Reden wir doch über Gesichtswäsche, Zähneputzen oder das Duschen? Kein Problem! über alle Pflegemaßnahmen spricht es sich leichter als über Intimhygiene. Das tägliche Ritual wird oft tabuisiert. Grund genug, dem Einhalt zu gebieten!
Unser Körper hat je nach Körpergröße und Gewicht etwa 1,8 Quadratmeter Hautoberfläche. Ein winziger Teil davon ist die Analregion, die sich zwischen den beiden Gesäßhälften versteckt und naturgemäß mit dem stärksten Ausscheidungsprodukt, dem Stuhl, in Kontakt kommt. Der Anus, ein ringförmiger Schließmuskel, bildet schließlich den Ausgang des Darms und ist aufgrund seiner vielen kleinen Falten zudem nicht sonderlich pflegeleicht.
GESUNDE SCHEIDENFLORA – EIN ANGENEHMES GEFÜHL
Für die tägliche Intimhygiene empfiehlt es sich, lauwarmes Wasser und die eigene Hand zu verwenden … es sei denn, der Körper wird vor besondere Herausforderungen gestellt:
- hormonelle Veränderungen,
- die Einnahme der Anti-Baby-Pille,
- Geschlechtsverkehr mit einem neuen Partner
- oder die Einnahme von Antibiotika
können die Scheidenflora aus dem Gleichgewicht bringen.
Für die Intimpflege entwickelte Spezialprodukte mit wertvollen Laktobazillen sorgen für eine gesunde Scheidenflora – anders als übertriebene Intimhygiene mit den falschen Produkten. Denn Seifen, Duschgels oder Feuchttücher sind auf den pH-Wert der Haut abgestimmt und können das Milieu der Scheide zerstören. Kommen sie zum Einsatz, wirkt sich das meist negativ aus.
Nach dem Waschen gut abtrocknen und ein eigenes Handtuch für den Intimbereich verwenden. Keime lieben es feucht und warm – eine derart ideale Brutstätte darf also nicht geschaffen werden.
AUFSTAND FREMDER KEIME: SCHEIDENPILZ UND BAKTERIELLE VAGINOSE
Wenn das Scheidenmilieu einen sauren pH-Wert von etwa 3,8 bis 4,5 hat und ausreichend von Milchsäurebakterien besiedelt ist, passt alles. Bakterien und Pilze finden einen Nährboden, die Scheide fühlt sich feucht an und ist nahezu geruchlos.
Sobald jedoch fremde Keime Unruhe stiften, macht rasch ein unangenehmer Geruch auf eine mögliche bakterielle Vaginose aufmerksam. Der vaginale Ausfluss wird stärker oder die Scheide fühlt sich trocken an, und oftmals kommt ein lästiger Juckreiz im Intimbereich hinzu.
- Eine Ursache dafür können Bakterien sein, die aus der Afterregion verschleppt wurden. Um solches zu vermeiden, muss diese Region nach dem Toilettengang gut gesäubert und dabei die Wischrichtung beachtet werden. Mit ausreichend Toilettenpapier wird von der Scheide zum Anus gewischt – nie umgekehrt.
Je besser der Stuhl geformt ist, umso leichter lässt er sich nach dem Stuhlgang rückstandslos mit Toilettenpapier wegwischen. Unsere Ernährung, Medikamenteneinnahmen und Erkrankungen wirken sich recht unmittelbar auf die Ausscheidung aus. So geben Konsistenz, Form und Farbe des Stuhls Aufschluss über den Gesundheitszustand. Auch unverdaute Essensreste, Beimengungen und Schmerzen beim Toilettengang sprechen in diesem Zusammenhang für sich.
Frisches Blut, das auf dem Stuhl zu sehen ist, kann beispielsweise auf Hämorrhoiden hinweisen. Blut im Stuhl ist auf jeden Fall vom Arzt abzuklären!
VOLKSKRANKHEIT HÄMORRHOIDEN
Hervortretende, Krampfadern ähnliche Schwellungen oder knotenförmige Erweiterungen der Gefäße im Bereich des Enddarms sind das Hauptsymptom dieser weit verbreiteten Volkskrankheit. Jeder Zweite soll betroffen sein!
Die Region um den Anus muss nun besonders sauber gehalten werden. Stuhlrückstände und Analsekret, das durch den minder abdichtenden Schließmuskel unkontrolliert austreten kann, führen rasch zu einem juckenden Analekzem.
- Daher tut von Hämorrhoiden Geplagten das Abspülen mit kühlem, klarem Wasser meist besser als die herkömmliche Säuberung mit Toilettenpapier.
- Wenn jedoch nicht anders möglich, sollte weiches Papier verwendet und auf Zusätze verzichtet werden. Denn die kleinen Hautläsionen, die begleitend auftreten können, brennen höllisch, sobald sie mit Zusatzstoffen aus Feuchttüchern oder feuchtem Toilettenpapier in Kontakt kommen.
- Besser, man setzt auf den Einsatz passender Spezialprodukte, die den Juckreiz nehmen, abschwellend und schmerzlindernd wirken.
HAUSMITTEL GEGEN HÄMORRHOIDEN
- Wer auf Kräuter schwört, kann auch Lavendel, Rosskastanienextrakt, Beinwellkraut oder Teebaumöl auf ein feines Stofftuch geben und in der Analregion einwirken lassen
- oder es mit Zäpfchen aus Hamamelis versuchen
- Handwarme Sitzbäder mit Eichenrindenextrakt, die altbekannte Ringelblumensalbe oder Topfenwickel sind ebenfalls bewährte Hausmittel.
Ja, gegen alles scheint ein Kraut gewachsen zu sein … nur nicht gegen das Schamgefühl. So kann ein Thema, das uns alle betrifft, zu einem ziemlichen Tabu werden.
Autor:in:
Zur Person: Katharina Wallner ist frei praktizierende Hebamme, Pädagogin und unterrichtet an der Fachhochschule Campus Wien am Studiengang Hebammen. Sie begleitet Familien von der Schwangerschaft bis ins Kleinkindalter. Aktuelle Artikel