Was man nicht sofort erledigt, findet am Ende nie statt. Egal ob Urlaub, Geburtstagsfeier oder Gästebuch – die Chance, dass das Handy zum Massengrab der eigenen Fotos wird, steigt mit jedem Tag nach dem Ende des jeweiligen Ereignisses. Das Revival der Sofortbildkameras bietet die Chance, wieder einmal ein echtes Fotoalbum in Händen zu halten …
Wie ist die Funktionsweise?
Die grundsätzliche Funktionsweise der analogen Sofortbildkamera geht auf die Entwicklung der Firma Polaroid in den siebziger und achtziger Jahren zurück. Heute, technisch weiterentwickelt, aber grundsätzlich nach demselben Prinzip, ist im Fotopapier bereits alles enthalten, was für die Entwicklung des Bildes notwendig ist.
- Ein Stapel aus zehn Bildern wird in die Kamera eingelegt und dann bedarf es im einfachsten Fall nur noch eines Drucks auf den Auslöser. „Point & Shoot“ heißt das aus den Urzeiten der Polaroidfotografie stammende Motto.
- Danach zieht man das Bild einfach aus der Kamera und löst damit den chemischen Prozess aus, der für die Entwicklung notwendig ist.
- Nun heißt es nur noch warten, je nach Technologie zwischen 30 Sekunden und 15 Minuten.
Drei Wege zum schnellen Bild?
Wie so oft steht man auch bei Sofortbildkameras vor der unvermeidlichen Frage: analog oder digital?
Denn neben den gerade beschriebenen traditionellen analogen Kameras bieten einige Hersteller auch sogenannte Hybrid-Modelle an. Diese enthalten eine einfache Digitalkamera, welche das aufgenommene Bild speichert, so dass man es vor dem Entwicklungsprozess kontrollieren und bearbeiten kann. Die Spontaneität geht damit zwar teilweise verloren, aber dafür verschwendet man weniger Bilder.
Wer der Idee des Sofortbilds etwas abgewinnen kann, aber trotzdem nicht auf die Verwendung seines Handys verzichten möchte, kann auch zu einem Mini-Fotodrucker wie dem Canon Zoemini oder dem Instax Mini Link Printer greifen. Diese Geräte produzieren die gleichen Bilder wie Sofortbildkameras, sind kleiner als so manches Handy und damit auch unterwegs problemlos zu verwenden.
- Wenn es auf den Fun-Faktor, auf Spontaneität und unkomplizierte Verwendung ankommt, empfiehlt sich auf jeden Fall die analoge Methode.
- Wenn man aber durch humorlose Familienmitglieder oder die Anwesenheit von Erbtanten zur fotografischen Vorsicht gezwungen sein sollte, haben die digitalen Varianten durchaus ihren Reiz.
Welches Bildformat?
Bevor man sich für ein bestimmtes Modell einer Sofortbildkamera entscheidet, sollte man sich im Klaren darüber sein, welches Bildformat man bevorzugt.
Die Auswahl an Bildformaten gestaltet sich eher unübersichtlich, weswegen wir im Folgenden die wichtigsten Anbieter und die von ihnen angebotenen Formate vorstellen. Farben und Schärfe der Bilder sind dabei nicht vergleichbar mit den Aufnahmen, die gute Digitalkameras oder auch Handys erzeugen, aber das ist auch gar nicht der Anspruch der Sofortbildfotografie. Vielmehr signalisieren die Eigenheiten des Sofortbilds, der weiße Rahmen, die typischen Farben und eine gewisse Unschärfe, dem Betrachter, dass hier spontan der Moment eingefangen wurde.
Polaroid
Der Markenname des Erfinders der Sofortbildkamera steht gleichsam als Synonym für die Gattung. Die Produktion wurde zwar 2008 eingestellt, aber nach der Wiederbelebung gehört das Unternehmen auch heute wieder zu den führenden Anbietern.
- Polaroid bietet das größte Bildformat, allerdings auch zu den höchsten Preisen.
- Das Design der Kameras ist unverändert klassisch und seit Jahrzehnten vertraut.
- Die Bildqualität, im Sinne von Farben und Schärfe, darf man durchaus auch als retro bezeichnen, denn alles andere wäre für die echten Fans der Marke Hochverrat.
Wer sich für den unvergleichlichen Retro-Charme von Polaroid entscheidet, sollte sich aber vorab einen überblick über das Sortiment mit vier unterschiedlichen Kameras und drei zugehörigen Filmen verschaffen.
Bilder: 7,9 x 7,9 cm (ohne Rand) Weitere Infos: polaroid.com
Fujifilm
Fujifilm Instax verfügt über die größte Auswahl an Kameras und Filmen.
- Es gibt drei Bildformate, vereinfacht gesagt: Scheckkarte, Quadrat und Panorama, wobei die Serienbezeichnungen der Kameras den Formaten folgen: Mini, Square und Wide – mit rudimentären Englischkenntnissen relativ leicht zuzuordnen.
- Bei den Kameras werden größtenteils analoge Modelle angeboten, seit einiger Zeit aber auch digitale, die über ein Display zur Kontrolle des Bildes vor der Entwicklung verfügen.
Bilder: drei Formate:
Mini: 6,2 × 4,6 cm
Square: 6,2 x 6,2 cm
Wide: 9,9 x 6,2 cm
Lomography
Das österreichische Unternehmen kommt aus einem Umfeld, das man als kreative Ecke bezeichnen würde. Das zeigt sich einerseits an einem Kameradesign zwischen Pop-Art und Retro, andererseits an dem umfangreichen Zubehör zur kreativen, aber immer noch spontanen Gestaltung der Bilder.
Insbesondere die Lomo’Instant Automat Kamera erhielt sogar in der Fachpresse zahlreiche positive Kritiken.
Canon
Mit dem Know-how aus der Kamera- und Druckerentwicklung lag für Canon ein Beitrag zum Thema Sofortbildfotografie natürlich nahe.
Allerdings wählte man einen etwas anderen Weg, um das Beste aus analoger und digitaler Welt zu vereinen: Im Prinzip wurde eine Digitalkamera mit einem Mini-Drucker kombiniert. Man verzichtete aber auf das eingebaute Display – möglicherweise um die Spontaneität zu bewahren. Alle, die doch ein bisschen mehr Kontrolle über das Ergebnis haben möchten, können die Kamera per App mit dem Handy verbinden und die Bilder vor dem Druck bearbeiten.
Die Bilder von Canon sind selbstklebend, was die spontane Gestaltung von Fotoalben während des Urlaubs oder auf einer Party wesentlich vereinfacht.
Bilder: 7,5 x 5,0 und 6,8 x 6,8 cm, selbstklebend
Weitere Infos: www.canon.at
Zusammenfassend
Sofortbildfotografie ist heute unkompliziert, auch ohne fotografisches Know-how nutzbar und bietet eine überraschende kreative Spielwiese.
Kameras sind bereits ab 50 Euro erhältlich, also im Rahmen eines Urlaubsbudgets eine vertretbare Größenordnung und durchaus einen Versuch wert. So erhöht sich auch die Chance, tatsächlich wieder ein Fotoalbum in Händen zu halten. Point & Shoot – oder in der lokalen Version „Gucki Drucki“ – is back
Autor:in:
ZUR PERSON Mag. Kurt Ohnesorg ist Herausgeber von NEW MOM, all4family und COOL DAD. Vater von zwei Töchtern. Wenn er die Zeit dazu findet, schreibt er Artikel, die sich vor…