Die Literatur für Väter wird immer vielfältiger. Die Mehrzahl der Autoren setzt sich intensiv mit den neuen Erfahrungen und der väterlichen Gefühlswelt, insbesondere frischgebackener Väter, auseinander. Was liegt also näher, als sich ein Buch anzusehen, das sich zwar – unter anderem – an Väter richtet, aber weder ganz neu noch den überbordenden väterlichen Emotionen gewidmet ist. In „Rich Dad Poor Dad“ erzählt Robert T. Kiyosaki seine eigene Vater-Sohn-Geschichte mit dem Fokus auf eine oft vernachlässigte Erziehungsfrage: nämlich jene des Umgangs mit Geld. Von dem Buch sollen in nahezu 15 Jahren kolportierte 26 Millionen Exemplaren aufgelegt worden sein. Dabei ist es äußerst umstritten … ein Blick hinein könnte also lohnen! []Im Grunde ist „Rich Dad Poor Dad“ nur eines von vielen Werken, die sich mit dem richtigen Umgang mit Geld, Vermögen und Arbeit auseinandersetzen. Ganz klar ist es vom amerikanischen Traum inspiriert, bei dem in diesem Fall die finanzielle Unabhängigkeit im Vordergrund steht. Vieles in dem Buch ist der amerikanischen Realität entnommen, die sich nicht vorbehaltlos auf europäische Verhältnisse übertragen lässt – man sollte es also auf keinen Fall als konkrete Anleitung betrachten. Darum geht es aber auch nicht. Kiyosaki will wirtschaftliche Grundprinzipien erklären und einen Weg aufzeigen, wie man dem Kreislauf von finanziellen Abhängigkeiten entkommen kann.
Das Herzstück des Buches ist die Erzählung von Kiyosakis Kindheit. Ausführlich schreibt er von seinem eigenen Vater, dem „Poor Dad“, und dem von ihm als Vorbild erwählten Vater seines besten Freundes, dem „Rich Dad“. Dieser Teil ist es, der als durchaus gelungene Anregung genommen werden darf, wie man seinen Kindern eine Orientierung geben und auch eine Richtung in wirtschaftlichen und beruflichen Dingen weisen kann. Unter der Überschrift „Wie man eine der größten Fallen des Lebens vermeidet“ bringt er die Sache auf den – für ihn entscheidenden – Punkt: Er beschreibt die Kernproblematik als eine Art wirtschaftliches Hamsterrad, aus dem nur schwer wieder zu entkommen ist, wenn man einmal darin zu laufen begonnen hat. Kiyosakis Erkenntnis nach ist es durchaus im Sinne des Systems, Menschen -getrieben von zwei Gefühlen, nämlich Gier und Angst – am Laufen zu halten, ohne dass sie wirklich vom Platz kommen: Anfangs ist man von der Angst getrieben, seine Rechnungen nicht bezahlen zu können. Später bekommt man vielleicht mehr Geld geboten, steigert aber gleichzeitig seine Ausgaben … und nun kommt die Gier nach mehr Konsum und Luxus ins Spiel. So treibt man sein eigenes Hamsterrad noch schneller an, und wie jeder weiß, kann sich der Absprung aus einem schnell drehenden Rad als äußerst schwierig erweisen. Hier setzt der konkrete Rat von Kiyosaki an: Er appelliert vor allem daran, seine Angst und Unwissenheit in finanziellen Dingen in den Griff zu bekommen, vermittelt finanzielles Grundwissen, gibt Anregungen, die eigene charakterliche Entwicklung nicht zu vernachlässigen, und propagiert letztendlich als wahrer Vertreter des „American Dream“ natürlich auch vehement die Selbständigkeit.
Böse Zungen meinen, der beste Weg, reich zu werden, sei es, ein Buch darüber zu schreiben. Gerade Kiyosakis Werk selbst hat auch massive Kritik hinsichtlich der vorgebrachten Fakten hervorgerufen. „Poor Dad Rich Dad“ ist indes eher als Denkanstoß denn als eine detaillierte Anleitung zu sehen, wie man in möglichst kurzer Zeit ein Vermögen erwirtschaftet. Über den eigenen Tellerrand hinauszublicken und altbewährte Sichtweisen hinter sich zu lassen ist eine der schwersten Aufgaben. Seinen Kindern diese Fähigkeit zumindest ansatzweise zu vermitteln, gehört wohl zu den wegweisenden und prägendsten Dingen, die man ihnen auf den Weg geben kann. Vor diesem Hintergrund lohnt sich ein Blick in Kiyosakis Buch: Erfolg passiert zuerst im Kopf, und das gilt es Kindern mitzugeben. Wer kennt nicht die Redewendung vom Glas, das – je nach Betrachtungsweise – halbleer oder halbvoll ist? Lebt man als Vater die Halb-leer-Mentalität vor, ist es für Kinder schwer, für ihr eigenes Leben eine Halbvoll- Mentalität zu entwickeln. Der Ansatz von Robert Kiyosaki mag nicht für jeden heilbringend sein, aber er regt dazu an, die eigene Situation zu überdenken und seinen Kinder ein wenig Inspiration mitzugeben, bevor sie im Hamsterrad ihre ersten Runden drehen.
ROBERT T. KIYOSAKI, RICH DAD POOR DAD FBV
FINANZBUCH VERLAG. 234 SEITEN
Autor:in:
Zur Person Mag. Claudia Ohnesorg-Csik studierte Handelswissenschaften an der WU Wien. Ist Mutter von zwei Töchtern. Sie ist für die Online Redaktion zuständig und verantwortet die Social Media Präsenz. Aktuelle…