Was muss man über die kleinen Blutsauger wissen?
Blutsaugen an sich ist ja schon keine charmante Tätigkeit – die Zecke überträgt dabei aber auch noch unangenehme Krankheiten. Grund genug, sich eingehend mit diesem Parasiten zu befassen, der in der öffentlichen Wahrnehmung gerne unterschätzt wird. Im Folgenden eine Liste der häufigsten Irrtümer und die wichtigsten korrekten Informationen.
IRRTUM NR. 1: ZECKEN SIND NUR IM SOMMER AKTIV
Falsch. Zecken sind ab 5 Grad Celsius aktiv, also auch an milden Wintertagen.
IRRTUM NR. 2: ZECKEN FINDEN IHRE BEUTE, INDEM SIE SICH VON ÄSTEN AUF ARGLOSE PASSANTEN FALLEN LASSEN.
Nein, so jagt die Zecke nicht. Selbst erwachsene Tiere können nicht höher als 1,5 Meter klettern. Zecken halten sich vornehmlich am Boden, im hohen Gras und im Gebüsch auf. Streift ein Opfer die Zecke, krallt sie sich in Sekundenbruchteilen in Haut, Kleidern oder Fell fest. Dann sucht sie eine möglichst dünnhäutige, gut durchblutete Stelle zum Blutsaugen. Da die Zecke bereits während des Stechens ein betäubendes Sekret absondert, bleibt dieser Vorgang unbemerkt.
IRRTUM NR. 3: HIERZULANDE GIBT ES KAUM ZECKEN, DIE KRANKHEITEN ÜBERTRAGEN
Fehlanzeige. In unseren Breiten übertragen Zecken vor allem FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) und Borreliose.
- FSME ist eine Viruserkrankung
- Borreliose wird von Bakterien verursacht.
Die Fläche der FSME verseuchten Gebiete nimmt zu, mittlerweile ist ganz Österreich FSME-Endemiegebiet. Auch in den Nachbarstaaten ist die Durchseuchung hoch.
IRRTUM NR. 4: WENN ES DOCH PASSIERT IST, DIE ZECKE MIT ÖL ODER NAGELLACKENTFERNER BETRÄUBEN UND HERAUSDREHEN
Bloß nicht, ganz falsch! Diese brutale Vorgangsweise bringt die Zecke nur dazu, in Panik ihren Mageninhalt inklusive aller Keime in die Bissstelle zu entleeren.
- Die richtige Vorgangsweise: die Zecke mit einer (speziellen) Pinzette nahe der Haut fassen und gerade herausziehen.
- Nach dem Entfernen der Zecken die Stelle mit Wunddesinfektionsmittel reinigen.
GUT ZU WISSEN 1: WELCHE SYMPTOME TRETEN BEI FSME AUF UND WIE KANN MAN SICH SCHÜTZEN?
Die FSME-Viren werden innerhalb von wenigen Minuten nach dem Zeckenstich übertragen, da sie sich in der Speicheldrüse der Zecke befinden.
Die Erkrankung verläuft in drei Phasen.
- In der ersten Phase, die rund zehn Tage dauert, treten in 70 Prozent aller Fälle grippeartige Symptome mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen auf.
- Danach kommt es in der Übergangsphase zu einer scheinbaren Besserung und wenigen Tagen Symptomfreiheit. In 10 bis 30 Prozent der Fälle gelangt das Virus in dieser zweiten Phase in das Zentrale Nervensystem und führt zur Hirnhaut-, Gehirn- oder sogar Rückenmarksentzündung.
- Typische Symptome sind Nackensteifigkeit und Fieber über 40 Grad. Patienten können auch ins Koma, also in langanhaltende Bewusstlosigkeit, fallen. Von 100 Erkrankten sterben ein bis zwei in dieser Phase!
Die gute Nachricht: Gegen FSME gibt es eine wirksame Impfung, die gut vertragen wird. Dafür ist es aber wichtig, das Impfschema einzuhalten und auch die Auffrischungsimpfung nicht zu vergessen! Für Kinder ist ein spezieller Impfstoff auf dem Markt, der ab dem vollendeten 1. Lebensjahr gegeben werden darf. Während der Impfaktion von 1. Februar bis 31. August sind die FSME-Impfstoffe verbilligt!
GUT ZU WISSEN 2: WELCHE SYMPTOME TRETEN BEI BORRELIOSE AUF UND WIE KANN MAN SICH SCHÜTZEN?
Die auslösenden Bakterien, die sogenannten Borrelien, leben im Darm der Zecke.
- Bis die Borrelien in das Blut des Wirts gelangen, vergehen nach dem Stich daher ein paar Stunden.
- Nach einer Inkubationszeit von wenigen Tagen bis drei Wochen treten grippeartige Symptome auf. Das klassische Merkmal ist ein kreisrunder Ausschlag um die Einstichstelle, der auch wandern kann. Diese „Wanderröte“ zeigt sich allerdings nur in 50 Prozent der Fälle.
- In der nächsten Phase kommt es Wochen oder Monate später zu einem Befall der großen Gelenke, des Bewegungsapparates oder auch des Herzens.
- Im Spätstadium können nach Monaten bis Jahren Gelenksentzündungen und Erkrankungen des Nervensystems auftreten.
Gegen Borreliose gibt es keine Impfung und daher keine Vorbeugung, die Krankheit lässt sich aber durch Antibiotika gut behandeln. Wichtig: Ein positiver Blutbefund allein bedeutet noch nicht, dass man an Borreliose erkrankt ist. Entscheidend sind die Symptome!
GUT ZU WISSEN 3: PRAKTISCHE TiPPS
- Körper nach dem Aufenthalt im Freien nach Zecken absuchen. Dabei besonders auf Kniekehlen, Bauch und Brustbereich achten, bei Kindern auch auf Kopf, Nacken und Haaransatz.
- Entdeckte Zecken so schnell wie möglich entfernen.
- Bei grippeähnlichen Symptomen nach einem Zeckenstich unbedingt zum Arzt gehen! Das sollte auch tun, wer das Impfschema eingehalten und keinen Grund zur Besorgnis hat.
- Zeigt sich nach rund vier Wochen ein rötlicher Kreis, ebenfalls den Arzt aufsuchen, um abzuklären, ob möglicherweise eine Borreliose vorliegt.
Autor:in:
Zur Person: Mag. Elisabeth Sorantin hat Sprach- und Literaturwissenschaften studiert und sich vor allem auf die Vermittlung von komplexen Sachverhalten in einer allgemein verständlichen Sprache spezialisiert. Aktuelle Artikel