Vor 20 Jahren kaufte ich den ersten Kindersitz fürs Auto. Nachdem ich keine Ahnung hatte, vertraute ich einfach auf eine Marke, die man schon damals als eine – besser: als die einzige – Ikone unter den Autositzen bezeichnen konnte: RECARO. Wenn sie Sportsitze für Porsche bauen können, so dachte ich, sind sie wohl auch die richtige Wahl für meine Kinder.
RÜCKBLICK
Der Ursprung von RECARO liegt im 1906 gegründeten Karosseriewerk Reutter, das in den ersten Dekaden des vergangenen Jahrhunderts für Daimler-Benz und Porsche fertigte. Die Spezialisierung auf Autositze wurde 1963 durch den Verkauf der Karosseriefabrik an Porsche und die gleichzeitige Beauftragung begründet, exklusiv alle Porsches mit entsprechenden Sitzen auszustatten. Legendäre Modelle wie der 911er wurden durch Sitze von RECARO nochmals ausgezeichnet. Die Spezialisierung auf den Teilbereich der Autositze trieb die Entwicklung offensichtlich erst richtig voran. Nachdem man mit der Einführung von Schaumstoffpolsterungen statt Stahlfedern und Rosshaarfüllungen den Markt revolutioniert hatte, folgte gegen Ende der Sechzigerjahre mit den ersten Schalensitzen (1967) die konsequente Umsetzung der neuen Technologie. Der sogenannte Rallye-Sitz stand Pate für die nächsten Generationen von Autositzen. Die Kombination aus Sicherheit, Leichtbauweise, aber auch ergonomischem Design war der Anspruch, der die Entwicklung bis heute kennzeichnet. So ließen legendäre Automarken wie Aston Martin, Ferrari, Lamborghini oder Porsche ihre Fahrzeuge mit Sitzen von RECARO ausstatten.
LUFTFAHRTINDUSTRIE
1971 nutzte man das Know-how, um erstmals auch Flugzeugsitze zu konstruieren. Sitze für Flugzeuge oder Autos zu bauen heißt heute mehr denn je, den menschlichen Körper mit dem Fahrzeug zu verbinden. Dabei definiert im Prinzip immer Ersterer Form und Eigenschaften des Sitzes. Neben dem Aspekt der Sicherheit ist aber auch die Wirtschaftlichkeit ein entscheidendes Kriterium. Gerade in Flugzeugen müssen Sitze aus ökonomischer Notwendigkeit immer schmäler und leichter werden. Spart man bei jedem Sitz ein paar Zentimeter Tiefe ein, gewinnt man zusätzliche Sitzreihen, was für die unter starkem Druck stehende Luftfahrtbranche zweifellos von größter ökonomischer und auch – weniger Gewicht ist gleich weniger Kerosinverbrauch – ökologischer Bedeutung ist.
KINDERSITZE
Ein Vierteljahrhundert später erfolgte der nächste Schritt in ein neues und äußerst sensibles Marktsegment. Der RECARO „start“ war 1998 der erste Kindersitz im Sortiment und übrigens, wie eingangs erwähnt, mit ein Auslöser für den vorliegenden Artikel. Der „start“ setzte insofern auch neue Akzente, als er der erste mitwachsende Kindersitz war, dessen Lehne und Sitzfläche sich der Größe des Kindes anpassen ließen. Dieser Tradition folgend, brachte man 2006 die erste mitwachsende Babyschale auf den Markt. Und auch der Zero.1, das aktuelle Modell, setzt den Weg logisch fort.
Bisher standen Eltern vor der Frage, ob sie bei größer werdenden Kindern weiterhin eine Babyschale verwenden, die gegen die Fahrtrichtung positioniert ist, oder besser auf einen vorwärts gerichteten Kindersitz umsteigen sollen. Mit dem Zero.1 hat sich diese Frage erübrigt: Er bietet die Möglichkeit, den Sitz um 360 Grad zu drehen, und so kann man über die ersten Jahre dank 2-in-1-Kombi die für den eigenen Bedarf beste Variante wählen.
- Der Zero.1 Elite führt die Entwicklung konsequent weiter: Erstmals hat man Babyschale und Kindersitz in einem Produkt vereint. Für die extrem leichte herausnehmbare Babyschale sind viele Eltern (und deren Rücken) äußerst dankbar.
WARUM SITZEN FUSSBALLER AUF RECARO?
Um hier gleich alle Männerklischees zu bedienen: Nicht nur im Zusammenhang mit Autos kennt man den Namen RECARO, auch in Fußballstadien ist er anzutreffen. Nachdem der 1. FC Kaiserslautern 1994 im Rahmen eines Sponsorings von RECARO eine Spielerbank in Vereinsfarben erhalten hatte, machte die Idee Schule. Aktuell werden über 70 Spitzenklubs ausgestattet – darunter so klingende Namen wie Real Madrid oder Borussia Dortmund. Das Spiel mit dem Leder verbindet offensichtlich die beiden Welten.
ZUKUNFT UND VERGANGENHEIT
„111 Jahre Ingenious Design“: Wenn man 2017 den RECARO-Auftritt unter diesem Motto auf der „Retro Classics“, Europas größter Oldtimermesse, sieht, schließt sich der Kreis auf eine durchaus beeindruckende Weise. Kein Mythos ohne Geschichte, und keine gute Geschichte ohne Mythos.
- Dabei sind die nächsten Herausforderungen bereits am Horizont sichtbar: Selbstfahrende Autos werden auch völlig neue Anforderungen an Fahrzeugsitze stellen, sowohl an jenen des Fahrers, der nicht mehr selbst fährt, als auch an die der beifahrenden Kinder. Man darf gespannt sein, auf welche(n) Entwicklungen man in Zukunft setzen bzw. sitzen wird.
Autor:in:
ZUR PERSON Geschäftsführer von taco media, Herausgeber von NEW MOM, all4family & COOL DAD. Chefredakteur von COOL DAD.