Beschreibung
In der Krypta der Peterskirche, fernab des geschäftigen Wiener Stadtlebens, geschieht etwas Außergewöhnliches: Dreijährige sitzen mucksmäuschenstill und lauschen den Arien von Mozart und Humperdinck. Ein Besuch bei einem der ungewöhnlichsten Opernensembles der Stadt.
Verborgene Schätze findet man manchmal an den erstaunlichsten Orten. Tief unter dem prächtigen Hauptschiff der Peterskirche in Wien, in der historischen Krypta, entfaltet sich seit zehn Jahren ein bemerkenswertes künstlerisches Projekt: eine Kinderoper, die höchste musikalische Ansprüche mit kindgerechter Aufbereitung verbindet. Was auf den ersten Blick wie ein charmantes Nischenprojekt erscheinen mag, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Vorzeigemodell dafür, wie klassische Musik auch die jüngsten ZuhörerInnen begeistern kann – und das, ohne künstlerische Kompromisse einzugehen.
Vom Handyfoto zur Opernbühne
Die Geschichte dieser außergewöhnlichen Opernbühne beginnt mit einer Verkettung glücklicher Zufälle. Dorothee Stanglmayr, die Gründerin und treibende Kraft hinter dem Projekt, kam über ein gemeinsames Foto mit dem Startenor Rolando Villazón und einer darauffolgenden Begegnung mit der mexikanischen Opernsängerin Berta Granados zur Peterskirche. Die erfahrene Musikmarketingexpertin organisierte zunächst Kirchenkonzerte mit Granados und Mitgliedern der Wiener Symphoniker. Eine zunächst erhaltene Absage der Peterskirche führte zu einem persönlichen Gespräch mit dem damaligen Rektoratsleiter Dr. Spalig – und dieser zeigte ihr die Krypta. „Bei mir sind die Lichterketten im Kopf angegangen“, erinnert sich Stanglmayr an diesen schicksalhaften Moment im Mai 2014, der den Grundstein für die Kinderoper legte.
Wagnis ohne Förderung
Was folgte, war der Beginn einer Erfolgsgeschichte, die bis heute anhält. Ohne öffentliche Förderungen oder Zuschüsse, einzig getragen von persönlichem Engagement und der Überzeugung, dass Klassik auch die Kleinsten erreichen kann, startete Stanglmayr mit „Hänsel und Gretel“. Die Premiere wurde zum Triumph – zwei Wochen lang ausverkaufte Vorstellungen sprachen für sich. Heute, zehn Jahre später, hat sich die Kinderoper in der Krypta als feste Institution etabliert, die weit über die Grenzen Wiens hinaus Beachtung findet.
Wenn Mozart Dreijährige fesselt
Das Geheimnis des Erfolgs liegt in der kompromisslosen Qualität bei gleichzeitiger perfekter Abstimmung auf das junge Publikum. Alice Waginger, die künstlerische Leiterin, schreibt sämtliche Libretti selbst und arrangiert die Musik speziell für Kinderohren. Dabei gelingt ihr der Spagat, Werke zu schaffen, die sowohl Kinder jeden Alters als auch deren Eltern und Großeltern auf unterschiedlichen Ebenen ansprechen. „Jedes Mal, wenn ich ein neues Libretto von ihr lese, entdecke ich weitere Schichten der Bedeutung“, schwärmt Stanglmayr von der Arbeit ihrer künstlerischen Leiterin.
Mehr als perfekte Stimmen
Die musikalische Qualität wird durch ein sorgfältig ausgewähltes Ensemble gewährleistet. Täglich erreichen das Theater Bewerbungen von professionellen SängerInnen aus aller Welt. Doch nicht nur die stimmliche Qualität entscheidet über eine Aufnahme ins Ensemble. „Ein Künstler muss hier mehr können als nur schön singen“, betont Stanglmayr. Die Fähigkeit, spontan auf Einwürfe der Kinder zu reagieren, die Konzentration des jungen Publikums zu halten und auch in unerwarteten Situationen souverän zu bleiben, ist mindestens ebenso wichtig. „Das ist viel anstrengender als eine Abendvorstellung“, erklärt sie. „Die Energie mit Kindern ist eine andere. Wenn sie merken, dass der Sänger die Konzentration verliert – und das spüren sie in einem Bruchteil einer Sekunde –, ist die Vorstellung gefährdet.“
Ensemble des Vertrauens
Besonders bemerkenswert ist die Atmosphäre, die das Team geschaffen hat. „Bei uns gibt es keine Ellbogen“, beschreibt Stanglmayr die Arbeitskultur. „Wir sind nur so stark wie der Schwächste im Team.“ Diese Philosophie spiegelt sich auch im Umgang mit dem Publikum. Jedes Kind erhält garantiert einen Platz mit freier Sicht, alle BesucherInnen werden persönlich verabschiedet. Die Resonanz ist überwältigend: „So was haben wir noch nie gesehen“, ist eine häufige Reaktion der ZuschauerInnen.
„Don Giovanni“ für die Kleinsten
Das Repertoire wird ständig erweitert und umfasst inzwischen auch für Kinderprogramme überraschende Stücke wie „Don Giovanni“ – in einer Version, die selbst die Kleinsten zum Lachen bringt, ohne dabei die musikalische Substanz zu verwässern. Ein hauseigener klassischer Kinderchor, der sowohl in Kinder- als auch in Erwachsenenopern auftritt, rundet das Angebot ab.
Publikumsliebling Attila
Einen besonderen künstlerischen Akzent setzt das Ensemble mit seinem Publikumsliebling Attila. Der erst 13-jährige charismatische Sänger begeistert nicht nur durch sein musikalisches Talent, sondern auch durch seine besondere Gabe, mit den jungen ZuschauerInnen zu interagieren. In der aktuellen Inszenierung des „Don Giovanni“ führt er als Hauptfigur und in der Rolle des Verfassers durch sein eigenes Werk – eine Rolle, die ihm wie auf den Leib geschneidert scheint und die exemplarisch für den kreativen Ansatz der Kinderoper steht.
Klassik lebt
Die Kinderoper in der Krypta zeigt exemplarisch, wie klassische Musik auch im 21. Jahrhundert relevant bleiben kann. In einer Zeit, in der viele traditionelle Kulturinstitutionen um junges Publikum ringen, hat dieses Projekt einen Weg gefunden, die nächste Generation für die Oper zu begeistern. Der Schlüssel zum Erfolg liegt dabei nicht in der Vereinfachung oder dem Herabsetzen künstlerischer Standards, sondern in der intelligenten, liebevollen und professionellen Aufbereitung für ein junges Publikum.
Was als Traum einer Einzelnen begann, hat sich zu einem Leuchtturmprojekt entwickelt, das zeigt, wie kulturelle Bildung im besten Sinne funktionieren kann. Die Kinderoper in der Krypta ist mehr als nur ein Kindertheater – sie ist eine Institution, die beweist, dass höchste künstlerische Qualität und Zugänglichkeit für junges Publikum keine Gegensätze sein müssen.
Zur Information: Jedes Kind erhält freie Sicht, die Platzwahl erfolgt vor Ort. Zuvor erwartet die kleinen Zuschauer eine unterhaltsame Werkeinführung.
Details zum Veranstaltungsort
- Klein- und Vorschulkinder (3-5 Jahre)
- Volksschule (6-9 Jahre)
- Schüler (10-14 Jahre)
Preise, Angebote und Tickets
Tickets können auch unter 0680-3183311 reserviert und an der Tages- und Abendkasse gegen Barzahlung abgeholt werden.
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