Taschengeld ist eine Investition in die Zukunft der Kinder. Denn der verantwortungsvolle Umgang mit Euros will früh gelernt sein. Die wichtigsten Empfehlungen zur Gelderziehung von Volksschulkindern!
Kindergartenkinder gehen spielerisch mit Geld um. Für sie sind schwere Münzen meist mehr wert als leichtes Papiergeld. Das Bezahlen ist eine rituelle Handlung, die sie nachahmen. Spätestens mit dem Eintritt in die Volksschule und dem Rechnenlernen beginnen Kinder die Beziehung zwischen Geld und Ware zu verstehen. Bald können sie Wechselgeld berechnen. Mit diesem Reifungsschritt wird die Auszahlung von Taschengeld sinnvoll. Tatsächlich erhalten auch 90 Prozent der Volksschulkinder „Bares“.
IST TASCHENGELD PÄDAGOGISCH WERTVOLL?
Dass Taschengeld ein bedeutsames Element der Gelderziehung ist, wird mehrfach begründet: „Kinder erlernen mit dem Taschengeld das Verständnis von Geld und vom Wert des Geldes, die Verwaltung und Planung eines eigenen Budgets sowie Sparverhalten und erste selbstständige Konsumentscheidungen“, so die Expertinnen der Studie „Taschengeld und Gelderziehung“ des Deutschen Jugendinstituts.
Das Umgehen mit Geld fördert die Selbstbestimmung und die Übernahme von Verantwortung. Zudem ist Taschengeld ein Mittel der sozialen Inklusion und der Zugehörigkeit zur Peergroup.
VIER REGELN FÜR ELTERN UND KINDER:
- Das Taschengeld soll den Kindern frei zur Verfügung stehen. Kinder dürfen bei Kaufentscheidungen Fehler machen – gerade das hat den größten Lerneffekt.
- Das Taschengeld soll regelmäßig und in fester Höhe ausbezahlt werden, damit das eigene Budget für das Kind planbar und verwaltbar ist.
- Taschengeld soll kein Erziehungsmittel sein! Weder Taschengeldentzug bei Konflikten noch Belohnung für ein bestimmtes Verhalten sind angemessen.
- über die Höhe des Taschengeldes soll in der Familie offen gesprochen und verhandelt werden – je nach Altersstufe des Kindes und finanzieller Lage der Familie.
DATEN UND FAKTEN
72 Prozent der Sechs- bis Neunjährigen und 89 Prozent der Kinder zwischen zehn und 13 Jahren bestimmen selbstständig darüber, wofür sie ihr Taschengeld verwenden. Je nach Alter der Kinder fließt das Geld vor allem in Spielsachen, Zeitschriften, Speisen und Getränke (insbesondere Süßigkeiten und Fast Food). Ausgehen und Ausgaben fürs Handy sind die größten Posten unter den Jugendlichen, so die Expertinnen der Studie. Zusätzlich zum Taschengeld erhält der Nachwuchs meist Weihnachts- und Geburtstagsgeld sowie Zuwendungen zwischendurch.
WELCHE IST DIE ANGEMESSENE TASCHENGELD HÖHE?
Das Deutsche Jugendinstitut empfiehlt in seiner Studie aus dem Jahr 2014 folgende Richtwerte (die Auszahlung sollte im Volksschulalter wöchentlich erfolgen):
- unter 6 Jahren: 0,50-1 Euro/Woche
- 6 Jahre: 1-1,50 Euro/Woche
- 7 Jahre: 1,50-2 Euro/Woche
- 8 Jahre: 2-2,50 Euro/Woche
- 9 Jahre: 2,50-3 Euro/Woche
- 10 Jahre: 15.-17,50 Euro/Monat
UMSTRITTENE AUSGABEN ZULASSEN?
Wie aber sollen Eltern handeln, wenn sie mit dem Gekauften moralisch (z. B. Spielzeugpistole) oder aus anderen – etwa pädagogischen – Gründen nicht einverstanden sind?
Die Literatur bleibt hier eine Antwort schuldig. Birgit, vierfache Mutter, berichtet von ihrem persönlichen Umgang damit: „Mein Sohn hat fleißig auf eine Playstation gespart, obwohl ich andere Freizeitbeschäftigungen für wertvoller halte. Wir haben einen Kompromiss vereinbart: Er darf sich die Playstation kaufen, und wir vereinbaren die Regeln des Umgangs, also etwa die Art der Spiele und die Dauer des Spielens.“
SONDERZAHLUNGEN TÄTIGEN?
Kindern schnell bei Geldnot aushelfen? Davon raten die Expertinnen ab, weil dabei der Lerneffekt des Haushaltens verloren geht. Finanzspritzen von den Großeltern etc. lassen sich wahrscheinlich schwer vermeiden. Falls die Eltern getrennt leben, sollten sie – wenn möglich – beim Taschengeld auf eine gemeinsame Linie achten und nicht fehlende Zeit mit Geldgeschenken kompensieren.
Auch gute Noten mit Geld zu belohnen wird in der Literatur kritisch beäugt. Ebenso wenig sollte Mithilfe im Haushalt monetär entlohnt werden. Allfällige Ausnahmen: große außerordentlichen Tätigkeiten wie Autowaschen oder Rasenmähen.
Schließlich sollte es selbstverständlich sein, dass die Hausarbeit – wenn schon unbezahlt und gesellschaftlich wenig honoriert – unter den Familienmitgliedern aufgeteilt wird.
Kinder können auch bei Entscheidungen für den Familieneinkauf eingebunden werden. Aber aufgepasst: Ab dem Zeitpunkt, wo sie mit den Eltern einkaufen gehen, beobachten sie deren Konsumverhalten. Wie in so vielen anderen Bereichen sind die Eltern auch beim Umgang mit Geld ihr Vorbild!
Literatur:
TASCHENGELD UND GELDERZIEHUNG
von Alexandra Langmeyer und Ursula Winklhofer
Deutsches Jugendinstitut, München 2014
Downloadbar unter: www.dji.de
Autor:in:
Dr. Doris Rosenlechner-Urbanek
Zur Person: Dr. Doris Rosenlechner-Urbanek lebt und arbeitet in Salzburg als Sozialwissenschaftlerin und freie Redakteurin. Aktuelle Artikel