„Tristan, aaaabgeholt, Deine Mama ist da!“, ruft eine Gruppe Zwerge in der Nachmittagsbetreuung. „Das ist nicht meine Mama, das ist mein Au-pair!“, erwidert Tristan erbost und blickt in einen Haufen ratloser kleiner Gesichter: Was bitte, ist denn ein Au-pair?
Was ein Au-pair nicht ist, ist leichter zu erklären: nämlich eine Putzfrau, ein Kindermädchen, eine Küchenhilfe … nur damit das von vornherein klar ist! Dennoch kann ein Au-pair dazu beitragen, den Familienalltag ganz wesentlich zu vereinfachen.
Ein Au-pair ist:
- ein junger Mensch von 18 bis 28 Jahren
- der nach Österreich kommt, um Sprache und Kultur zu erlernen
- und vielleicht auch, je nach Herkunftsland, ein bisschen Geld zu verdienen oder sich auf ein Studium vorzubereiten.
- meist sind es junge Frauen, die bei Familien mit Kindern leben
- und bei der Kinderbetreuung sowie leichten Hausarbeiten helfen. Die Betonung liegt dabei auf „leicht“ …
- im Gegenzug erhalten sie dafür gratis Kost und Logis
- sowie ein Taschengeld.
EU-BÜRGERIN ODER DRITTSTAAT-ANGEHÖRIGER?
Au-pairs können grundsätzlich aus jedem Land der Welt kommen.
Der Vorteil von EU-Bürgern:
- brauchen kein Visum und
- keine Arbeitserlaubnis
- sie können sich zeitlich praktisch unbegrenzt in Österreich aufhalten.
Die meisten Au-pairs kommen freilich aus Osteuropa, immer weniger allerdings aus EU-Mitgliedstaaten. Ursache dafür ist vermutlich eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation in den Reformländern.
Bleiben noch die Angehörigen sogenannter Drittstaaten, also von Nicht-EU-Mitgliedern wie der Ukraine, Russland, Serbien, aber auch Madagaskar, Algerien etc. Sie müssen in der österreichischen Botschaft ihres Heimatlandes ein Visum für den Aufenthalt in Österreich beantragen. Das kann mitunter recht schnell gehen: So wartet man in der Ukraine nur rund zwei bis drei Wochen auf ein gültiges Visum, in Aserbaidschan kann es mehrere Monate dauern. Bürger aus der Ukraine und aus Georgien können grundsätzlich ohne Visum als Touristen nach Österreich einreisen und die Visumsangelegenheit anschließend bei der Bezirkshauptmannschaft oder der zuständigen Magistratsabteilung vor Ort erledigen. Das ist meist einfacher, schneller und bequemer.
WAS BRAUCHT MAN FÜR EIN VISUM?
- einen gültigen Reisepass
- Geburtsurkunde mit Apostille (eine Art Beglaubigung aus dem Heimatland) + Übersetzung durch einen gerichtlich beeideten Übersetzer
- Antrag auf eine in Österreich gültige Krankenversicherung (am besten GKK, bei einer privaten Versicherung besteht immer die Gefahr, dass sie diverse Leistungen nicht zahlt)
- Bestätigung über vorhandene Deutschkenntnisse (Kursbesuch)
- polizeiliches Führungszeugnis vom letzten Wohnsitz, nicht älter als drei Monate
- Passfotos
WO FINDET MAN EIN AU – PAIR?
Musste man sich früher an eine Au-pair- Agentur wenden, um zu einem Au-pair zu kommen, läuft die Suche heute meistens über Vermittlungswebsites. Gegen eine geringe Gebühr finden dort Gastfamilien und potenzielle Au-pairs leicht zusammen. Nach der ersten Kontaktaufnahme wird meist ein Skype-Gespräch zum besseren Kennenlernen vereinbart.
WIE VIEL TASCHENGELD?
Was die Höhe des Taschengelds betrifft, ist das Herkunftsland entscheidend.
Während man sich mit EU-Bürgerinnen und -Bürgern Arbeitsstunden und Gehalt flexibel ausmachen kann, bekommen Angehörige von Drittstaaten nur im Falle einer Wochenarbeitszeit von 18 Stunden eine Arbeitserlaubnis. Dafür muss die Entlohnung der jeweils gültigen Geringfügigkeitsgrenze entsprechen. In jedem Fall hat die Gastfamilie das Au-pair zur gesetzlichen Unfallversicherung anzumelden. Das Au-pair wiederum ist verpflichtet, in Österreich einen Deutschkurs zu absolvieren. Die Kosten dafür teilt es sich mit der Gastfamilie. Die Krankenversicherung ist üblicherweise vom Au-pair zu bezahlen.
WAS BRAUCHT EIN AU-PAIR?
Was ein Au-pair braucht, ist natürlich von Mensch zu Mensch verschieden. Als Gastmutter oder -vater sollte man sich aber immer vor Augen halten, dass das Au-pair nicht abends nach getaner Arbeit zu seiner Familie heimkehren kann, sondern dass die Gastfamilie während des Aufenthalts eine ganz wichtige Rolle spielt. Es besteht kein professionelles Arbeitsverhältnis, vielmehr muss speziell die Gastmutter auch ein offenes Ohr für Sorgen wie Heimweh, Liebeskummer, Regel-, Zahnschmerzen oder andere gesundheitliche Probleme haben und sich entsprechend darum kümmern. Ein Au-pair ist ein Familienmitglied auf Zeit, für das man Verantwortung trägt.
VERSCHIEDENE KULTUREN UNTER EINEM DACH
Die Gastfamilien lernen eine Menge über die Kultur des Heimatlandes des Au-pairs – das ist positiv und erweitert den Horizont sowohl der Erwachsenen als auch der Kinder. Gerade bei Au-pairs aus „exotischen“ Ländern kann das Zusammenleben aber auch kompliziert werden. Deutliche Unterschiede in der Mentalität, bei der Ernährung oder Religionsausübung können im Alltag zu Reibereien führen. Wer seine Toleranz und Kompromissbereitschaft nicht zu sehr auf die Probe stellen will, wird also mit einem europäischen Au-pair möglicherweise glücklicher werden.
Für die Kinder bedeutet eine weitere Bezugsperson jedenfalls eine große Bereicherung. Erfahrungsgemäß verstehen sie auch, dass ihre neue große Schwester oder ihr großer Bruder nur eine begrenzte Zeit bleibt. Nichtsdestoweniger entstehen zwischen Gasteltern, Kindern und Au-pairs oft lebenslange Freundschaften … über alle Ländergrenzen hinweg.
BEREIT FÜR EIN AU – PAIR?
- Wir können unserem Au-pair ein versperrbares Zimmer bieten.
- Ich habe kein Problem damit, mit einem mir vorerst fremden Menschen unter einem Dach zu leben.
- Ich bin nicht eifersüchtig, wenn meine Kinder eine innige Beziehung zu unserem Au-pair aufbauen.
- Ich bin generell nicht eifersüchtig auf ein junges, möglicherweise attraktives Au-pair.
- Ich bin interessiert an und wertschätzend gegenüber fremden Kulturen
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Zur Person: Eva Sorantin ist Chefredakteurin von all4family & NEW MOM, Mutter von vier Kindern und beruflich schon seit über 20 Jahren in der Verlagsbranche im Bereich Familienmedien tätig. Wenn…