LunaSol kommt von ihrer ersten Yoga-Einheit bei ihrer Freundin Lisa nach Hause. Leise sperrt sie die Wohnungstür auf. Die Wärme in der Wohnung fühlt sich gut an, ein breites Lächeln ist auf ihrem Gesicht.
Sie schließt leise die Tür, Wind und Regen bleiben draußen. LunaSol hält noch kurz inne, atmet tief ein und aus. Nun ist sie bereit wieder in ihr Familienleben einzutauchen. Sie geht leise ins Wohnzimmer und fällt entspannt auf ihr Sofa.
Nicht leise genug. LunaSol muss innerlich lachen, denn sie hört schon wie ihre vierjährige Tochter Sarah aus dem Nebenzimmer freudig aufschreit, ihren Papa links liegen lässt und zu ihr läuft. Kaum bei ihrer Mutter angekommen, beginnt Sarah laut und aufgeregt zu erzählen, was sie in der Zwischenzeit machten. Sie überflutet ihre Mutter mit Fragen – ohne auf eine Antwort zu warten. Im Schlepptau kommt auch Paul, LunaSols zweijähriger Sohn, gelaufen. Er stürzt sich auf seine Mutter und umarmt sie fest. Es ist sehr laut. Die Freude des Wiedersehens ist groß.
Die Stille und Ruhe, die LunaSol davor in ihrer ersten Yoga-Einheit erlebte, scheint endgültig vorbei zu sein. Ist es das wirklich? Gibt es nicht doch eine Möglichkeit, das Erlernte weiter anzuwenden?
Die heutige Yoga-Einheit war eine Offenbarung
Lisa, LunaSols Yoga-Lehrerin, kümmerte sich heute vielleicht noch aufmerksamer um ihre Schülerin. Sie korrigierte ihre Haltung und ging auf ihr Tempo ein. Besonderes Augenmerk schenkte Lisa den momentanen Bedürfnissen LunaSols. Das fühlte sich wunderbar an.
Sanfte Übungen ließen LunaSol wieder ihren Körper spüren. Sie war so konzentriert, alles richtig zu machen, dass sie tatsächlich an nichts anderes dachte. Der Kopf war frei von Gedanken. Ein gutes Gefühl.
Und dann – zum Schluss der Einheit – eine lange Meditation. Spannend. Sie legte sich hin, Lisa deckte sie mit weichen Decken zu und sprach sanfte, beruhigende Worte. Sie tauchte an einem gewissen Punkt in eine innere Ruhe, einen inneren Frieden ein.
Früher praktizierte LunaSol nur in großen Gruppen Yoga
LunaSols frühere Yoga-Stunden ähnelten eher heftigen Gymnastik-Einheiten. Bei manchen Übungen hatte sie damals schon ein mulmiges Gefühl, ob es ihr eher schaden als nützten würde. Die Lehrerin hatte nicht die Zeit, jede einzelne SchülerIn zu korrigieren, um so sicherzustellen, dass die Übungen korrekt und somit auch wirkungsvoll ausgeführt wurden.
Lisa bietet nun stattdessen Yoga-Einzelunterricht bei sich zu Hause, in ihrem Wohnzimmer, an. Sorgfältig bereitet sie den Raum für den Unterricht vor: Kerzen brennen im Raum verteilt und tauchen den Yoga-Bereich in warmes Licht ein. Leise ruhige Musik lädt von Anfang an zum Loslassen ein. Ein Hauch von Lavendel liegt sanft in der Luft.
Entspannung und Loslassen ist in so einer Umgebung eine Leichtigkeit.
Entspannen, auch wenn es rundherum laut ist
LunaSol schaut nach ihren Kindern, nimmt die laute Lebensfreude um sich herum wahr. Das ist schön und anstrengend zugleich. Sie sehnt sich nach innerer Ruhe. Wie ging das nochmal? Lisa hat doch heute gesagt, dass wir immer in diese innere Ruhe eintreten können, völlig unabhängig vom Lärm, der um uns tobt.
Echt jetzt? Was hat sie zu verlieren? Das könnte sie doch gleich einmal ausprobieren.
LunaSol taucht in die innere Stille ein
Obwohl es in ihrem Außen gerade sehr laut ist, umarmt LunaSol liebevoll ihre Kinder, schließt ihre Augen und taucht bewusst in ihrer inneren Stille ein. So wie sie es in der Yoga-Einheit bei Lisa heute gelernt hat.
Sie konzentriert sich auf ihre Atmung. Sie atmet bewusst ein und sie atmet bewusst aus. LunaSol taucht in die Stille ein. Für einen kurzen zeitlosen Moment ist Nichts anderes mehr wichtig. Nur noch das Einatmen und das Ausatmen. In ihrem Inneren wird es ganz leise. Friede breitet sich in ihr aus.
In diesem Moment wird LunaSol klar, dass der richtige Zeitpunkt gekommen ist, einen neuen Weg zu beschreiten. Ihr Leben ist so turbulent geworden. Sie muss immer an so vieles denken, so viel für andere da sein. Sie hat sich in letzter Zeit irgendwie selbst verloren.
Heute hat sie erlebt, dass ihr Yoga helfen kann, sich wieder zu spüren. Lisa gab ihr einfache Anleitungen, die sie leicht umsetzen kann. Sie wird von nun an so oft wie möglich an ihrer inneren Ruhe arbeiten, ihren inneren Raum erweitern, gestalten und schmücken.
LunaSol öffnet wieder ihre Augen. Sie hört wieder ihre lauten, fröhlichen Kinder, die auf ihr herumturnen. Sie lächelt in Dankbarkeit. Sie ist bereit. Die Kinder sehen ihre Mutter lächeln und spüren intuitiv: alles ist gut. Neugierig lächeln sie zurück.
Erklärungsbox
Im Verständnis des Yoga bilden Körper, Verstand und Herz eine Einheit.
Heilung von Körper, Verstand bzw. Herz ist daher nur möglich, wenn wir uns jedem dieser Bereiche widmen und intensiv mit ihnen arbeiten.
Daher ist das Ziel von Yoga:
- die Entspannung des Körpers durch achtsame Ausübung von ASANAS („Körperübungen“ auf Sanskrit) und
- das zur Ruhe bringen des Verstandes sowie das Auflösen der Gefühle im Herzen durch MEDITATION.
Nur wenn Körper, Verstand und Herz zur Ruhe kommen, nur in der absoluten inneren Stille, kann Heilung geschehen.
PRAXISBOX
Kraft tanken durch kurze intensive Entspannung
Konzentriere dich auf deine Atmung
Atme bewusst ein … was spürst du dabei? Wie verteilt sich der Sauerstoff in deinem Körper? Kannst du Prana, die Lebensenergie, spüren, wie sie in deinen Körper fließt, in jede einzelne Zelle und sie belebt?
Atme bewusst aus … wie fühlt sich das an? Was fließt mit dem Atem alles aus deinem Körper? Was lässt du alles los? Spürst du die Entgiftung? Spürst du, wie du leichter wirst?
Atme bewusst weiter. Achte auf die Einatmung. Achte auf die Ausatmung.
Wenn ein Gedanke kommt, lass ihn weiterziehen.
Tief in deinem Inneren weißt du, dass du darauf vertrauen kann, dass alles was kommt, auch wieder geht. Die positiven Gedanken und auch die weniger positiven. Alles kommt zum richtigen Zeitpunkt und geht dann auch wieder. Hundertprozentig. Immer.
Du bist nicht deine Gedanken. Gespräche und Bilder aus der Vergangenheit überfallen uns ständig. Überrollen uns. Drehen sich in Dauerschleife in unserem Kopf. Immer schneller. Nehmen uns die Luft zum Atmen, wenn wir sie nicht stoppen.
Wenn wir die Gedanken jedoch vorbeiziehen lassen, öffnet sich ein innerer Raum in uns.
Erst zaghaft.
Dann immer größer werdend.
Es ist der Raum der Kreativität.
Es ist der Raum, in dem wir genug Luft zum Atmen haben.
Der Raum, in dem wir nichts entscheiden, nicht wählen müssen.
Es ist der Raum der Bewusstheit.
Der Raum des Ich.
Der Raum der Kraft.
Es ist der Raum, in dem wir uns selbst widmen können, uns grenzenlos und vollkommen lieben können, vollständig vertrauen können, kraftvoll sind.
Es ist ein innerer Raum voller Magie.
Es ist der innere Raum der Stille.
Autor:in:
Maria Cristina begleitet seit mehreren Jahren als Yoga-Lehrerin Frauen und Männer auf dem Weg zu den eigenen Energiequellen. In ihrer Kolumne auf www.all4family.at setzt sie sich humorvoll und nachdenklich mit…