Der Frühling ist da, nichts wie raus ins Grüne! Dort gibt es viel zu entdecken: Allein in Mitteleuropa wachsen 1.600 essbare Arten von Wildpflanzen. Alle haben Heilkräfte.
Was viele Gärtner ausreißen, ist oft wertvoller als hochgezüchtete Kulturpflanzen. Brennnesseln zum Beispiel enthalten im Vergleich zu Kopfsalat 30 Mal so viel Vitamin C, 33 Mal mehr Kalzium, 13 Mal so viel Eisen, neun Mal so viel Magnesium und sechs Mal mehr Eiweiß.
Die Überlebenskünstler wachsen an den unglaublichsten Stellen – sogar in Mauerritzen mitten in der Stadt! Idealerweise sammelt man sie allerdings möglichst weit weg von Straßen, Siedlungen und gespritzten Feldern. Die beste Zeit dafür ist am frühen Vormittag, wenn der Tau getrocknet ist. Wer die Pflanzen nicht sofort weiterverarbeitet, legt sie in einen Plastikbeutel, bläst hinein und verknotet ihn. Der Luftpolster schützt vor dem Zerquetschen, die feuchte Atemluft verhindert das Austrocknen. Im Kühlschrank halten die Pflanzen gut drei Tage. Zum längeren Aufbewahren lassen sich die wilden Kerle auch in Essig, Öl oder Salz einlegen, getrocknet ergeben sie feine Gewürze und heilsame Tees.
Einfach zu finden und besonders köstlich sind die folgenden heilsamen Wilden:
Bärlauch
Bärlauch erfüllt zwischen März und Mai feuchte Wälder mit seinem Knoblauchduft. Die jungen Blätter und Knospen schmecken in Salaten, Pesto, Aufstrichen, Suppen, Saucen und Füllungen. Die Blüten sind ein köstlicher Dekor. Bärlauch wirkt vor allem durch seine ätherischen Öle gegen Infektionen und Entzündungen.
Brennesseln
Brennnesseln bereichern mit ihrem würzigen Geschmack Salate, Suppen und Aufläufe. Am besten sind die obersten Blätter von Mai bis August. Wer sie roh genießen will, rollt mit dem Nudelholz über die Blätter, damit sie nicht brennen. Getrocknete Blätter sind ein gutes vegetarisches Suppenpulver, die Samen gesunder Dekor für Aufstriche und Salate. Brennnesseltee trinken Gichtkranke.
Gänseblümchen
Gänseblümchen wachsen das ganze Jahr über. Die nussig schmeckenden Blüten und die Blättchen mit frischgrünem Aroma dienen als köstlicher Dekor für Salate und Sandwiches. Früher legte man die Blütenknospen in Essig als Kapernersatz ein. Die Naturheilkunde verwendet die Blümchen bei Hautproblemen und Bronchitis.
Giersch
Giersch erinnert im Aroma an Petersilie. Am feinsten sind die ganz jungen Blättchen. Sie schmecken köstlich, wenn man daraus Pesto, Salat, Suppe oder eine Füllung macht. Die Samen ergeben ein wunderbares Gewürz. Giersch hilft bei Rheuma und schlecht heilenden Wunden.
Guter Heinrich
Guter Heinrich schmeckt am besten von April bis August. Kurz blanchiert lässt er sich wie Spinat zu Salaten, Suppen, Saucen und Füllungen verarbeiten. Er enthält unter anderem viel Vitamin C und Mineralstoffe, vor allem Eisen.
Löwenzahn
Löwenzahn ist am besten zwischen Februar und Juni. Junge Blätter verfeinern Salate und Aufstriche, die Blüten verwendet man für Sirup. Die Wurzeln werden in ein wenig Fett gedünstet. Sie schmecken auch kalt als Salat sehr fein. Löwenzahn enthält viel Vitamin A und C, Carotin, Kalium und Eisen. Seine Bitterstoffe regen Leber und Nieren an – eine gute Unterstützung für den Stoffwechsel!
Schafgarbe
Schafgarbe ist ein feines Gewürz. Die herben Blätter schmecken am besten im Mai und Juni, während Juli und August die Zeit zur Ernte der Blüten sind. Schafgarbe löst Krämpfe und unterstützt den Stoffwechsel.
Spitzwegerich
Spitzwegerich: Die jungen Blättchen und Blütenstände schmecken von Februar bis Juni herrlich nach Waldpilzen. Sie verfeinern Aufstriche, Suppen und Salate. Die antibiotischen und auswurffördernden Wirkstoffe sind ideal zur Behandlung von Husten und Wunden.
Vogelmiere
Vogelmiere bedeckt oft das ganze Jahr über große Flächen in Gärten und Auwäldern. Die zarten Pflänzchen schmecken nach jungem Mais und sind reich an Vitaminen und Mineralstoffen. Bereits 50 Gramm decken den Tagesbedarf an Vitamin C. Aus Vogelmiere lassen sich feine Salate und – kurz gegart -milde Suppen und Ragouts machen.
Waldmeister
Waldmeister schmeckt am besten zwischen April und Juni. Sein Aroma entfaltet sich erst beim Welken. Waldmeister beruhigt, desinfiziert, heilt Wunden und regt den Stoffwechsel an. Im Raum aufgehängt oder zwischen die Wäsche gelegt, vertreibt er Insekten. Allzu viel Waldmeister erzeugt allerdings Kopfschmerzen und hemmt die Blutgerinnung. Waldmeister aromatisiert Bowlen sowie Desserts und würzt helles Fleisch raffiniert. Die Stämmchen ziehen einfach 30 Minuten in etwas Flüssigkeit, wobei die Stängelenden herausschauen sollten, damit das Gericht nicht bitter wird.
REZEPTE
Lust auf Wildes bekommen? Die folgenden Rezepte sind je nach Jahreszeit und Sammlerglück wandelbar.
- Als milde Basis eignen sich Brennnessel, Distel, Franzosenkraut, Gänseblümchen, Giersch, guter Heinrich, Huflattich, Knoblauchsrauke, Melde, Nachtkerze, Portulak, Vogelmiere, Wegerich, Wiesenbärenklau, Wiesenbocksbart und viele mehr.
- Kräftig schmecken unter anderem Bärenklau, Bärlauch, Brunnenkresse, Hopfen, Löwenzahn, Mauerpfeffer, Pastinak, Sauerampfer, Scharbockskraut. Besonders aromatisch würzen Quendel, Dost, Schafgarbe und Gundelrebe.
Neunkräutersuppe
Zutaten für vier Personen:
- 750 ml gute Suppe
- je 1 Kinderhand voll Bärlauch, Brennnesseln, Giersch, Löwenzahn, Vogelmiere
- je 1 EL Spitzwegerich, Gundelrebe, Schafgarbe, Gänseblümchen
- 1 Prise Brennnesselsamen
Zubereitung:
Die Pflanzen waschen und grobe Stängel entfernen. Die Suppe aufkochen. Bärlauch, Brennnessel, Geißfuß, Löwenzahn und Vogelmiere fein hacken. Die Kräuter fünf Minuten in der Suppe bei milder Hitze ziehen lassen. Mit den restlichen Kräutern und den Samen servieren.
Wildes Pesto
Zutaten für vier Personen:
- 30 g Bärlauch oder Giersch
- 100 ml Öl
- 50 g Sonnenblumenkerne
- 3 g getrocknete Pilze
- je 1 Prise Salz und Pfeffer
Zubereitung:
Alle Zutaten in der Küchenmaschine pürieren. Das Pesto verfeinert Salate, Suppen, Gemüse, Nudeln, Reis, Käse und Schinken
Autor:in:
Zur Person Margot Fischer ist Ernährungswissenschaftlerin. Sie forschte an der Klinik für Innere Medizin III im AKH Wien und veröffentlicht zahlreiche Fachpublikationen, Bücher und Artikel. http://margot-fischer.net/ Aktuelle Artikel