Schwergewichtige Kinder haben es oft schwerer als ihre normalgewichtigen Altersgenossen. Während die einen spielen, sitzen die anderen nicht selten ausgegrenzt in einer Ecke. Die kleinste Anstrengung treibt ihnen den Schweiß auf die Stirn und sie kommen einfach nicht mit. Selbst das Anziehen kann zum Problem werden, weil hippe Klamotten in Übergröße rar sind. Da sinkt das Selbstwertgefühl schnell in den Keller, Frustessen wird zur Bewältigungsstrategie, Mobbing und Depressionen stehen auf der Tagesordnung.
Psychische Belastungen sind neben den körperlichen Folgen eine schwerwiegende Komponente, wenn das Körpergewicht über der 90. Altersperzentile liegt. Was so viel heißt wie: Lediglich zehn Prozent der Kinder dieses Alters sind schwerer.
- Bei Kindern und Jugendlichen spricht man ab der 90. Perzentile von Übergewicht
- ab der 97. von Adipositas.
Etwa jedes dritte stark übergewichtige Kind hat bereits:
- einen zu hohen Blutdruck und damit eine Erkrankung, die man dem höheren Lebensalter zuschreibt.
- Aber auch Diabetes mellitus Typ 2
- Abnutzungserscheinungen des Bewegungsapparats
- Schlafapnoe
- Gicht und Fettleber
COUCH-POTATO: MACHT FERNSEHEN DICK?
Die Stabilisierung und Verlangsamung der Gewichtszunahme während der normalen kindlichen Entwicklung ist daher oberstes Ziel.
- Normalerweise nehmen Kinder im Wachstum etwa drei Kilogramm pro Jahr zu. Übergewichte Kids sollen nicht auf Diät gesetzt werden, sondern sich „in die Länge strecken“, ohne weiter zuzunehmen. So empfiehlt es die Österreichische Adipositas Gesellschaft.
Auf diese Weise wachsen sich die überflüssigen Kilos im Idealfall langsam aus. Meist müssen dafür aber die Lebensgewohnheiten der ganzen Familie massiv verändert werden und Erwachsene mit gutem Beispiel vorangehen. Denn viele dicke Kinder haben übergewichtige Eltern, und wenn bei diesen das Problembewusstsein fehlt und sie die nötige Unterstützung entsagen, wird es mit dem Abnehmen nicht gerade leichter. Dabei können kleine Veränderungen schon Großes bewirken.
Wenn man das Gewicht in den Griff bekommen will, spielen folgende Punkte eine große Rolle:
- Nahrungsqualität und -menge
- sportliche Aktivitäten
- und die Zeit, die vor dem Fernseher oder am Computer verbracht wird (empfohlen wird maximal eine Stunde täglich).
Um das empfohlene Pensum von einer Stunde Bewegung am Tag zu erreichen, sollten Dauer und Intensität langsam gesteigert und regelmäßig sportliche Aktivitäten eingeplant werden. Ein erster Schritt zu mehr Alltagsbewegung kann schon darin liegen, das Kind zu Fuß von der Schule abzuholen. Ein Radausflug am Wochenende, Schwimmbadbesuche oder ein Gruppenangebot gemeinsam mit anderen Kindern bringen schließlich zunehmend Bewegung ins Leben.
TÄGLICH FÜNF PORTIONEN OBST UND GEMÜSE
Natürlich geht es im Wesentlichen um die Ernährung, wenn ein Kind zu viel Speck auf die Rippen bringt. Diätische Einschränkungen und Verbote führen jedoch häufig zu Frust und werden erfahrungsgemäß nicht allzu lange durchgehalten.
Besser ist es, wenn ein ausgewogener Speiseplan mit:
- einem gesunden Frühstück,
- einem Mittagessen ohne Fertigprodukte
- und einem kleinen Abendessen zur Routine wird.
Doch auch wenn hierbei vieles richtig gemacht wird: Bei Getränken schnappt die „Zuckerfalle“ oft zu. Am besten wird der Durst daher mit Wasser oder ungesüßtem Tee gelöscht.
Wer kennt sie außerdem nicht, die Lust auf eine Jause zwischendurch oder auf Knabberei am Abend? Allerdings: Zwischenmahlzeiten sind unkontrolliert und kalorienreich. Wer isst, obwohl kein Hungergefühl vorherrscht, kompensiert meist andere Gefühle. Langeweile, Traurigkeit oder Frust lassen sich mit Schokolade aber nicht hinunterschlucken. Dem wahren Grund für den Zwischenhappen sollte daher auf die Schliche gekommen werden, um zukünftig adäquater darauf reagieren zu können.
MEHR BUBEN ALS MÄDCHEN BETROFFEN
Im zarten Volkschulalter ist übrigens fast ein Drittel aller Buben und etwa jedes vierte Mädchen zu schwer. Die Gene spielen dabei eine Rolle. Studien sprechen von einem Zusammenspiel von Veranlagung und Umwelteinflüssen, wenn es um die Gewichtsentwicklung geht. Höchste Zeit also, den Kilos den Kampf anzusagen und gesunde Anlagen für die nächste Generation zu schaffen.
UNTERSTÜTZUNG FÜR BETROFFENE KINDER UND FAMILIEN
Burgenland
Kärnten
NÖ
Oberösterreich
Salzburg
- GeW!chtig (0-9 Jahre und 10-18 Jahre), LKH Salzburg
Steiermark
Tirol
- Ernährungs- und Diätberatung,
www.tirol.gv.at
kinderzentrum.tirol-kliniken.at
Vorarlberg
Wien
- Enorm in Form (6-9 Jahre und 10-14 Jahre),
Wiener GKK
Starke Freude
Autor:in:
Zur Person: Katharina Wallner ist frei praktizierende Hebamme, Pädagogin und unterrichtet an der Fachhochschule Campus Wien am Studiengang Hebammen. Sie begleitet Familien von der Schwangerschaft bis ins Kleinkindalter. Aktuelle Artikel