Ein Trip zum Big Apple samt Ehefrau und weiblichem Nachwuchs im shoppingfähigen Alter? Das ist mutig! Dabei auch noch Sehenswürdigkeiten besichtigen zu wollen grenzt an Waghalsigkeit. Im Folgenden einige Erkenntnisse aus dieser Extremerfahrung!
Reiseberichte über New York hat es schon viele gegeben – immer wieder schön zu lesen, aber selten überraschend. Hier sei nicht einfach ein weiterer hinzugefügt. Wir wollen unsere subjektiven Erfahrungen teilen, quasi den kleinsten gemeinsamen Nenner von elterlichen und jugendlichen Wünschen finden und demonstrieren: Yes, we can. Urlaub mit Familie in New York ist möglich!
NEW YORK – Top Ten for Familys
Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Insbesondere wenn zwei Generationen auf Reisen gehen, heißt es daher die Sightseeing- Ziele sorgfältig auswählen: Woran haben alle ihren Spaß? Um die Essenz unserer familiären Reiseerfahrungen möglichst objektiv weitergeben zu können, haben alle Familienmitglieder ihre Bewertungen nach dem Schulnotenprinzip abgegeben (siehe Ranking am Ende des Artikels). So ist schnell zu erkennen, welche Sehenswürdigkeiten „kidstauglich“ sind und wo es vielleicht etwas Verhandlungsgeschick braucht.
1. Ellis Island
Einziges Highlight, bei dessen Benotung alle Familienmitglieder Einigkeit bewiesen. Heute als Museum zu besichtigen, diente die kleine Insel vor Manhattan über Jahrzehnte als wichtigstes Durchgangslager für Einwanderer. Zwar ist die Begeisterung meiner Töchter für Museen prinzipiell durchaus enden wollend – die Schicksale der mit den großen Einwanderungsströmen zwischen 1892 und 1954 ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten gekommenen Menschen scheinen aber generationsübergreifend zu faszinieren. Unbedingt die Audioguides verwenden, die durch die Räume führen und die Geschichte dieses Ortes sehr lebendig erklären!
2. Soho
Mädels im shoppingfähigen Alter bietet Soho echtes New-York-Feeling abseits von Wolkenkratzern und Straßenschluchten. Der Name dieses intim wirkenden Viertels mit historischem Anstrich gleicht zwar jenem des Londoner Stadtteils, leitet sich aber als Akronym von „SOuth of HOuston Street“ ab. Soho hat sich zu einer der angesagtesten Einkaufsgegenden entwickelt. (Kurzer Exkurs: Die Mädels wollen zu „Victoria’s Secret“. Woher, fragt sich Dad, kennen 15-Jährige die Unterwäsche-Kette?) In Soho gibt’s aber auch unzählige Bars und Cafés, wo man sich – „I wanna be a part of it …“ – zeitweise oder auch vollständig ausklinken kann. Lies‘ wie ein echter New Yorker die „New York Times“ und lass‘ die Stadt auf dich wirken!
3. Staten Island Ferry
Vom Südzipfel Manhattans bringt die Staten Island Ferry Besucher zur Freiheitsstatue, weiter nach Ellis Island und wieder zurück. Die Skyline vom Fährboot aus sehen und sich dabei den Wind um die Nase wehen lassen: Das gehört zu den Klassikern jeder New-York-Reise!
4. Rockefeller Center
Vom 70. Stock aus hat man einen grandiosen Blick über ganz Manhattan. Wer sich zum Top of the Rock des Rockefeller Centers begibt, genießt einen Vorteil gegenüber der Aussicht vom Empire State Building: nämlich den Blick auf die markante rot-weiß-blaue Spitze desselben.
5. Times Square
Im Herzen von Manhattan, auf dem Times Square mit seinen berühmten riesigen Werbetafeln, Geschäften und Souvenirläden, ist New York am grellsten, am lautesten … und am meisten touristisch. Dennoch ist es ein Muss, jenen Platz, den man von so vielen Filmen und Bildern kennt, einmal selbst zu erleben. Das berühmte Foto vom Kuss auf dem Times Square, das am Victory-over-Japan-Day 1945 entstand, kennen sogar die Kinder!
6. 5th Avenue
Sie zieht sich zentral durch Manhattan und ist die Nobel-Flaniermeile der Stadt: Alles, was gut und teuer ist, hat auf der 5th Avenue ein Geschäft, besser gesagt: einen Flagship-Store. Will man sein Urlaubsbudget nicht an einem Nachmittag ausgeben, ist allerdings Vorsicht geboten. Daneben findet man aber auch durchaus Leistbares, etwa bei Abercrombie & Fitch.
7. Grand Central Station
Auf Moms und Dads üben zweifellos die Architektur und die gewaltigen Ausmaße des alten New Yorker Hauptbahnhofes Faszination aus. Die Kinder hingegen können hier einen Ort, den sie aus TV-Serien oder Filmen kennen, auch einmal in der Realität sehen. Unseren Töchtern war die Grand Central Station aus „Gossip Girl“ bekannt. (Anmerkung: Das ist eine Teenie-Serie, man muss sie nicht kennen!) Die gute Benotung durch die Kids allein aufgrund dessen ist für Erwachsene zwar nicht ganz nachvollziehbar … aber besser nicht fragen und sich über die Begeisterung freuen!
8. Madame Tussauds
Wer kennt Madame Tussauds, zumindest dem Namen nach, nicht? Mittlerweile in den wichtigsten Städten des Globus vertreten, warten hier unzählige, teilweise verblüffend echt erscheinende Wachsfiguren von Stars und historischen Personen aus den letzten 100 Jahren der Geschichte. Je nach Ort der Madame- Tussauds-Niederlassung liegt der Schwerpunkt jeweils auf den lokalen Heroes. Zitat der Kids: „Alles so echt, macht Spaß!“
9. Brooklyn Bridge
Wer die Brooklyn Bridge wie viele andere Besucher zu Fuß überquert, wird mit einem fantastischen Ausblick bis zur Freiheitsstatue belohnt. Die Kids sehen das etwas anders: Der halbstündige Spaziergang wird als „endlos“ abqualifiziert. Dafür wurde in einem erfolgreichen Gegengeschäft ein nochmaliger Besuch von Soho ausverhandelt …
10. Central Park
Die grüne Lunge des Big Apple belegt aufgrund des nur eingeschränkt positiven Urteils der Kids – „Bäume, Bäume und noch mehr Bäume“ – einen der hinteren Ränge. Und das trotz Kutschenfahrt _ „Pferde sind cool … es war schön, aber langweilig“ – und einiger Aha-Erlebnisse: Auch im Central Park erkannten die Mädels Schauplätze von „Gossip Girl“ wieder.
EXKURS 1
Du meinst, man müsse die Stadt vom Times Square – also vom Herzen Manhattans – aus erobern, und buchst daher trotz höherer Kosten ein Hotel an einem der berühmtesten Plätze der Welt. Am Morgen des ersten Tages zieht die Familie los, um die Stadt, die niemals schläft, zu erobern. Nach gefühlten 200 Metern kommt es zu einer plötzlichen Planänderung: Auf sanften Druck des weiblichen Teils der Familie gehst du in ein Geschäft mit dem Namen „Forever 21“, das hierzulande bis vor Kurzem noch keiner kannte. Hier steht es übrigens auch nur repräsentativ für jegliche Gefahren dieser Art: Riesige Reklameschilder an der Front, innen scheint es aber nicht sehr groß zu sein. Das sollte, so die väterliche Einschätzung, nicht allzu lange dauern … ein kapitaler Trugschluss: Denn nach rund 30 Sekunden entdecken die Mädchen eine Rolltreppe, über die sich nochmals vier oder mehr Etagen erschließen. Sofortige Resignation, die Familie trennt sich: Die Damen bleiben, Dad erobert für die nächsten 30 Minuten die Stadt alleine. „A man’s gotta do what a man’s gotta do.“ *
- Das Ergebnis: fünf New-York-Schlüsselanhänger und eine New-York-Giants- Baseballkappe.
* Der Spruch von Fred MacMurray in „The Rains of Ranchipur“ (1955) wurde als dümmste je in einem Film verwendete Phrase ausgezeichnet.
ERKENNTNIS NR. 1: SHOPPEN LÖST PROBLEME – AUCH BEI MÄNNERN!
EXKURS 2
Auf der 5th Avenue hat auch Abercrombie & Fitch einen Flagship-Store. Untertags muss man hier Schlange stehen, um ins Geschäft zu gelangen! Wir kommen kurz vor 19 Uhr wieder: Ausgetrickst, die Schlange ist weg. Mit ihr übrigens auch ein rund 17-jähriger junger Mann mit Modelmaßen und freiem Oberkörper, der vor dem Eingang posiert und sich mit quiekenden Mädchen hatte fotografieren lassen … unvorstellbar! Wir treten also ein. Im ganzen Haus stehen im Takt der Musik wippende Mädchen herum. Ich weiß zwar nicht genau, warum (auf Nachfrage stellt sich heraus: Sie wissen es ebenso wenig), es sieht aber sehr dekorativ aus. Unmittelbar nach Betreten des Stores werden drei deiner fünf Sinne gekappt. Erstens: Es ist dunkel, man sieht kaum etwas. Zweitens: Relativ laute Musik beschallt dich von allen Seiten; du hörst praktisch nichts mehr, die Kommunikation wird unterbrochen. Drittens: Von überall wird A&F-Parfum in den Raum geblasen; nun riechst du auch nichts mehr … Spätestens jetzt – du hast keine Chance mehr, dich bemerkbar zu machen, um mitzuteilen, dass du wieder raus willst – ist das Ziel erreicht: Man hat dich komplett ausgeschaltet. Aber Rettung ist in Sicht, in Form einer eleganten Sitzgarnitur, gerade so viel beleuchtet, dass man sie finden kann. Interessanterweise sitzen dort ausschließlich Männer. Ich geselle mich zu ihnen, der Rest der Familie verschwindet im Dunkel. Es ist kurz nach 19 Uhr abends, nach einem heißen Tag und fast zehn Stunden Sightseeing schließe ich meine Augen … Eigentlich ist es doch ganz nett hier!
ERKENNTNIS NR. 2: SCHLAFEN LÖST PROBLEME!
EXKURS 3
Du willst deinen Kindern bei Madame Tussauds die unsterblichen Leinwandhelden der amerikanischen Filmgeschichte zeigen. Spätestens als du, neben John Wayne stehend, zum fünften Mal mit der Frage „Wer ist das?“ konfrontiert wirst, bekommt das Wort „unsterblich“ eine völlig neue Bedeutung. Frank Sinatra ereilt selbiges Schicksal. Dafür findest du dich bald neben Miley Cyrus wieder. Das Blatt wendet sich, jetzt bist du an der Reihe: „Wer ist das?“ (Zur Erläuterung: Miley Cyrus gilt überraschenderweise als Teenie Star.) Die Spice Girls scheinen hingegen einen rundum bekannten Kompromiss darzustellen, den allerdings keiner braucht.
ERKENNTNIS NR. 3: DIESE PROBLEME SIND UNLÖSBAR. BEHALTE DEINE UNSCHÄTZBAREN ERFAHRUNGEN UND LEBENSWEISHEITEN FÜR DICH – SIE HABEN SICH ALS DOCH NICHT ZEITLOS ERWIESEN!
Autor:in:
ZUR PERSON Geschäftsführer von taco media, Herausgeber von NEW MOM, all4family & COOL DAD. Chefredakteur von COOL DAD.