Was sollte man wissen?
Wenn es kalt wird, versammelt man sich ums Feuer. Das gehört zu den großen archaischen Ritualen. Väter sind prädestiniert, diese Rituale zu pflegen und auch weiterzuentwickeln. Die zeitgemäße Version heißt Wintergrillen. Grillweltmeister Patrick Bayer unterstützt uns dabei mit einigen Profi-Tipps.
Im Zusammenhang mit dem Wintergrillen ergeben sich bei näherer Beschäftigung drei Fragestellungen:
- Welche Gerichte eignen sich dafür – insbesondere auch mit Akzeptanz der Kinder?
- Worauf sollte man aus Gründen der Sicherheit achten?
- Und schließlich: Wie argumentiert man gegenüber der Dame des Hauses, so dass das Stehen in der Kälte mit den Kindern nicht als völlig unsinnige väterliche Verirrung abgetan wird?
Die entscheidende Hilfestellung leistete uns Patrick Bayer, erfahrener Koch, Grillweltmeister und Vater von zwei Kindern.
Schlüsselthema 1: Auch beim Grillen gilt: Safety First
Bezüglich Sicherheit beim Grillen weiß natürlich jeder Bescheid. Doch gerade in dieser Selbstverständlichkeit lauern diverse kleinere oder größere Gefahren. Ein paar Punkte zum Equipment sollte man, unabhängig von Art und Zeitpunkt des Grillens, daher in Erinnerung rufen.
Richtiges Werkzeug
- Qualitativ hochwertige Grillzangen mit isoliertem Griff sind heute fast selbstverständlich, dennoch dürfen sie in dieser Auflistung nicht unerwähnt bleiben. Denn allzu schnell vergisst man zwischen alltäglicher Hektik und grenzenloser Begeisterung auf diese banalen Dinge; das Improvisieren mit einer normalen Gabel hat sich aber in mehrfacher Hinsicht als wenig sinnvoll erwiesen.
- Schon weniger selbstverständlich sind Grillhandschuhe.
Gerade für Kinder sind sie sehr zu empfehlen. In der Konzentration auf die optimale Behandlung des Grillguts erfolgt schnell einmal ein Griff an die falsche – und beim Grillen eben meist heiße – Stelle. Derartige kleine Unachtsamkeiten sind nur eine Frage der Zeit und deswegen sollten auch Erwachsene ernsthaft über Grillhandschuhe nachdenken. - Grillschürzen sind auch im Winter sinnvoll. Fettspritzer auf der Kleidung stellen ein mehrfaches Risiko dar. Nicht nur, dass die guten Stücke damit ziemlich unansehnlich werden – gerade bei Kunststofffasern besteht auch immer das Risiko, dass sie leicht entzündlich sind. Das Investment in eigene Grillschürzen für die Kinder lohnt sich auch abseits des Sicherheitsaspekts. Kinder sollten nicht Statisten sein, wenn der Vater grillt, sondern Teil eines gemeinsamen Erlebnisses. Die eigene Grillschürze ist ein kleines Symbol dafür, dass man ihnen diese Stellung zuerkennt.
Schlüsselthema 2: Widerstand von innen und ernsthafte Überlegungen
Es soll vereinzelt vorkommen, dass PartnerInnen der Idee des Wintergrillens mit einer gewissen Zurückhaltung gegenüberstehen – um nicht zu sagen, es für völligen Schwachsinn halten.
Argumente wie: die Kinder könnten sich verkühlen, man trägt Schmutz in die Wohnung, und Ähnliches werden vorgebracht. Gewisse Grundsätze eignen sich da nicht nur als erprobte Argumentationslinien, sondern lassen sich durchaus auch als ernsthafte Überlegungen zum Thema Grillen im Allgemeinen betrachten.
- Die einen stehen draußen, die anderen drinnen und die Kinder laufen ums Haus. Das kann zweifellos als unterhaltsamer Verlauf eines Grillabends angesehen werden und darf auch seinen Platz haben. Aber das Erlebnis, sich um das Feuer aufzustellen, ist gemeinsame Lebens- und Familienzeit und die ist es, die als Teil der kollektiven Familienerinnerung erhalten bleibt – eine emotionale Investition in die Zukunft.
- Bündnisse schmieden: Man sollte die Kinder ermutigen, auch FreundInnen einzuladen. Wintergrillen macht nicht jeder Vater. Damit lässt sich exzellent angeben und es sind Geschichten, die man sich auch nach Jahrzehnten als Erwachsener gerne erzählt – und vielleicht noch der nächsten Generation weitergibt.
- Sollte man mit diesen Argumentationslinien aus unerfindlichen Gründen scheitern, bleibt noch, den handwerklichen Aspekt herauszuarbeiten: Man opfert sich und steht allein in der Kälte, um für die Familie das Essen zuzubereiten und so diese Pflicht partnerschaftlich aufzuteilen. Es ist vielleicht nicht die große Faszination, alleine draußen zu stehen, aber ein meditativer Moment, in dem man für sich ist, mit Feuer und dem Grillgut beschäftigt, hat manchmal auch seine Berechtigung.
Grillen auf reine Nahrungszubereitung zu reduzieren, könnte man beinahe als Frevel ansehen. Ob man es alleine am Griller eher meditativ anlegt oder gemeinsam ein Hochamt feiert, in jedem Fall sollte man den Moment zelebrieren.
Autor:in:
Zur Person Mag. Claudia Ohnesorg-Csik studierte Handelswissenschaften an der WU Wien. Ist Mutter von zwei Töchtern. Sie ist für die Online Redaktion zuständig und verantwortet die Social Media Präsenz. Aktuelle…