Keine Langeweile mehr?
„Hoch die Hände – Wochenende!“, ertönt es am Freitagmittag aus so manchem Kinderzimmer. Doch was, wenn das Wetter schlecht, die beste Freundin verreist ist und Mama und Papa mit öder Erwerbs- und Hausarbeit beschäftigt sind? Dann trübt gar nicht so selten gähnende Langeweile die Freude über die vielen (schul-)freien Stunden. Ein neues Buch soll Abhilfe schaffen.
Wie entstand die Idee zum Buch?
Dass konventionelle Spiele sich auf Dauer abnützen und Abwechslung gefragt ist an zäh dahinfließenden Ferientagen, das wissen Elyn und Noemie Tagan nur allzu gut aus ihrer eigenen Kindheit. Als Nachbarinnen verbrachten sie viel Zeit zusammen und ließen ihrer schier endlosen Kreativität beim Entwickeln und Ausprobieren gemeinsamer Spielideen freien Lauf.
Sie ahnten damals nicht, dass aus der Sammlung einmal ein bewegtes Buch werden würde. Viele Jahre später unterzogen die beiden die Spielideen erneut einem beinharten Praxistest, bei dem zwölf Gegenstände zerbrochen, drei Kleidungsstücke zerrissen und insgesamt 756 Stunden investiert wurden, um aus 100 Vorschlägen die 52 besten auszuwählen. Wenn das keine guten Voraussetzungen für ein Freizeitbuch der besonderen Art sind!
Das kleine Buch gegen große Langeweile.
52 verrückte Spielideen für Drinnen und Draußen
von Noemie Tagan und Elyn
Helvetiq 2021
Für Kinder ab 8 Jahren
Spielideen: Für Draußen und Drinnen
Am Anfang steht eine kurze Einleitung und Erläuterung zum Aufbau der einzelnen Spielideen – jeder ist eine Doppelseite gewidmet, die praktische Hinweise zur Umsetzung enthält, außerdem „Zutatenliste“, Ziel, Vorbereitung und schließlich einen mit witzigen Comics hinterlegten Ablaufplan.
- Ganz wichtig: Meist braucht es nur einfache Hilfsmittel zur Umsetzung der Ideen, die in der Regel gut verständlich und unkompliziert sind.
Vier Kategorien helfen bei der Orientierung, schließlich lockt selbst im Hochsommer nicht immer strahlender Sonnenschein an die frische Luft.
- Doch wenn das Wetter nicht allzu abschreckend ist, treibt das Bewegungsspiel „Vollgas“ vor die Haustüre und lässt die Mitspieler*innen einen an den Hosenbund montierten Becher mit Kieselsteinen durch einen Hindernisparcours geschickt ans Ziel transportieren. Wer ist schnell und sicher unterwegs?
- Für alle, die bei der Rennerei außer Atem geraten sind, ist das Spiel „Blätterfaden“ geeignet, um Geschick und Gespür zu beweisen. Es gilt eine starke Schnur mit ruckartigen Bewegungen von 15 aufgefädelten Blättern zu befreien.
- Indoors hingegen geht’s auf zur „Zahnstocherschlacht“, die brutaler klingt, als sie tatsächlich ist, und entfernt an das bekannte „Eierpecken“ zu Ostern erinnert. Mit Feingefühl soll der Zahnstocher auf dem Becher der Mitspielenden zu Fall gebracht werden – ohne dass der eigene dabei hinunterfällt, wohlgemerkt.
- Aus Stiften und zwei Büchern gefräßige Krokodile basteln? Das geht! Nun ist abermals Geschick gefragt, um dem gierigen Maul zu entkommen.
Weitere Spielideen
Auch lange Autofahrten – selbst wenn das Ziel der heißersehnte Urlaubsort ist – können unglaublich öde sein. Doch Smartphone und Tablet machen den Nachwuchs auf Dauer noch quengeliger und die Unruhe auf der Rückbank kann Eltern den letzten Nerv rauben.
- Der pfiffige „Vornamensalat“ fordert da ganz gehörig und die Zeit vergeht im Nu, wenn man ausgehend von selbst gewählten Namen Geschichten erfinden muss, die Buchstaben jedoch in neue Wörter zu integrieren sind. So wird aus Anne eine Teekanne, aus Peter natürlich Petersilie und aus Rosa vielleicht ein rosaroter Elefant.
- Zum Schluss kommen auch Einzelkinder auf ihre Kosten und werden mit allerlei Spielideen verwöhnt, für die keine Mitspielenden nötig sind. Für eine „Knopfwanderung“ etwa genügen schon eine alte Zeitschrift, ein Hemd mit Knöpfen und eine Schere, und auch ein „verrückter Besen“ kann ein perfekter Spielkamerad sein.
Übrigens muss am Ende des Buches noch lange nicht Schluss sein: Im Anhang erläutern die Autorinnen gut verständlich in drei einfachen Schritten, wie Kinder selbst Spiele entwickeln können. Schließlich ist Langeweile gemeinhin eine der größten Quellen für Kreativität und Abenteuer!
Autor:in:
Zur Person Mag.a Mirjam Dauber ist Lehrerin, freie Journalistin und Rezensentin. https://blaetterwald.at/ Aktuelle Artikel