoffen. Ein Sparplan fürs Energie-Budget muss her. Erste Maßnahme: Preisvergleich. Der Online-Tarifrechner der Liberalisierungs-überwacher von E-Control zeigt, welche Anbieter von Strom und Gas an meinem Wohnort am günstigsten sind. Immerhin, rund 70 Euro im Jahr könnte mir der Wechsel schon bringen. Wenn ich Gas benutzen würde, könnten es bis zu 260 Euro sein. „Es ist im Prinzip sehr einfach“, erklärt Claudia Riebler von E-Control, „Ich sage einfach dem neuen Lieferanten, dass ich zu ihm wechseln will, und der erledigt den Rest. Ich muss dafür auch nichts zahlen“. Dennoch haben in den sieben Jahren seit der Stromliberalisierung nur gut acht Prozent aller Kunden den Energieversorger gewechselt. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass nach wie vor zu wenig Wettbewerb herrscht“, fasst der Geschäftsführer der E-Control, Walter Boltz zusammen. Hier ist also nicht viel zu holen.
Sparen ohne Schmerzen?
Wer das Familienbudget wirklich schonen will, muss also an der Quelle ansetzen. Und nicht nur Kosten, sondern Energie sparen. Das heißt aber nicht, dass wir den Gürtel enger schnallen müssen. Armin Knotzer sagt: „Es stimmt, dass man Gewohnheiten ändern muss. Ich würde aber nicht sagen, dass das ein Verzicht ist“. Er muss es wissen als Leiter des Fachbereichs Bauen, Wohnen, Energie der Umweltberatung Wien.
Wo können wir also ansetzen mit unserem Sparplan?
Kostenpunkt Nummer eins ist die Heizung. Hier kann man mit etwas Fingerspitzengefühl massive Einsparungen erreichen. Wer ein Thermostat sein eigen nennt, kann es einmal gut einstellen. Das heißt: Nicht höher als 20 bis 21 Grad heizen und in warmen Räumen die Heizkörperventile entsprechend herunterdrehen. Immer dann, wenn die Heizung weniger gebraucht wird, sollte die Temperatur gesenkt werden. 18 Grad sind in der Nacht genug; wenn man auf Urlaub fährt, sorgen zwei bis fünf Grad für Frostschutz. „Jedes Grad bringt bis zu 6 % Energieeinsparung“, rechnet Armin Knotzer vor. Wenig effizient ist es auch, Heizkörper hinter Möbeln oder Vorhängen zu verstecken – so wandert die Wärme ins Bücherregal statt in die gute Stube. „Eine Heizfläche sollte man immer sehen, die sollte im Weg sein. Deswegen geht man ja zunehmend zu Fußboden- und Wandheizungen. Solche Flächenheizungen sind sehr behaglich, und sie brauchen keine hohen Wassertemperaturen mehr. Da reichen 25 bis 40 Grad. Das ist ein großer Schritt in Richtung Energieeinsparung“, erklärt der Umweltberater.
Was ist mit der Küche?
Auf Rang zwei der Energiesünder-Liste stehen kollektiv die Stromfresser in Küche und Bad. Typische Kandidaten sind Kühlschrank und Gefriertruhe, Elektroboiler, Waschmaschine und Trockner. Also genau jene Geräte, die junge Familien am intensivsten beanspruchen. Die wichtigste Spar-Entscheidung fällt bei diesen Geräten allerdings schon beim Kauf. Moderne Geräte setzen auf Energie-Effizienz und werden mit dem Energielabel A+ oder A++ ausgezeichnet. Wenn Sie ein altes Gerät besitzen, sollten Sie sich ein Strommessgerät bei ihrem Energieversorger ausborgen. Möglicherweise betreiben Sie noch einen echten Stromfresser. Wenn dem so ist, könnte sich ein neues Gerät auch finanziell lohnen.
Hilft geringere Temperatur?
Bei Geschirrspüler und Waschmaschine gibt es zwei einfache Faustregeln: die Maschine immer möglichst voll machen und die Waschtemperatur so niedrig wie möglich halten. Zwei halb leere Waschgänge brauchen wesentlich mehr Energie als ein voller. Und wenn nicht Karottenbrei oder Durchfall im Spiel sind, reichen 30 Grads. Armin Knotzer: „Wenn ich etwas mit 90 Grad wasche, brauche ich fast zwei Drittel mehr Energie als mit 30 Grad“.
Ist ganz abschalten sinnvoll?
Nach den Stromfressern wird es etwas unübersichtlicher auf der Hitliste der Stromfresser. Auf Platz gehört deshalb weniger ein Gerät, als ein Missstand: Der Standstrom-Betrieb. Der Ruhemodus von Kaffeemaschinen, Festplattenrekordern, Fernsehern oder DVBT-Kisten frisst sinnlos Energie. Das gilt insbesondere für alte Geräte, die abgeschaltet manchmal so viel Strom verbrauchen wie neue Geräte im Vollbetrieb. Eine strategisch platzierte Steckerleiste mit Kippschalter kann hier Wunder wirken. Richtig abschalten spart dem Durchschnitts-Haushalt gemäß Schätzungen der Österreichischen Energieagentur bis zu 100 Euro jährlich. Würden alle Österreicherinnen und Österreicher so handeln, könnte man ein großes Donaukraftwerk locker abschalten. Auch hier gilt: Am besten schon beim Einkaufen darauf achten, dass sich Geräte ganz ausschalten lassen.
Spart Investition Geld?
Wer aber wirklich Geld sparen will muss, so widersinnig es klingt, Geld ausgeben. Wenn der Bau des eigenen Häuschens ansteht, kann man die Energiekosten langfristig senken. Dafür muss aber investiert werden. Ein Niedrigenergiehaus mit Holzheizung in Kombination mit einer Solaranlage ist laut Armin Knotzer „das Edelste und aus Umweltsicht das Feinste“. Im Winter wird also mit Schnitzel, Pellets oder Hackholz geheizt, im Sommer sorgt die Solaranlage für Warmwasser. Das ist im Betrieb rund halb so teuer wie eine Gasheizung. Dafür kostet die Errichtung eines Pellets-Kessels mit rund 10.000 Euro fast doppelt soviel wie eine Gasheizung. Dank attraktiver Förderungen und den niedrigen Betriebskosten holt man sich die Investitionskosten teilweise wieder zurück. Dennoch: Rechnen ist angebracht.
Besser beraten?
Allgemein gültige Patentrezepte für Energiesparer gibt es also kaum. Aber mit den richtigen Tipps können wir alle unsere Augen schärfen für die Energiefresser in unserem Haushalt. Wer selbst nicht weiter kommt, wird Hilfe finden: Kostenlose, gut geförderte Beratungsangebote (siehe Kasten) gibt es nicht nur im Internet.
Links:
- Vergleichsrechner für Strom- und Gasanbieter auf der Website von E-Control www.e-control.at
- Individuelle Energie-Beratung beim Bauen und Wohnen in sechs Bundesländern www.umweltberatung.at
- Energieeffizienz im Produktvergleich, nicht nur für Stromfresser www.topprodukte.at
Autor:in:
Zur Person Mag. Claudia Ohnesorg-Csik studierte Handelswissenschaften an der WU Wien. Ist Mutter von zwei Töchtern. Sie ist für die Online Redaktion zuständig und verantwortet die Social Media Präsenz. Aktuelle…